Fehler bei PoB

  • Wir wissen alle, es gibt sie nicht, weil es sie nicht geben darf.
    Wenn es aber unter uns einen geben sollte, dem trotzdem was einfällt, der darfs hier aufschreiben!


    Griffiths darf zuerst:
    Ein zutiefst syhmpatischer Fehler, die Damen bleiben bei PoB immer Ende Zwanzig und wenn poB selber auffällt das er sich mit der Zeitschiene vertan hat, rettet er sich mit einem unfehlbarem medizinischen Urteil. In irgendeinem Band lässte er Maturin sagen: "Manche Schwangerschaften können ganz schön langwierig sein". :lol:

    'Man muss das Unmögliche veruchen, um das Mögliche zu erreichen' Herrmann Hesse

  • Zitat von "Griffiths"

    ... die Damen bleiben bei PoB immer Ende Zwanzig ...


    ... daran hat sich doch bis heute nichts geändert...

    Man wants but little here below, nor wants that little long.

  • 20a, 20b, 20c....


    Auffälliger ist da die gekonnt vertuschende Art und Weise Segelmanöver zu beschreiben.
    O'Brian war kein Segler, demnach hatte er keine Ahnung von der Materie und beschrieb manches MAl Mänöver die so nicht machbar waren.
    Aber keiner hat es schöner gemacht.

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • ... Keiner der Autoren war/ist Segler im hier bemühten Sinne! Irgendjemand hat mal geschrieben, heutzutage gäbe es in der Welt nicht Eine(n), der noch ein Segelkriegsschiff der damaligen Zeit - geschweige denn, eine Flotte - führen könnte. In "1805" gibt es ganz am Anfang eine Passage, in der Drinkwater auf Leggerwall Antigone club-haulen muss (mit dem Anker herumreißen). Bei der Beschreibung eines wichtigen Details dieses heiklen Manövers gibt es in der Übersetzung des Profis Minge einen massiven Widerspruch zur Manöverschilderung des Profis Woodman. (Das wäre mit Sicherheit ein Glanzlicht unserer Gespräche mit Uwe geworden - leider ist mir diese Passage erst letztes Jahr aufgefallen.)
    Will heißen: heutzutage einem der Autoren zu unterstellen, er habe keine/nicht viel Ahnung gehabt, finde ich insofern problematisch, als selbst die Forschung von vielen Dingen heutzutage nicht mehr eindeutig zu sagen weiß, wie man das damals überhaupt machen konnte...

    Man wants but little here below, nor wants that little long.

  • Theoretisch könnte man aber doch diese Erkenntnisse zurückgewinnen, indem man es mit einem Nachbau durchspielt.
    Natürlich würde niemand in der Praxis solch ein Schiff absichtlich diesem Risiko aussetzen.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Gerade Quincy sagte mal, das es bei PoB auffälliger war als bei anderen.
    Klar gibt es kaum noch einen der das live nach machen kann (ausser vielleicht die wenigen Rahsegler die noch unterwegs sind).
    Woodmann und auch Kent sind zumindest zur See gefahren, mit Seglern unterwegs gewesen, da ist die Physik einfach näher bei den Leuten.
    Ich kann auch besser IT Vorgänge erklären als eine Blinddarm OP, weil ich IT'ler und nicht Arzt bin.


    Aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • Irgendwann können die Roboterbastler- und Programmierer wahrscheinlich besser OPs ausführen als die Chirurgen... aber back to topic: Ich finde diese "Zeitfehler" auch seltsam; ich glaub in Band 11 schreibt er ja im Vorwort, dass er eigentlich die Jahre 1812a, b, c, usw... benötigte - was wohl daran liegt, dass die anfängliche Einzelgeschichte erst 1800 bzw. 1801 begann und die halben Weltumsegelungen wahrscheinlich auch immer ein Jahr oder länger dauerten. Da gingen ihm bis 1815 dann irgendwann die Jahre aus... ;)
    Aber es mutet schon seltsam an, wenn es dann heißt, wie alt und korpulent Jack doch geworden sei - seine Sophia aber wie gesagt immer erst Ende 20 ist, die Töchter aber mittlerweile schon schreiben und der Sohn laufen und sprechen kann...
    Da ich allerdings (bis auf eine Ausnahme) ausschließlich die deutschen Übersetzungen gelesen habe, könnte es sich vielleicht auch wieder um unglückliche Übersetzungen handeln, so dass eventuell eher "sieht immer noch so aus wie Ende 20" (29a, b, c, ... ) gemeint sein könnte.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Und selbst wenn man gefahren ist kann man sich, oder besser kann ich mich nicht wirklich in die Situation dieser Männer auf diesen Schiffchen hineinversetzen. Ich schreibe ganz bewußt Schiffchen. Denn selbst so eine Victory oder eine Ylland sind im Verhältnis zum Beispiel zu einem Containerfeeder in der Ostsee klein und zerbrechlich. Garnicht zu reden von den Schiffen auf großer Fahrt. Nur allein der Gedanke daran, daß so ein schöner Segler so weit überliegt, daß seine Rüsten eintauchen macht den Frachtschiffmann sehr nervös. Oder auch die normale Krängung bei guten Segelwinden, und das dann auch noch bei schwerem Wetter!!!!!


    Und dann noch: keine gute Maschine im Schiff mit der man ordentlich fahren kann. Oder auch so ein Ankermanöver. Dutzende von Hands, die sich elendig abmühen den Schlickhaken aufzuholen.
    Wenn ich das alles so bedenke, finde ich, daß die Autoren das schon ganz prima darstellen.
    Für mich ist die Geschichte und die Chraktere wichtiger. N.B. so ganz dicke Fehler, z.B. bei den geographischen Gegebenheiten sind mir bisher noch nicht aufgefallen.


    Angarvater

    To the optimist, the glass is half full.
    To the pessimist the glas is half empty.
    To the engineer, the glass is twice. As big as it needs to be.

  • Es sind eben auch nur (fiktive) Romane und keine Berichte, die ja auch bei jeder Darstellung unterschiedlich ausfallen würden. ;)

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Angeblich gibt es ja sogar handwerkliche Fähigkeiten, die noch Anfang des letzten Jahrhunderts allgemein ausgeübt wurden, die nach nicht mal hundert Jahren in Vergessenheit geraten sind. Über einige Mittelalterliche Fertigkeiten herrscht auch nur Rätselraten. Und mal ganz ehrlich: Wer von uns kann sich noch wirklich vorstellen, wie noch unsere Eltern oder spätestens Großeltern früher gelebt haben. Ohne Kühlschränke und teilweise sogar ohne Strom und den damit angetriebenen Maschinen? Da wundert es kaum, dass selbst "Profis" die konkrete Bedienung einer so komplexen "Maschine", wie eines großen Segelkriegsschiffes nicht korrekt beschreiben können. Ich bin kein Profi, aber ich glaube nicht wirklich, dass auch nur eines der noch schwimmenden Großsegler wirklich mit den Schiffen von 1800 vergleichbar ist. Und damit meine ich nicht die Unterbringung und Behandlung der Mannschaft oder die Verpflegung.

  • Die Segelmanöver sind richtig erwähnt, in irgendeinem Forum von früher hatte irgendeiner mal nachgewiesen, daß irgendein Manöver so und genauso schon einmal beschrieben wurde.

    'Man muss das Unmögliche veruchen, um das Mögliche zu erreichen' Herrmann Hesse

  • Das ist ja der Zauber der Zeit. Alles Handarbeit und Willen.
    Es überrascht mich immer wieder wenige Schiffe (Prozentual) eigentlich durch Sturm oder Technische Fehler verloren gingen.


    Aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • Bei den Segelmanövern verhält es sich bestimmt auch oft so, dass die, die gut schreiben können, von der Materie wenig Ahnung haben und umgekehrt.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Was auch kein Fehler sein muss:
    Es gibt Autoren die halten ihre Figuren strikt an der Leine, Woodmann und Kent sind Beispiele, PoB, (aber auch Forester) lassen ihre Figuren selber durch die Handlung laufen, d.h. die Figuren entwickeln sich im Lauf der Serie zu eigenständigen Typen und treiben dann merkwürdige Dinge.
    (manchmal fragt man sich sogar was in der Trinkflasche des Autors so alles drin sein mag :idea: )
    Etwas übertrieben hat PoB dies bei 'Tödliches Riff' und den folgenden Bänden, die ich zwar mit für die besten der ganzen Serie halte, aber leider ist die historische Genauigkeit (sowieso bei ihm nich dolle) und auch die Wahrhaftigkeit über Bord gegangen. Aus meiner Sicht an der Grenze zu Fantasy, besonders der Aufstieg Maturins zu diesem Tempel im Vulkankrater!

    'Man muss das Unmögliche veruchen, um das Mögliche zu erreichen' Herrmann Hesse

  • Ja, der Abschnitt mit der Tempelstory mutet schon etwas seltsam an... ;) Wahrscheinlich als reiner Gegenpol gedacht...
    Es lässt sich ja auch immer schlecht nachvollziehen, was der Autor wirklich schreiben wollte und nachher schreiben musste.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Zitat von "Griffiths"


    Etwas übertrieben hat PoB dies bei 'Tödliches Riff' und den folgenden Bänden, die ich zwar mit für die besten der ganzen Serie halte, aber leider ist die historische Genauigkeit (sowieso bei ihm nich dolle) und auch die Wahrhaftigkeit über Bord gegangen. Aus meiner Sicht an der Grenze zu Fantasy, besonders der Aufstieg Maturins zu diesem Tempel im Vulkankrater!


    Das ist schon eine interessante Aussage. Einerseits mit die besten Bände der Reihe und das dann versehen mit dem großen ABER. ;)
    Ich persönlich denke, gerade das macht doch den Reiz der endlosen Reise aus. POB lässt seine Personen irgendwie aus Raum und Zeit fallen und genau dadurch nimmt er seine Leser mit auf diese Reise. Jedenfalls ging es mir so, dass ich genau diese Mischung aus der Unendlichkeit des Ozeans und dem Gefühl, die Zeit sei stehen geblieben beim Lesen direkt empfand und das deckt sich ja mit dem, was seine Protagonisten fühlen. Dieser Ausflug zum Tempel setzt dem Ganzen dann noch die Krone auf. Einerseits fragte man sich, was das alles soll und andererseits war es schön und friedlich, wie ein überhöhter Gegenpol zu all den kriegerischen Erlebnissen, auf denen wir Jack und Stephen bis dahin begleitet haben.


    Noch ganz kurz zur historischen Genauigkeit. POB schreibt nicht wie Woodman Geschichten, die sich nahtlos in die wahre Geschichte einfügen lassen. Er vermittelt eher Lebensgefühle, obwohl er sich in weiten Teilen der Reihe schon reale Vorgänge nimmt und diese bearbeitet.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Ich meine, daß diese schönen Reihen ja kaum oder garnicht als Darstellungen historisch genauer Abläufe gedacht und geschrieben worden sind. Das Versetzen einer Erzählung in eine andere Zeit eröffnet doch dem Schreiber unglaubliche Gestaltungsmöglichkeiten. Wer kann sich denn heutzutage wirklich in die fachlichen Gedanken und auch die Empfindungswelt eines Seemannes im Age of Sail hineinversetzen. Sicher, die See ist immer noch in ihrer erhabenen Größe die Selbe wie vor langer Zeit. Nur dürfte es schon ein großer Unterschied sein, ob ich mit einem Segelschiff fast allen Launen und Kapriolen von See und Wind ausgeliefert bin, oder meine 40000 KW anlaufen lasse und gegenan fahre, oder dann einlaufe wann ich es will.


    Die wirklich gesicherten historischen Fakten beschränken sich im Wesentlichen auf die Kalenderdaten, die wenigen offiziellen Dokumente und persönlichen Aufzeichnungen. Und POB beschränkt sich in literarischer Freiheit darauf seine Helden in einer weit zurück liegenden Zeit, von der der heutige Leser nur weis, daß es da keine Maschinen,kein Telefon usw. gibt anzusiedeln. Die Historischen Eckdaten bestimmen doch nur den ungefähren Zeitrahmen, und sollen wohl auch nicht mehr sein. Er hätte auch einleitend sagen können: once upon a time there was.....


    Im Übrigen wird dieser literarische Kunstgriff ja in anderen Genres auch benutzt. Starwars, Der Herr der Ringe usw. Immer werden eigene Universen geschaffen und es kann sich der Leser von seinen Helden dothin mitnehmen lassen.


    In sofern ist für mich diese schöne Paradieswelt, die Maturin im Krater erlebt, eine herrliche Reise in eine mir nicht zugängliche aber fasziniernde Traumwelt.

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