Wenn manch mich in der alten Geschichte in der Richtung umsehe fällt mir auf, daß die Symptome der PTBS als dem "Heldentum" zugehörig angesehen wurden. Der seine Pflicht getane alte Kämpfer wird hoch geehrt und als besonders erfahren und weise angesehen. Seine Deformationen und, das was man heute als Verhaltensstörungen bezeichnen würde, galten als "normal". Im sogenannten klassischen Griechenland galt der alte Spruch des Zeus, daß der Krieg der Vater aller Dinge sei.Auch die Religion des "alten" Griechenlandes besteht ja nur aus ständigen Kämpfen, die ohne Erbarmen geführt wurden. Die mit solchen Kämpfen einhergehende psychische Schädigung wird, wenn man sie daraufhin mal genau ansieht, im Trojanischen Krieg gut dargestellt. Je länger der Krieg dauert, desto bestialischer und erbarmungsloser werden die als besondere Taten dargestellten Tötungen.
Odysseus ist ein Beispiel. Als er nach der langen Zeit der Kämpfe wieder zu Hause ankommt muß er um seine Frau und damit um sein Königreich in einem Wettkampf bestehen. So weit, vielleicht auch noch gut. Nach seinem Sieg macht der, vom Krieg Geformte, der Sache nicht mit einem Handschlag mit den Unterlegenen ein Ende, sondern er erschießt die Unterlegenen.
Oder Rom: abgesehen von Cato dem Älteren ( Dauerspruch: delendam Carthago!) als erbarmungslosem Kriegstreiber, ist auch beim hochgelobten Gaius Julius Caesar in seinen Kriegsberichten zu lesen, daß seine Kampfmethoden im Verlaufe der langen Kriegsgeschichte immer brachialer wurden. Von der Niederkämpfung der Heerhaufen der Stämme bis hin zur Ermordung ganzer Völkerschaften. Caesar veränderte sich im Laufe der Feldzüge immer mehr. Unter Umständen durch ein bei ihm auftretendes PTBS, da er häufig unmittelbar in den Kämpfen handgemein werden mußte. Und die Legionäre? Bei 20Jahren Dienstzeit mit einer großen Zahl an Kampfeinsätzen dürfte die Männer ebenso geschädigt gewesen sein. Das fiel kaum auf, da die Legionäre sich fast nur im Dunstkreis der Legion bewegten. Gleicher unter gleichgeschädigten.
Und so weiter und so fort. M.E. wurden die Staatsgesetze und die Ethik der Staaten bis zur Demokratisierung der Völker überwiegend von Veteranen gemacht. Im übrigen war die Anzahl der Soldaten bis zur Französischen Revolution im Verhältnis zur Bevölkerungszahl sehr klein. Der zitterige, arbeitsunfähige "abgehalfterte" alte Soldat ging niemanden etwas an, und werde bestenfalls, wenn er denn bettelte, mit kleinsten Almosen bedacht. Ein Zitat aus einem bitteren Soldatenlied der Zeit ( Oh König von Preußen) bezogen auf Fürsorge des nicht mehr verwendbaren Veteranen: ... die Kräfte sind dahin. Geh Alter nimm den Bettelsack bist doch Soldat gewest
Erst durch die allgemeine Wehrpflicht mit den aufeinander treffenden Massenheeren wurde der Seelische Zustand der Überlebenden für viele sichtbar, und da man ihn als Krankheit ansah mit heute unvorstellbaren Methoden behandelt. (siehe Anmerkung von Richard Howe. Auch das Britische Heer reagierte, zumindest in der Anfangszeit des WW1, brachial auf im Gefecht psychisch zusammenbrechende Soldaten. Da es nicht sein konnte, daß die "ruhmreiche" Schlacht, außer den "edlen" Verwundungen, die Seele der Soldaten deformiert oder zerstörte, wurden diese Opfer zu Feiglingen erklärt und erschossen.
So viel wollte ich eigentlich garnicht dazu schreiben, aber es ist schon ein bewegendes Thema.