Beiträge von Angarvater

    Hier ein Auszug aus dem Werfttagebuch..


    Nach dem der Fockuntermast mit Wuhlingen fertiggestellt worden war, wurde er in den Neubau eingesetzt.

    Die Fockmars wurde montier und befestigt, und das ganze gepönt.

    Beide Rüsten bekamen ihre Jungfern , und es wurden die Wanten und Seitenhanger abgelängt und gekleedet.


    Bilder gibt es erst, wenn der Forckuntermast fertig getakelt ist.

    Aye, Mates,


    Die Untertanen des Groß sind getakelt. Hier einige Bilder dazu. Hier insgesamt von Achtern gesehen



    Die beiden ersten Wanten wurden gekleedet. Diese Maßnahme diente dazu zu verhindern, daß die Großrah, wenn sie hart angebrasst gefahren wurde, am Wanst schamfilte.







    Die beiden letzten Wantenreeps auf Backbord. Die Enden werden erst, wenn der Mast mit den Tagen und ggf. Pardunen fertig getakelt worden ist.



    Die "Dicke"sieht schon einwenig nach Segelschiff aus.



    Eine Frage konnte ich bisher noch nicht klären, nämlich ob die Wanten eines Kauffahrers um 1670 geschlichtet wurden. Die Literatur schweigt sich entweder dazu aus oder, wie Anderson, heißt es könnte oder könnte auch nicht. Na, vielleicht findet sich da ja noch eine Quelle.


    Cheerio!


    Angarvater

    Aye, Aga,


    Da ich gerade dabei bin die Unterwanten des Groß zu takeln fiel mir noch so eine für mich dubiose Sache auf. Demnach müssen!!! die oberen Jungfern alle in einer Linie liegen. Lasse ich mir ja gern bei Stahlseilen mit definiertem, gleichem Reck gefallen. Und die werden und wurden mit Spindeln gespannt. Die im Age of Sail getakelten Seile aus Hanf ( kam’s aufs Geld nicht an auch Manilahanf) hatten, so die Meinung des Seilermeisters Brockmann, Hannover, immer unterschiedlichen Reck und die Wanten mußten bedarfsweise, also ggf. auch einzeln durchgesetzt werden. Ich kann mir nicht vorstellen, daß es dabei eine Rolle spielte, ob die Jungfern in einer Linie lagen oder nicht. Stramm mußten die Wanten sein.


    P.s. Die Kauschen sollten ja auch noch bearbeitet, sprich verschlankt, werden.


    P.P.S. Hier Eineige Bilder zum Bauzustand bei Werftschluß.


    Die Seitenhanger im Endzustand



    Und hier die ersten beiden Wantenpaare des Großuntermastes.




    Cheers!


    Angarvater

    Jetzt beginnt die eigentliche Takelarbeit. Wie immer kommen zuerst die Seitenhanger an die Reihe. Back- und Steuerbord jeweils ein Spann. Die Hanger werden im Mittelbereich, genau wie die Wanten gekleedet. Die Augen dann gezeißt. Die hölzernen Kauschen werden noch etwas bearbeitet, insbesondere noch dunkel gemalt.



    Probeeinbau




    Eins der Augen der acht Wantenspanne.




    Dimensionen: Want aus 1,5mm Moropeseil, Zeitung aus 0,4mm Moropeseil


    Ich verwende nur rechtsgeschlagenes Seil. Die endlosen Diskussionen über je nach Schiffsseite rechts- oder linksgeschlagene Seile hat mir nie eingeleuchtet.


    Cheers!

    Angarvater

    Aye,Mates,


    ich finde die obigen Posts schon recht lustig. Ob Zahn oder nicht Zahn, daß ist bei meinem Neubau keine Frage.

    Als nächsten Schritt wurden die Jungfern des Großuntermastes ( tolles Wort :hmm: ) mit ihren Rüsteisen gemacht. Nach der reinen Lehre bestehen diese Teile aus um die Jungfer warm geschmiedete Bänder die über Ketten oder Bänder zur Bordwand geführt werden. Da habe ich etliche Varianten erfolglos ausprobiert, um dann bei der von den Superhelden abgelehnten Varianten des um die Jungfer gelegten und dann verdrillten Eisendrahtes zu bleiben. Dafür benutze ich in diesem Fall 0,8mm Stahldraht (probat ist der Draht des schwedischen Zulieferers IKEA, den der aber fahrlässiger Weise zum Aufhängen von Bilderrahmen vermarktet. Wie immer bei Stahldraht hilft es, wenn man das Material ausglüht. Da angeblich die für die Befestigung zu bildenden Augen sich leicht aufziehen ist es sinnvoll beide Drahtenden gegenläufig zur Öse zu biegen und das Auge nochmal zu Glühen und dann in Wasser abzuschrecken. Das ist auch als Wasserhärten bekannt, und hält bei einigen meiner ersten Schiffe seit mehr als 30 Jahren.


    So, Schluß mit der Simpelei. hier zwei Bilder vom zustand des Neubaus bei Werftschluß.







    Apropos: "Bonden" Kann ich auch. Eigentlich wollte ich heute Abend noch die Seitenhanger takeln. Eigentlich fiel mir dabei auf, daß die Mars nach Steuerbord gekippt war. Mistkram. Also , Japansäge und Stecheisen in Betrieb genommen und die Mars gelöst, korrigiert und richtig eingebaut. So in etwa 2 Stunden Arbeit.


    Cheers Angarvater

    Nach einer sehr schönen Woche im Koningrig Danmark ging es jetzt auf der Werft weiter. Mastbau. Einfach nur so, oder weil es mir so gefiel, habe ich zuerst den Großuntermast gemacht und eingesetzt.



    Mit Hilfe der Laseranlage wurde der Mast "ins Wasser " gestellt, sprich lotrecht zum Kiel eingerichtet.




    Der Untermast bekam 4 Wuhlinge mit Eisenbändern. Und wie se so ist, werden ich den Mast anschließend mit den Wanten takeln und damit sichern.


    Cheers!!


    Angarvater

    Es war ein durchweg gelungener Abend. Die Musikauswahl im 1. Teil war sehr gut, teilweise sogar originell. Leider scheiterte auch die diesjährige Sängerin an Rule Britania und brachte kaum ein gerades Wort heraus.

    Dem ist zuzustimmen. Die höfische Musik dieser Art, mit ihren Koloraturen, ist selbst für in der Wiener Klassik beheimateten Sängern schwierig. Dennoch war es ein guter Abschluss der diesjährigen Proms.

    Well, Mates,


    die Werft nimmt ihren Betrieb wieder auf.


    Als erstes wurde der Galionslöwe etwas überarbeitet. Er wurde etwas schlanker und bekam kräftigere Zähne.



    Wichtiger: die Fertigung der Masten liegt an, also Bauteile anfertigen. Als erstes hier die Marse





    Die tragenden Salingen werden erst nach Fertigung der Masten gemacht.



    Cheers!


    Angarvater

    Besonders eigenwillig finde ich die superschlanken Körper, die bei den meisten dieser Viecher so oder ähnlich, geschnitzt wurden. Und während die Galionslöwen der Königsschiffe edle Allongeperücken trugen, hatten die niederländischen Löwchen einen „wilden Mopp“ , wenn auch golden, übergestülpt.


    Ein niederländischer Freund sagte mir mal dazu, daß die niederländischen Reeder der damaligen Zeit ihren Spaß daran hatten die Königslöwen der beiden Großen, Spanien und England mit ihren Löwenkarikaturen auf die Schippe zu nehmen.


    Wäre mal interessant die Galionsfigur der Seven Provinzien daneben zu sehen.

    Was sich nicht vermeiden lässt ist, daß das Schiff eine Galionsfigur braucht. Da kommt bei einem holländischen Kauffahrer nur ein Löwe in Betracht. Nach allem was ich schon beim Bau der Utrecht sah, waren die niederländischen Löwen immer ziemliche eigenwillige Teile. So ein wenig Persiflage auf die Königslöwen der Monarchien.


    Dieses Schmusetier habe ich viermal geschnitzt. Letztendlich habe ich das Kätzchen jetzt an seinen Platz gebracht, ohne so richtig damit zufrieden zu sein. Aber immerhin: hier ist er nun:






    Cheers!


    Angarvater

    Wenn manch mich in der alten Geschichte in der Richtung umsehe fällt mir auf, daß die Symptome der PTBS als dem "Heldentum" zugehörig angesehen wurden. Der seine Pflicht getane alte Kämpfer wird hoch geehrt und als besonders erfahren und weise angesehen. Seine Deformationen und, das was man heute als Verhaltensstörungen bezeichnen würde, galten als "normal". Im sogenannten klassischen Griechenland galt der alte Spruch des Zeus, daß der Krieg der Vater aller Dinge sei.Auch die Religion des "alten" Griechenlandes besteht ja nur aus ständigen Kämpfen, die ohne Erbarmen geführt wurden. Die mit solchen Kämpfen einhergehende psychische Schädigung wird, wenn man sie daraufhin mal genau ansieht, im Trojanischen Krieg gut dargestellt. Je länger der Krieg dauert, desto bestialischer und erbarmungsloser werden die als besondere Taten dargestellten Tötungen.


    Odysseus ist ein Beispiel. Als er nach der langen Zeit der Kämpfe wieder zu Hause ankommt muß er um seine Frau und damit um sein Königreich in einem Wettkampf bestehen. So weit, vielleicht auch noch gut. Nach seinem Sieg macht der, vom Krieg Geformte, der Sache nicht mit einem Handschlag mit den Unterlegenen ein Ende, sondern er erschießt die Unterlegenen.


    Oder Rom: abgesehen von Cato dem Älteren ( Dauerspruch: delendam Carthago!) als erbarmungslosem Kriegstreiber, ist auch beim hochgelobten Gaius Julius Caesar in seinen Kriegsberichten zu lesen, daß seine Kampfmethoden im Verlaufe der langen Kriegsgeschichte immer brachialer wurden. Von der Niederkämpfung der Heerhaufen der Stämme bis hin zur Ermordung ganzer Völkerschaften. Caesar veränderte sich im Laufe der Feldzüge immer mehr. Unter Umständen durch ein bei ihm auftretendes PTBS, da er häufig unmittelbar in den Kämpfen handgemein werden mußte. Und die Legionäre? Bei 20Jahren Dienstzeit mit einer großen Zahl an Kampfeinsätzen dürfte die Männer ebenso geschädigt gewesen sein. Das fiel kaum auf, da die Legionäre sich fast nur im Dunstkreis der Legion bewegten. Gleicher unter gleichgeschädigten.


    Und so weiter und so fort. M.E. wurden die Staatsgesetze und die Ethik der Staaten bis zur Demokratisierung der Völker überwiegend von Veteranen gemacht. Im übrigen war die Anzahl der Soldaten bis zur Französischen Revolution im Verhältnis zur Bevölkerungszahl sehr klein. Der zitterige, arbeitsunfähige "abgehalfterte" alte Soldat ging niemanden etwas an, und werde bestenfalls, wenn er denn bettelte, mit kleinsten Almosen bedacht. Ein Zitat aus einem bitteren Soldatenlied der Zeit ( Oh König von Preußen) bezogen auf Fürsorge des nicht mehr verwendbaren Veteranen: ... die Kräfte sind dahin. Geh Alter nimm den Bettelsack bist doch Soldat gewest


    Erst durch die allgemeine Wehrpflicht mit den aufeinander treffenden Massenheeren wurde der Seelische Zustand der Überlebenden für viele sichtbar, und da man ihn als Krankheit ansah mit heute unvorstellbaren Methoden behandelt. (siehe Anmerkung von Richard Howe. Auch das Britische Heer reagierte, zumindest in der Anfangszeit des WW1, brachial auf im Gefecht psychisch zusammenbrechende Soldaten. Da es nicht sein konnte, daß die "ruhmreiche" Schlacht, außer den "edlen" Verwundungen, die Seele der Soldaten deformiert oder zerstörte, wurden diese Opfer zu Feiglingen erklärt und erschossen.


    So viel wollte ich eigentlich garnicht dazu schreiben, aber es ist schon ein bewegendes Thema.