Beiträge von Angarvater

    Besonders eigenwillig finde ich die superschlanken Körper, die bei den meisten dieser Viecher so oder ähnlich, geschnitzt wurden. Und während die Galionslöwen der Königsschiffe edle Allongeperücken trugen, hatten die niederländischen Löwchen einen „wilden Mopp“ , wenn auch golden, übergestülpt.


    Ein niederländischer Freund sagte mir mal dazu, daß die niederländischen Reeder der damaligen Zeit ihren Spaß daran hatten die Königslöwen der beiden Großen, Spanien und England mit ihren Löwenkarikaturen auf die Schippe zu nehmen.


    Wäre mal interessant die Galionsfigur der Seven Provinzien daneben zu sehen.

    Was sich nicht vermeiden lässt ist, daß das Schiff eine Galionsfigur braucht. Da kommt bei einem holländischen Kauffahrer nur ein Löwe in Betracht. Nach allem was ich schon beim Bau der Utrecht sah, waren die niederländischen Löwen immer ziemliche eigenwillige Teile. So ein wenig Persiflage auf die Königslöwen der Monarchien.


    Dieses Schmusetier habe ich viermal geschnitzt. Letztendlich habe ich das Kätzchen jetzt an seinen Platz gebracht, ohne so richtig damit zufrieden zu sein. Aber immerhin: hier ist er nun:






    Cheers!


    Angarvater

    Wenn manch mich in der alten Geschichte in der Richtung umsehe fällt mir auf, daß die Symptome der PTBS als dem "Heldentum" zugehörig angesehen wurden. Der seine Pflicht getane alte Kämpfer wird hoch geehrt und als besonders erfahren und weise angesehen. Seine Deformationen und, das was man heute als Verhaltensstörungen bezeichnen würde, galten als "normal". Im sogenannten klassischen Griechenland galt der alte Spruch des Zeus, daß der Krieg der Vater aller Dinge sei.Auch die Religion des "alten" Griechenlandes besteht ja nur aus ständigen Kämpfen, die ohne Erbarmen geführt wurden. Die mit solchen Kämpfen einhergehende psychische Schädigung wird, wenn man sie daraufhin mal genau ansieht, im Trojanischen Krieg gut dargestellt. Je länger der Krieg dauert, desto bestialischer und erbarmungsloser werden die als besondere Taten dargestellten Tötungen.


    Odysseus ist ein Beispiel. Als er nach der langen Zeit der Kämpfe wieder zu Hause ankommt muß er um seine Frau und damit um sein Königreich in einem Wettkampf bestehen. So weit, vielleicht auch noch gut. Nach seinem Sieg macht der, vom Krieg Geformte, der Sache nicht mit einem Handschlag mit den Unterlegenen ein Ende, sondern er erschießt die Unterlegenen.


    Oder Rom: abgesehen von Cato dem Älteren ( Dauerspruch: delendam Carthago!) als erbarmungslosem Kriegstreiber, ist auch beim hochgelobten Gaius Julius Caesar in seinen Kriegsberichten zu lesen, daß seine Kampfmethoden im Verlaufe der langen Kriegsgeschichte immer brachialer wurden. Von der Niederkämpfung der Heerhaufen der Stämme bis hin zur Ermordung ganzer Völkerschaften. Caesar veränderte sich im Laufe der Feldzüge immer mehr. Unter Umständen durch ein bei ihm auftretendes PTBS, da er häufig unmittelbar in den Kämpfen handgemein werden mußte. Und die Legionäre? Bei 20Jahren Dienstzeit mit einer großen Zahl an Kampfeinsätzen dürfte die Männer ebenso geschädigt gewesen sein. Das fiel kaum auf, da die Legionäre sich fast nur im Dunstkreis der Legion bewegten. Gleicher unter gleichgeschädigten.


    Und so weiter und so fort. M.E. wurden die Staatsgesetze und die Ethik der Staaten bis zur Demokratisierung der Völker überwiegend von Veteranen gemacht. Im übrigen war die Anzahl der Soldaten bis zur Französischen Revolution im Verhältnis zur Bevölkerungszahl sehr klein. Der zitterige, arbeitsunfähige "abgehalfterte" alte Soldat ging niemanden etwas an, und werde bestenfalls, wenn er denn bettelte, mit kleinsten Almosen bedacht. Ein Zitat aus einem bitteren Soldatenlied der Zeit ( Oh König von Preußen) bezogen auf Fürsorge des nicht mehr verwendbaren Veteranen: ... die Kräfte sind dahin. Geh Alter nimm den Bettelsack bist doch Soldat gewest


    Erst durch die allgemeine Wehrpflicht mit den aufeinander treffenden Massenheeren wurde der Seelische Zustand der Überlebenden für viele sichtbar, und da man ihn als Krankheit ansah mit heute unvorstellbaren Methoden behandelt. (siehe Anmerkung von Richard Howe. Auch das Britische Heer reagierte, zumindest in der Anfangszeit des WW1, brachial auf im Gefecht psychisch zusammenbrechende Soldaten. Da es nicht sein konnte, daß die "ruhmreiche" Schlacht, außer den "edlen" Verwundungen, die Seele der Soldaten deformiert oder zerstörte, wurden diese Opfer zu Feiglingen erklärt und erschossen.


    So viel wollte ich eigentlich garnicht dazu schreiben, aber es ist schon ein bewegendes Thema.

    Da hier ab Nachmittag sich einige Gewitter ausdonnerten bot es sich an in der Werft wieder einwenig "Kleinarbeiten" zu machen.

    Im Wappenfeld des Heckspiegels fehlte noch ein Teil. Eine Krone oder sonst so etwas aus der Heraldik fand ich nur bedingt interessant. Da kam mir die Idee hierzu:



    Und hier hat er seine Position eingenommen.




    Cheerio!


    Angarvater

    Inzwischen sind noch weitere Mengen an Jungfern gefertigt worden. Als "Zwischendurcharbeit" wurde der Ständer für die Witsen hergestellt.


    Wie schon seit Längerem mache ich diese Teile aus Plexiglas. Es ergab sich einmal so, daß für den Ständer der HMS Agamemnon gerade kein passendes Holz am Lager war, dafür etliche Stücke Plexiglas, aus denen dann ein Interimsständer gemacht wurde. Allerdings sagten dann, unabhängig voneinander, ihre Landschaft und ein befreundeter "Fischkuttershipwright": schön, wie sie auf ihrem gläsernen Ständer dahin schwebt. Genau betrachtet empfand ich das auch so, daß der ziemliche Brocken HMS Agamemnon wirklich leicht und elegant da wie auf herrlichem Wasser schwebte. Ergo wurden von da ab alle meine Modelle mit dieser Bauart ausgestattet.


    Also, lange Rede kurzer Sinn: hier ist der Ständer für die Witsen.



    Plexiglas, klar, 10mm stark





    Cheers!


    Angarvater


    P.s. Seltsam fand ich, daß einer meiner Plexiständer an anderer Stelle schon bei einigen Kollegen Unmut erzeugte: sowas willst Du doch deinem Schiff wirklich nicht antun. Nun, darauf ist es unsinnig einzugehen. In einem leider nicht mehr existierenden britischen Forum kam die lakonische Antwort: You made it in your way. und: horse for courses, that's the way.

    Aye, Peter, so eine Feederreise noch Norge ist schon ein unvergeßliches Erlebnis. Ist man erstmal auf den Geschmack gekommen, sei es der Seehunger oder die Norwegenverliebtheit, stellt sich bald heraus, so war es bei uns, das dieser Virus unheilbar ist.


    Danke für schönen Bilder und Texte,



    Angarvater

    Nun noch die nächsten Arbeitsschritte bei der Fertigung der Jungfern. Bevor ich es vergesse, die Teile haben einen Durchmesser von 9mm.


    Ein wenig Planschleifen, Versäubern und Ansenken der Gatten



    Dieses Häufchen braucht jetzt noch die Umlaufnuten für die Aufnahme der Wanten.



    Sieht dann in etwa so aus.




    Werftschluß


    Cheers!


    Angarvater


    P.s. Als nächste Größe werden 70 Jungfern mit dem Durchmesser 6mm gemacht.

    Aye, Mates!


    Spaßeshalber wurden die beiden Niedergänge zum Achterdeck und zur Poop mit Handläufen, sprich Seilen versehen. In den Plänen sind die zwar nicht gezeichnet, aber bei Höhenunterschieden von circa 2m kann ich mir nicht vorstellen, daß man diese Niedergänge ohne die Seitenleinen gebaut hat.



    Da das Material für die Masten noch unterwegs ist wurde schon mal mit der Fertigung der Jungfern für die Untermasten begonnen. Für Vor- und Großmast werden 60 Stück benötigt, für den Besan ( etwas kleiner) nur 16Stück.


    Also die altbekannte Reihenfolge: Bohren der Gatten auf dem Teilapparat.



    Dann Sägen der "Scheiben"



    Schleifen und Anpassen der Gatten und brechen der Kanten kommen als nächstes dran.



    Best Regards


    Angarvater

    Als wir vor einigen Jahren mit einem Feeder nachts Bergen anliefen meinte der Käptn. , daß man eigentlich vor lauter Regen Bergen erst sieht wenn man direkt in der Einfahrt zum Containerhafen ist. Am nächsten Tag ging es ebenfalls bei strahlendem Wetter nach Maloy.

    Kommentar des Käptn: ich hab mich versteuert, das ist hier die Karibik, und nicht Norwegen.


    Gute Reise

    Als alter Chief sage ich dazu nur: immerhin könnte Dein Feeder die hochverehrte HMS Victory mit ihten 66m Länge und 3566 Tonnen Gewicht ohne Probleme auf Oberdeck nehmen und verfrachten. In dem Fall würde die Altehrwürdige, sozusagen zum Beiboot! Oder?


    Duckundschnellrenntweg

    Baut hier auch mal wieder jemand ein englisches Schiff? Nur Holländer auf den Hellings - ist ja krass! fr21

    Na ja, da ist schon was in der Überlegung für die Zeit nach der Witsen.

    Das Problem ist nur, daß danach in Englands Königsflotte so richtig dicke Pötte von Interesse sind. Kommt man ja gleich und unwillkürlich auf die " Sovereign of the Seas". Einerseits schon oft gebaut, und andererseits habe ich zu so viel Schnitzwerk, glaube ich im Augenblick jedenfalls, auch keine Lust. Und nochmals: andererseits hat mich meine Enkelin Lena gebeten doch nochmal so ein Schiff mit Inneneinrichtung wie die Staatenjacht Utrecht zu bauen. Dabei kommt mir der Gedanke doch vielleicht nur das Achterschiff mit seinem Heckschmuck und seinem Inneren zu bauen. Mal sehn.


    P.s. da war doch noch was bei der Witsen zu machen. Ah ja, die Takelage. Also bis zum nächsten Neubau ist es noch einige Zeit hin.