Und nun das, was wieder den Verdacht aufkommen lassen könnte, ich würde Spaß daran haben: ein Abriss. 
Ich ahnte es schon, dass mir die Finknetze so gegen Ende der Arbeiten an der Mercury nochmal ganz besondere Momente bescheren würden.
Die Halterungen für die Netze konnte ich einer der Ätzplatinen aus dem Hause dafi entnehmen; auch der Netzstoff selbst lag damals der Lieferung bei.
Zuerst stand die Überlegung, in welcher Reihenfolge ich die Arbeiten angehe. Finknetzhalter auf die Reling kleben, dann die Netze anbringen, dann die Matten rein? Oder doch lieber alles an Land fertigen und als fertiges Konstrukt anbringen? Ich brauchte da nicht lange nachdenken: Ein Arbeiten direkt auf der Reling wäre Wahnsinn - viel zu viele Taue und anderer Krams im Weg.
Also dann, los geht's. Die Halterungen aus der Platine geschnitten und ab ins Brünierbad.

Aus dem Netz passende Streifen für die beiden Netze geschnitten. Dann mit 0,1mm Takelgarn Netz und Halterungen verbinden - eine etwas fummelige, aber dennoch leichte Aufgabe. Kurze Sichtprobe, ob die Höhe der gewählten Halter auch stimmig ist - jepp.

Der auch eingefädelte Faden unten ist ein "Arbeitsfaden", er sorgt dafür, dass das Netz auch wirklich bis unten reicht und nicht nach oben rutscht. Er sollte dann später wieder verschwinden. So, das sieht dann erstmal nicht schlecht aus.

Nun die Hängematten. Sie hatten im Original genormte Maße - 72 x 36 Zoll. Guckst du hier. Probeliegen auf einem Reststück Segeltuch - passt, vielleicht noch ein Millimeter mehr in Länge und Breite.

Also schneide ich mir die entsprechenden Stücke aus Segelresten - hatte da u.a den noch fast kompletten Segelsatz der Papegojan - und rolle diese längs mit verdünntem Weißleim auf. Nach dem Antrocknen werden die Röllchen geknickt, später dann eingebunden. Ich baue immer Päckchen zu je acht Matten, verbinde sie miteinander ähnlich wie beim Korbflechten - geht schnell, sieht so aus, sei jede Matte einzeln zusammengebunden und sorgt dafür, dass die Matten schön dicht aneinander sitzen.


Die einzelnen Päckchen klebe ich dann aneinander, bis ich eine schöne feste Reihe habe, die nun nur noch in das Netz muss.
Und dann ab an Deck. Es macht sich wunderbar leicht, das gesamte Gebilde auf die Reling zu kleben.

Hmm. Für einen kurzen Moment gefällt es mir, aber nur für einen kurzen Moment. Irgendwie ist alles nicht stimmig. Die Position insgesamt ist richtig, länger war das Ding auf diesem Schiff nicht. Klar, es ist erst einmal ein ungewohnter Anblick, im ersten Augenblick würde man sagen, das versaut die gesamte Optik. Ok, ja, da muss man sich dran gewöhnen - und sie gehören da nun mal definitiv hin.
Nein, es sind die Matten selbst, die nicht passen. Sie stehen zu hoch. Dazu kommt noch, dass man nicht das Gefühl hat, dass sie wirklich in die Netze gestopft wurden, wie es damals wohl üblich war, damit alle unterkommen und im Gefechtsfall eben auch noch einen kleinen Schutz vor feindlichen Musketenkugeln bieten.
Tja, und da hab ich dann eben alles wieder runtergefetzt. Die Reling hat darunter etwas gelitten, aber das ist unproblematisch. Wenn die Netze wieder drauf sind, sieht man da nichts mehr davon.
Jessica und ich haben dann gestern Abend noch lange diskutiert und verschiedene Ideen gewälzt. Im Ergebnis habe ich jetzt ziemlich klare Vorstellungen, wie ich es beim nächsten Mal besser mache. Werde da mal ein wenig herumprobieren, und dann sehen wir weiter. 