Beiträge von Richard Howe

    Die "Yellow" Admirals gehen wohl auf eine Order des Privy Councils im Jahre 1718 zurück. Diese erlaubte es den Lords der Admiralität, nur entsprechend "fähige" Offiziere für die Admiralslaufbahn zu befördern und somit den reinen Anspruch gemäß Seniorität aufzuweichen.

    1747 wurde es den Lords erlaubt, langgediente und verdienstvolle Käpitäne zu pensionieren, wenn diese ihrem Ermessen nach zu alt und/oder gebrechlich für den aktiven Dienst erschienen. Diese wurden dann als "superannuated rear-admirals" (pensionierte Konteradmiräle) geführt (eine (Alters-) Pensionierung wie heute gab es damals schlichtweg noch nicht bzw. war gar nicht vorgesehen).


    Natürlich bot dieses System dem Missbrauch Tür & Tor; denn Ermessensentscheidungen sind immer auch subjektiv oder gar willkürlich beeinflusst...


    1787/88 knallte es dann aber, als 16 Kapitäne auf die Admiralitätsliste befördert wurden, während 40 weitere übergangen und pensioniert wurden, die sich aber durchaus selbst noch als dienstfähig ansahen. Während ein Einzelfall 1787 vom House of Commons noch mehrheitlich abgelehnt wurde, kam der zweite Fall vor das House of Lords und wurde ebenfalls an den König addressiert.

    Lord Howe, seinerzeit First Lord, versuchte das Vorgehen damit zu begründen, dass nicht ein jeder, der nur lange genug gedient habe, dadurch auch befähigt wäre, eine ganzes Geschwader zu führen. Der Earl of Sandwich wies die Forderung auf ähnliche Art zurück, dass unfähige Offiziere nicht aus Rücksicht auf ihr Dienstalter mit "durchgeschleppt" werden dürften und damit Unmengen an hohen Soldforderungen das Budget belasteten. - Hierfür sei die Superannuated-Liste gedacht, dass ein Einkommen garantiere und sie nicht endgültig von einer Reaktivierung für den Dienst ausschlösse. Sandwich bezeichnete es als "honourable retirement from service". Der Antrag von Lord Rawdon wurde einstimmig abgelehnt.
    Ein weiterer Antrag eines Mr. Bastard wurde im selben Jahr vor das House of Commons gebracht, dann aber wieder zurückgezogen. Im zweiten Anlauf scheiterte man knapp, der dritte Versuch bekam ebenfalls keine Mehrheit.

    Ein gutes Beispiel liefert Edward Hawke: das Ende des österreichischen Erbfolgekriegs bedeutete für dem zwar erfolgreichem Kapitän beinahe das Ende seiner Karriere. Auf persönlicher Ebene verstanden sich Hawke und der Erste Lord der Admiralität, Anson, nicht (auch wenn dieser ihn für einen sehr fähigen Seemann hielt und angeblich erfolglos versuchte, Hawke auf eine Position im Admiralty Board zu befördern). Die anstehenden Beförderungen hätten für Hawke und einige andere aber das Aus bzw. den Ruhestand auf Halbsold nach sich gezogen. Doch er hatte einen mächtigen Fürsprecher: "I will not have Hawke 'yellowed'", soll der königliche Einspruch von George II. gewesen sein (zitiert bei Mahan).

    [storymodus] Na ja, eine neue Regierung bedeutet auch die Neunesetzung wichtiger Posten, wie z.B. der Admiralität. Ein fieser Erster Lord könnte einen ihm unliebsamen Kapitän auf die falsche Liste befördern... fällt er dann über seine eigene Inkompetenz oder so und wird wieder durch einen fähigen Mann ersetzt, so könnte dieser ja den Kapitän bzw Admiral rehabilitieren... [/story]

    :pardon: Wer weiß das schon... Keine Regel ohne Ausnahme.

    Es wird wahrscheinlich genug andere bzw. genehmere Admiräle auf Halbsold oder im Ruhestand gegeben haben, da hätte man bestimmt nicht jemand von der Ausschlussliste geholt.


    Für einen Roman wäre es natürlich wie eine Art Wiederauferstehung von den Totgesagten.


    Mal schauen, ob es dazu irgendwo weitergehende Infos und Anekdoten gibt.

    Das System der festgeschriebenen Anzahl von Admirälen wurde in den 1740er-Jahren aufgegeben.


    Wurde man als Kapitän allerdings nicht auf die hauptamtliche Liste, sondern einem "unbestimmten Geschwader (=> "yellow" Admiral/Geschwader) zugeordnet, dann war wohl im Normalfall Schluss. Diejenigen sollten ja in keinem Fall mehr ein aktives Kommando übernehmen.

    Vor der maschinellen/industriellen Herstellung waren Farben einfach nur teuer.

    Oftmals das Problem in Zusammenhang mit Salzwasser. Ocker, (Rot-) Braun, Beige, etc. waren relativ günstig zu fertigen und verfügbar. Also warum mehr pinseln als nötig?

    Auf größeren und Flaggschiffen hat man sich das vielleicht gegönnt oder hing auch wieder vom Reichtum des Kommandanten ab. Ansonsten wollte man bestimmt kein Blut oder anderen Dreck jede Woche von den Wänden und Decken schrubben.


    Bei Mondfeld (Historische Schiffsmodelle) ist ein ganz interessanter Beitrag dazu enthalten.

    Da zur Zeit noch überall der Hollywoodstreifen über Napoleon herumgeistert, hier lieber sauber recherchiertes Wissen.

    Biographien über Napoleon gibt es viele - Adam Zamoyski wähtle für sein 2018 erschienenes Werk den Ansatz, das Leben des Menschen Napoleon und nicht das des Militärgenies nachzuzeichnen.


    Selbstverständlich kommt auch Adam Zamoyski nicht drum herum, die unzähligen militärischen Aktionen und Erlebnisse des berühmten Feldherrn zu schildern. Vor allem der Italienfeldzug, der maßgeblich zu Napoleons Ruhm beitrug. Das ist vielleicht die große Kunst in dieser Biographie, die rein militärischen Aspekte auf ein übersichtliches Minimun zu begrenzen, ohne ihre Auswirkungen dabei zu vernachlässigen.


    Auf knapp achthundert Seiten geht Adam Zamoyski auch den komplizierten (Liebes-) Beziehungen Napoleons zu seiner "Kaiserin der Franzosen", Joséphine de Beauharnais, ihrer Tochter Hortense und deren Sohn nach. Ebenso beleuchtet er die teils widersprüchlichen Verbindungen innerhalb der Familie Bonaparte; besonders zu den Brüdern.

    Interessant ist vor allem die Darstellung über den Umbau des französischen Staates. Von der absolutistischen Monarchie hin zu Republik und zurück zu einer autokratischen Erbmonarchie. Hier wird deutlich, wie akribisch Napoleon auch bei geringsten Kleinigkeiten vorging. als unersättlicher Tausendsassa zu Tage trat.

    Ebenso der erfolglose Versuch, die Anerkennung der europäischen Monarchen zu erlangen. Selbst der Verstoß Joséphines zu Gunsten der Kaisertochter Marie-Louise und der Zeugung eines Erben änderten daran nichts.

    Fast schon kurz fallen die beiden letzten Episoden über die "Hundert Tage", Waterloo und das Ende auf St. Helena aus.


    Wer sich für die militärischen Aspekte der Feldzüge Napoleons interessiert, dem empfiehlt der Zamoyski die von Andrew Roberts verfasste Studie "Napoleon the Great".


    Insgesamt eine sehr interessante und gut lesbare Biographie über das "Monster" Napoleon. Dem Autor gelingt es sehr gut, auf all die kleinen Details einzugehen und aufzuzeigen, wie sehr Napoleon letztlich von seinem Ego angetrieben war.


    Seit Dezember 2023 ist die überarbeitete Neuauflage erhältlich.


    Ich kann mich der Empfehlung von AnobiumPunctatum nur anschließen; die beiden Bände von Rif Winfield (British Warships in the Age of Sail 1714-1792 (Bd. 1) & 1793-1817 (Bd. 2)) sind in der Hinsicht gewiss die umfangreichsten bzw. detailliertesten Nachschlagewerke.

    Dort sind alle in den Archiven der Admiralität verzeichneten Schiffe mit ihren Bau-/Kenndaten (Größen, Verdrängung, Bewaffnung, Besatzung, ...) und ihren jeweiligen Lebensläufen chronologisch aufgeführt. Z.B. Zweimast Sloops, Kutter & Schoner sowie alle anderen Schiffe (Kanonenboote, Brandner, Forschungs- & Entdeckungsschiffe).

    Als Kindle-Version bekommt man sie günstig, ansonsten vielleicht gebraucht.

    Ich habe mir den Film noch nicht angeschaut, deswegen lasse ich mich mal überraschen bzw. halte mich mit einem endgültigen Urteil zurück.


    Da es sich um einen aktuellen Hollywood Block-Buster handelt, ist der Erwartungshorizont hinsichtlich historischer Authentizität auch eher gering. In einer Ära, in der man Ideologien und (verletzten) Gefühlen mehr Wahrheitsgehalt zumisst als verbrieften Fakten, dürfte so eine Art Film doch nicht überraschen.

    Es geht um schnelle, opulente Bilder und viel "Äktschnn!" Wären historische Filme auch nur halbwegs korrekt, wären sie höchstwahrscheinlich elendig lang und überwiegend sterbenslangweilig. Eine Geschichte soll gut erzählt werden und nicht gute bzw. korrekte Geschichte.

    Mit CGI kann man alles erstellen, aber gute Arbeit dauert und kostet auch hier viel Geld. Kanonenkugeln müssen eben mit viel optischen und akustischen Aufwand einschlagen und alles zerstören - das ist beim Film einfach so Gesetz.

    Warum allerdings (unnötigerweise) Fakten weggelassen oder verdreht werden, erschließt sich mir nicht. Das ist einfach nur schade und aus historischer Sicht bitter. - Trotzdem kann ein Film mit vielen Fehlern unterhaltsam sein.