Frachtschiff-Reise nach Norwegen - Reisebericht

  • Hallo Freunde


    Meinen Reisebericht möchte ich so kurz, wie das halt bei einer solchen Reise möglich ist, halten, soll ja nicht langweilig werden. Ich werde Euch auch nicht mit einer Bilderflut überfordern. Ich habe für Euch jeweils ein paar meiner Meinung nach gute und aussagekräftige Bilder von jeder Etappe ausgesucht. Viel Spass!


    PROLOG

    Warten in Hamburg


    1. bis 6. Mai 2024


    Geplant war die Anreise am 1. Mai, da die RUMBA am 3. oder 4. auslaufen sollte.

    Mein Hotel war zwischen Speicherstadt und Hafen City, also so, dass ich alles, was ich sehen will gut zu Fuss erikunden konnte. Ebenfalls war ein, bzw. zwei Treffen mit Kollege Klabauter Klaus vereinbart.

    Die Wartezeit verlängerte sich dann Tag um Tag. Letztendlich war die Einschiffung am 6. Mai.

    Aber wer Hamburg kennt weiss, dass man sich auch 5 Tage locker um die Ohren schlagen kann. Mein Schrittzähler, den ich sonst nie konsultiere, hat jeden Abend zwischen 30'000 und 35'000 Schritte angezeigt.


    Miniatur Wunderland, Maritimes Museum, Chocoversum, Automuseum Prototyp, Speicherstadt-Museum, Hafenmuseum, eine Exklusiv-Führung auf der Cap san Diego durch Klaus, aber auch ausgiebige Stadt-Rundgänge Binnenalster, St. Nikolai Mahnmahl, Stadthaus, St. Michaelis, Neustadt, Komponistenviertel, Hafen City, Oevelgönne (einmal mit Klaus mit der Hafnefähre, einmal alleine zu Fuss), Alter Elbtunnel, etc. diese Stadt hat so viel zu bieten! Und am Abend gab es reichlich Gelegenheit, ein paar Versuche für Nachtaufnahmen zu machen. U.a. von der Plaza der Elb-Philharmonie.


    Abend-/Nachtstimmungen

     



    Skyline


    Komponistenquartier


    St. Nikolai Mahnmal


    Speicherstadt

     


    Mein Lieblings-Antiquariat...wer sucht, der findet - vielleicht


    Wer kennt ihn nicht, den Salon der Schaarhörn


    Diese war der erste Streich, doch der zweite folgt...nein, nicht sogleich, aber in den nächsten Tagen!


    Beste Grüsse

    Peter

  • Vielen Dank!


    Die Reise

    Tag 1: Einschiffen, Sonnenuntergang auf der Elbe


    Am 6. Mai war es dann endlich soweit. 12:00 Uhr beim Eingang Eurogate. Ein Shuttle brachte mich zum Schiff, wo am oberen Ende der Gangway schon ein Besatzungsmitglied auf mich wartete. Er nahm meinen Koffer als wäre es ein Handtäschchen und führte mich in die vierte Etage in meine Kammer und überliess mich wortlos meinem Schicksal. Ich hatte aber noch kaum einen Überblick über meine Suite gewonnen, als ich auch schon gebeten wurde, auf die Brücke zu kommen. Es war der 1. Offizier Sergeij, der mich zum Kapitän führte. Dieser empfing mich distanziert aber freundlich. Er informierte mich, dass ich die Brücke jederzeit betreten dürfe, und dass er mich gleich beim Koch für das Mittagessen anmelden würde. Also ging es 76 Stufen runter.

    Vladimir, der Koch wies mich an, wie das hier geht. Teller sind in der Küche, da hat es verschieden Speisen, wo ich mich nach Herzenslust bedienen kann. Immer zwei bis drei unterschiedliche Fleischspeisen, zwei bis drei Beilagen, Salat, Suppe und Brot. Getränke (Wasser mit und ohne, diverse Obstsäfte und Kaffee ebenfalls zur Selbstbedienung "unlimitted".

    Gegessen wird in der Offiziersmesse. Seeehr lecker!!!


    Und dann ertönte auch schon das Brummen des startenden Motors, wir wechselten noch zum Burchardkai.

    Mein Gott, was für ein Stress für mich, Ich bin ja noch kaum angekommen und wollte mich doch entspannen happy1


    Um 20:00 Uhr hiess es dann endgültig Leinen los, Abfahrt Richtung Bremerhaven. Das Wetter war perfekt, wir werden dem Sonnenuntergang entgegen die Elbe hinunter fahren.

    So ein bisschen aufgeregt war ich dann schon, als es endlich los ging. Was erwartet mich? Wie Seetüchtig bin ich? Wie wird das so mit dem alleine sein, auf mich gestellt, kein Internet? Aber das war ja genau das, was ich gesucht habe.

    Die Fahrt in den Abend war ein Einstieg nach Mass, wunderbar!


    Meine Suite.

     


    Erste Mahlzeit an Bord


    Leinen los am Burchardkai. Hinter uns hat eine alte bekannte festgemacht. Zwei ältere Herren, eindeutig auch Passagiere, beobachten unser Ablegemanöver. (Ein Kollege aus einem anderen Forum ist mit der Bianca Rambow vor wenigen Wochen mitgefahren)

     


    Hafenlotse und Elblotse lösen sich ab


    Fantastisch, die Fahrt in den Sonnenuntergang

     


    Fortsetzung folgt!

    Liebe Grüsse

    Peter

  • Sehr schön! 🤩 Wirklich ganz tolle Eindrücke und wunderbare Bilder, die die Atmosphäre ebenfalls grandios widerspiegeln! Danke dafür!

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Vielen Dank!


    Tag 2: Bremerhaven, Sonnenuntergang auf der Weser :)


    Gegen 10:00 trafen wir in Bremerhaven ein. Der Containerterminal Bremerhaven ist mit 5km Länge der längste Europas. Das andere Extrem werden wir dann auch noch kenne lernen. In Bremerhaven habe ich Landgang, es soll erst gegen 18:00 weiter gehen.

    Mit einem Shuttle konnte ich mit den beiden Lotsen zum Ausgang fahren, sie nahmen mich dann sogar in ihrem PW mit in die Stadt.


    Man empfahl mir, das Schifffahrtsmuseum aus zu lassen, da dieses grösstenteils umgebaut wird. Das Klimahaus stand schon lange mal auf meiner Wunschliste, und ich hatte genügend Zeit.

    Vermutlich war ich etwas Museumsmüde von Hamburg, denn es fiel mir schwer alles konzentriert anzuschauen, zumal etwa 3 Schulklassen da waren und man ständig von herumrennenden jugendlichen angerempelt wurde. Ein Spatziergang durch den Hafen und anschliessend auf dem Deich wieder zurück zum Terminal schloss diesen Landgang ab.


    Wieder auf dem Schiff schaute ich dem Treiben auf dem Kai zu, Be- und Entladen an einem solch grossen Terminal ist schon eine spannende Sache für eine Landratte wie mich. Insbesondere gefielen mir diese Fahrzeuge, die die Container transportierten und fuhren wie die Gangster...


    Erst um 20:00 Uhr ging es dann los. Wieder einem wunderbaren Sonnenuntergang entgegen die Weser hinunter Richtung Nordsee. Nächster Zielhafen war Tananger.


    Mit 5km Länge der längste Containerterminal Europas


    Die Skyline von Bremerhaven


    Simon-Loschen Leuchtturm und Pingelturm

     


    Meine Lieblingsfahrzeuge im Hafen :D


    Abfahrt in BHV im Abendlicht

     


    Ohne Worte


    Bis bald

    Peter

  • Tag 3: auf See, Ankunft Tananger


    Ein beinahe wolkenloser Himmel begrüsste mich am Morgen, rundherum einfach nur Wasser. Ich konnte es kaum glauben, wie ruhig die RUMBA unterwegs war. Die Nordsee lag ruhig um uns herum, kaum Wellen.

    Ich durfte mich auf Deck frei bewegen, solange wir unterwegs sind und an Deck keine Arbeiten im Gange waren. Zeit also für einen Rundgang. Ich entdeckte einige "lauschige" Plätze, wo ich mich hinsetzen, aufs Wasser hinausschauen und die Gedanken abschweifen lassen konnte.

    Wir waren mit einer Reisegeschwindigkeit von 14,5 Knoten unterwegs was immerhin ein wenig Fahrtwind gab.

    Die einzigen Termine heute: 07:30 bis 8:00 Frühstück, 11:30 bis 12:00 Mittagessen, 17:30 bis 18:00 Abendessen.

    Vladimir beherrschte sein Handwerk wirklich vom Feinsten. Da war das Ragout das ohnehin schon eine leckere Sauce hatte mit Dörrpflaumen angereichert, das Geschnetzelte mit diversen Pilzen, die Hähnchenbrust Filet mit Peperoni und Tomaten, ein Gedicht!


    Zum Glück konnte ich mehrmals pro Tag die 76 Stufen von der Messe auf die Brücke und zurück auf mich nehmen, um wenigstens ein paar Kalorien wieder los zu werden.


    Die Mannschaft bestand aus 14 Personen aus Russland, Polen, Lettland und der Ukraine. Und sie haben sich alle sehr gut verstanden! Das war äusserst wohltuend.


    Gegen Abend kam dann die Norwegische Küste in Sicht. Dieser Folgten wir mehrere Stunden, bis wir dann Kurs auf die Küste zu nahmen, die Norwegische Flagge hissten und Tananger ansteuerten. Gegen 22:30 machten wir dort fest. Hier gibt es keine Hafenkräne. Deshalb fährt ja genau dieses Schiff diese Häfen an, weil die RUMBA selber zwei Kräne hat, die bis 40 Tonnen heben können.


    Rundgang

     


    Nur Wasser


    Die Norwegische Küste, Haufenweise Inselchen

     


    Wir bekennen Farbe


    Einfahrt Tanager


    Festgemacht


    Das war's für Heute

    Beste Grüsse

    Peter

  • Das weckt Erinnerungen und „Seesehnsucht“.

    Danke für den schönen Bericht.

    To the optimist, the glass is half full.
    To the pessimist the glas is half empty.
    To the engineer, the glass is twice. As big as it needs to be.

  • Tag 4: Bergen, Landgang


    Des Nachts hiess es Leinen los in Tananger. Wir fuhren durch den Sund an Kopervik vorbei, nach Avaldsnes/Husøya mit kurzem Halt und dann weiter in Richtung Bergen. Ich habe allerdings die Fahrt durch den Sund verschlafen...

    Die morgendliche Fahrt zwischen zahllosen Inseln durch nach Bergen, bei leichtem Nieselregen hatte etwas mystisches. Einmalig! So schön kann schlechtes Wetter sein rofl

    Gegen Mittag legen wir in Bergen an. Einmal mehr staune ich, mit welcher Präzision der Kapitän dieses 133m-Schiff an einem weiteren Frachter vorbei an den Pier lenkt und einparkt, als wär's ein Auto.


    In Bergen habe ich einige Stunden Zeit, mir die Stadt anzuschauen. Es steht nur ein "kleinerer" holländischer Kreuzfahrer im Hafen, aber man sieht schon vom Schiff aus die dominante Farbe in der Stadt: Orange. Sie alle haben orangefarbene Regenschirme...


    Ich zeige nachfolgend nur wenige Bilder der Stadt, denn sie war für mich DIE Enttäuschung.

    Das schlechte Wetter hat damit nichts zu tun, das gehört ja fast zu Bergen. Aber ich war überrascht, wie schmutzig diese Stadt ist. An der berühmten Bryggen-Promenade war alles picobello sauber, Souvenirshop an Souvenirshop, abwechselnd mit hoffnungslos überteuerten Kaffees (Cappuccino und ein kleines Süssgebäck, beides war nicht einmal gut, 11 Euro). Das ganze aber rammelvoll mit Touristen. Wenn man dann eine Querstrasse geht, hat's keine Menschen mehr, dafür aufgerissene und über die ganze Strasse verteilte Müllsäcke, Speiseresten, ausgeleerte Aschenbecher, und das nicht nur in einer Strasse. Und das war an Christi Himmelfahrt, was ja dort auch ein Feiertag ist... (Deshalb war auch sonst alles geschlossen, inklusive Kaffees in Seitenstrassen. Sonst hätte ich mich nicht auf ein Touristenkaffee eingelassen)

    Also wenn ich das will, dann kann ich in zu Hause in Interlaken bleiben. Da sieht es nämlich genau so aus.

    Schade eigentlich, denn Bergen wäre eigentlich eine sehr schöne Stadt!


    Mystisch, die Schären-Inseln im Nieselregen

     


    Vatlestraumen fyr


    Einfahrt


    Eingeparkt


    Bryggen

     


    Backstreets teilweise kann man den Müll erkennen. Ich habe die Fotos natürlich ursprünglich so gemacht, dass man möglichst wenig davon sieht...

     



    Freut Euch auf einen weiteren spektakulären Sonnenuntergang im nächsten Beitrag :)


    Bis dann

    Peter

  • Tag 4 2. Teil: Fahrt Richtung Måløy


    Um 17:00 wurden die Leinen in Bergen gelöst. Die Fahrt ging erstmal wieder zurück und dann weiter durch den Sund Richtung Norden. Kaum waren wir aus dem Fjord, lichtete sich auch der Himmel und die Abendsonne kam zum Vorschein.

    Die Reise ging durch die Schären mit einmal mehr unzähligen Inselchen die mit unzähligen Brücken (und Tunnel, die sieht man aber nicht pillepalle ) verbunden sind.

    Es erwartete uns erneut ein spektakulärer Sonnenuntergang, dieses Mal zwischen den Inselchen. Ein unglaubliches Naturspektakel!

    Landschaftlich fällt auf, dass hier die Küste sehr felsig und karg ist, wenig hohe Berge, aber praktisch nur Fels, Stein und niedriges Buschwerk. Ab und zu ein Seezeichen, aber kaum Wohnraum auf den Schären.

    Durch die flache Sonnenbahn dauerte die Dämmerung sehr lange an und es wurde auch kaum mehr ganz dunkel.

    So gegen 1:00 war ich dann doch zu müde und legte mich hin. Ich verpasste damit allerdings Måløy, aber irgendwann muss der Mensch auch mal schlafen.


    Die Ausfahrt aus dem Fjord

     


    Kaum hatten wir diesen verlassen, kam auch wieder die Sonne zum Vorschein.

      


    Was für eine Abendstimmung!

     



    lange anhaltend

     


    Morgen passieren wir dann unseren nördlichsten Punk!

    Bis dann, beste Grüsse

    Peter

  • Tag 5: Tag auf See, Orkanger


    Wieder erwartete uns ein herrlicher Tag. Als ich um 6:00 auf die Brücke kam, hatten wir Måløy schon hinter uns gelassen und waren nordostwärts unterwegs vor der Küste auf der Höhe von Ålesund. Diese Stadt, so zumindest der Plan, würden wir auf der Rückreise anlaufen.

    Der Himmel war blau mit wenigen Wolkenschlieren und am Horizont die Küstenlinie einer von vielen Inslel-Reihen, die die Norwegische Küstenlinie so charakteristisch machen. Herrliche Stunden an der Reling mit Blick auf die Nordsee und diese wunderbare Landschaft liessen einmal mehr meinen Ruhepuls auf gefühlte 40 herunter fahren.

    Am Nachmittag fuhren wir dann in den Sund zwischen Festland und den Inseln Smøla und Hitra ein. Mir fiel vor allem auf, dass sich die Landschaft gegen Norden wider erwarten zu einer fruchtbaren, grünen und bewirtschafteten geändert hat, im Gegensatz zur kargen Landschaft weiter südlich.

    Der Sund hier ist relativ eng und ich begab mich auf die Brücke, damit ich nach beiden Seiten nichts verpasste pillepalle

    Um 16:30 umrundeten wir die Landzuge, die die Einfahrt in den Trondheimfjord markiert mit dem Leuchtturm Agdenes Fyr. Damit passierten wir auf 63°39.199' Nord den nördlichsten Punkt unserer Reise.


    Die Fahrt durch den Trondheimfjord war für mich insofern ernüchtern, dass ich mir das spektakulärer vorgestellt hatte. Aber wer meinen Wohnort kennt, der kann sich vorstellen, dass mich das jetzt nicht völlig aus den Socken haut, wohne ich doch selber an einem lang gezogenen See mit Blick auf hohe Berge.


    Mittlerweile hat sich die Bewölkung etwas verdichtet, was die Befürchtung nährte, von dem Nordlichter-Spektakel, das in dieser Nacht am Himmel zu sehen sein soll, nichts mit zu bekommen. (Dass dieser Gedanke ohnehin einen Denkfehler beinhaltete, wurde mir erst später bewusst, dazu später mehr)

    In Orkanger hatte ich wiederum ein paar Stunden Landgang.

    Nun, Orkanger ist ja nicht eine Grossstadt und liegt gewiss auch etwas im Schatten von Trondheim.

    Wie üblich ging ich zu Fuss der Nase nach durch den Ort. Im Zentrum findet sich eine Stiftskirche mit einigen alten, wohl als Freilicht-Museum gedachten typischen Gebäuden dieser Region. Das alles machte allerdings den Eindruck als wäre dieses Museum seit längerer Zeit geschlossen. Dass ich die Kirche nicht betreten konnte, hatte ich schon gedacht, es war ja bereits 20:00 Abends.

    Durch die Fenster konnte ich aber einen Blick auf die fantastischen Schnitzereien im Inneren erhaschen.


    Trotz Freitag Abend war der Ort komplett ausgestorben. Das nördliche Flair war aber dennoch an jedem Winkel einzuatmen.


    Gegen 23:00 kehrte ich zurück auf's Schiff zurück, die Abfahrt war um Mitternacht geplant. Der Himmel war immer noch relativ dicht bewölkt, aber einige Lücken gegen Westen liessen auf eine Auflockerung für die Nacht erhoffen.


    Entschleunigen auf Deck


    Im Sund: Blick nach backbord mit dem Leuchtturm Tyrhaug Fyr...


    ...und nach steuerbord, fruchtbare, und besiedelte Küste


    Der nördlichste Punkt unserer Reise

     


    Hafen Orkanger


    Stiftskirche und Ministeren (Heute ein Hotel)

     


    Traditionelle Gebäude, heute als (geschlossenes) Freilichtmuseum


    Mitternacht im Hafen


    Gab es Nordlichter? Mehr dazu im nächsten Beitrag :)

    Beste Grüsse

    Peter

  • Ich denke wir haben unser Posting bzw. unsere Postingreihe für den Monat Mai bereits gefunden.


    Einfach immer wieder beeindruckende Bilder, gerade bei Dämmerung!

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Tag 6: Gjemnes-Ålesund


    Des Nachts stellte ich mir den Wecker auf 02:00, in der Hoffnung, dass sich der Himmel abgedeckt hat und Nordlichter zu sehen sind.

    JA, der Himmel war praktisch wolkenfrei, aber....es war nur leicht dämmrig, keine Chance bei dieser Helligkeit Nordlichter zu sehen!

    Egal, ich hatte schon so viel erlebt und würde sicherlich auch noch das eine oder andere tolle Erlebnis mitnehmen können.


    Die Fahr ging in Richtung Gjemnes, einem kleinen Hafen im gleichnamigen Sund, respektive der Hafen heisst Høgset Terminalen, er liegt auf der anderen Seite der Landzunge von Gjemnes. Vor Kristianssund biegen wir in den Kvernesfjord ein, dem Hafen zu.

    Dieser Terminal ist wohl das Gegenteil des Terminals Bremerhaven, wohl einer der kleinsten die es gibt. Der Pier ist gerade mal ca. 50m lang, verstärkte "Poller" dienen als weitere "Auflagefläche" um das Schiff festzumachen.


    Nach einem kurzen Stopp geht es wieder aus dem Fjord raus mit dem Ziel Ålesund. Bei der Abfahrt hatte sich der Nebel etwas gelichtet und man konnte einen Blick auf die Gjemnessundbrua werfen. Bei trockenem aber bedecktem Himmel geht es gegen Südwesten.

    Etwa um 15:00 Uhr passieren wir die Lepsøybrua, eine 800m lange Brücke, die das Festland mit der Insel Lebsøya und den ganzen vorgelagerten Inseln verbindet. Ein imposantes Bauwerk!


    Die Anfahrt nach Ålesund war dann etwas regnerisch, dieser liess dann zum Glück allmählich nach. Um in den HAfen zu gelnagen umrundeten wir den Sukkertoppen (Zuckergipfel) einen markanten Hügel westlich der Stadt. Gegen 17:00 machten wir in Ålesund fest. Ich hatte 6 Stunden Landgang. Die RUMBA wechselte in der Zwischenzeit zwar den Terminal, aber der 1. Offizier erklärte mir genau, wie ich mit dem Bus von Ålesund an diesen Terminal komme.


    Lachsfarm im Kvernesfjord


    Høgset Terminalen, wohl einer der kleinsten Containerterminals

     


    Die Gjemnesbrua


    Norwegen ist wohl nicht nur das Land der 1000 Inseln, sonder auch der 1000 Brücken

    Die Lepsøbrua


    Wir umrunden den "Zuckergipfel" oder heisst das Zuckerberg? Wird der gesponsert? :D


    Im Hafen von Ålesund


    Ålesund, die Perle Westnorwegens hat dann einen eigenen Beitrag verdient, dazu dann mehr.


    Beste Grüsse

    Peter

  • Tag 6 2. Teil: Landgang Ålesund


    Bei der Ankunft in Ålesund wuchsen gewisse Befürchtungen, weil ein grösseres Kreuzfahrtschiff im Hafen stand. Dies Befürchtungen, die gleich vorneweg, bewharheiteten sich nicht, da dieser Pott kurz darauf den Hafen verliess. Also würde mich keine mit Touristen überfüllt eStadt erwarten.. Und da das Wetter sich auch deutlich verbessert hatte, waren auch hier die Voraussetzungen für den Landgang gut.


    Ålesund, aus Holz erbaut, ist 1904 fast ganz niedergebrannt. Die Stadt wurde darauf komplett im Jugendstil wieder aufgebaut, weltweit einzigartig. Für mich als grosser Fan dieses Baustiles ein Paradies. Und ich wurde nicht enttäuscht.

    Wunderschön gepflegte Häuserzeilen, saubere Strassen, lebendige Quartiere. Viel Wasser, Ålesund liegt auf einer schmalen langen Halbinsel, die im Westen von einer mit einem Kanal abgetrennten Insel mit eben besagtem Zuckerberg abgeschlossen wird. Es gibt auch moderne Gebäude, die aber mit viel architektonischem Geschick hervorragend ins Stadtbild eingefügt wurden (natürlich gibt es auch hier die hässlichen Ausnahmen, aber zum Glück nur selten, denn Banken gibts hier im Gegensatz zur Schweiz nicht an jeder Ecke...)

    An der nördlichen Kante zum Meer hin gibt es noch ein kleiner Quartier mit den alten Holzhäusern. Seltsamerweise sind diese kaum bekannt und man findet sie wohl nur, wenn man, wie ich, einfach der Nase nach eine Stadt erkundet. Auch diese Häuser sind schön gepflegt, es befindet sich dort auch ein Kulturzentrum, die Teaterfabrikken und das Fischereimuseum.


    Von hier ist auch ein sehr schöner Blick auf das bekannt Molenfeuer von Ålesund zu erhaschen.


    Auf der Ostseite der Stadt gibt es den Aussichtspunkt Aksla. 418 Treppenstufen führen hinauf. Da ich ja täglich 76 Stufen von der Messe zur Brücke und zurück mehrfach bewältigte, war das für mich ein Kinderspiel rofl

    Und der Ausblick von da oben ist atemberaubend. Man hat einen tollen Überblick über die gesamte Stadt und den umliegenden Fjord mit seinen zahlreichen Inseln.

    Oben gibt es auch ein Restaurant und eine geschützte Besucherplattform. Beides war allerdings geschlossen, bzw. die Plattform konnte nur gegen Bezahlung betreten werden. Da es aber einieg Schritte (und Treppenstufen) entfernt einige schöne Plätze mit fast derselben Aussicht gab und es ja trockenes Wetter war, bevorzugte ich diese.


    Um 23:00 musste ich wieder auf dem Schiff sein, also blieb mir nichts übrig, als den letzten, aum 22:30 fahrenden Bus zu erreichen um die 10km zum Kai zu fahren.

    Aber die Stadt hat mich definitiv mitten ins Herz getroffen. Hier komme ich wieder her, länger, verprochen!


    Ein Überblick, Aussicht vom Aksla


    Wunderbare jugendstil Architektur

     


     


    Wasser


    das alte Ålesund

     


    Zurück auf dem Schiff, Abschied

     


    Die Fahrt geht durch die Nacht weiter nach Florø und Avaldsnes. Mehr dazu im nächsten Beitrag.


    Beste Grüsse

    Peter

  • Neben Bergen war Alesund für mich die schönste Stadt. Übringens wurde der Wiederaufbau damals vom deutschen Kaiser Wilhelm II unterstützt.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Hallo Speedy

    Bergen war für mich wie weiter oben erwähnt eine grosse Enttäuschung, insbesondere der unglaublich verschmutzten Strassen wegen.


    Tag 7: Florø-Bergen-Avaldsnes


    Ich stand am Vorabend noch lange auf der Brücke und habe die unglaubliche Abfahrt von Ålesund ohne Kamera genossen und die Eindrücke der Stadt revue passieren lassen. Als ich am nächsten Morgen erwachte waren wir bereits im Hafen von Florø. Auch hier fuhren wir ein Terminal etwas ausserhalb an. Der Kapitän erklärte mir, dass sie vor einem Jahr hierher wechselten, weil zwischen den zahllosen Inseln vor der Stadt zu viel Schiffsverkehr herrscht und es schlicht zu gefährlich geworden sei.


    Die Ausfahrt zwischen diesen erwähnten Inseln durch wieder in Richtung offenes Meer konnte sicherlich zu den schönsten zählen, wenn man bei dieser Reise überhaupt noch irgendwelche Superlativen verwenden will. Die Insellandschaft ist sehr dicht und abwechslungsreich, teilweise winzige bewohnte Inseln, andere wiederum karg, felsig.


    Der Tag verlief bei bestem Wetter auf dem offenen Meer. Backbord die Schären, steuerbord nur Wasser. Bis wir dann bei der Insel Fedje wieder in den Sund für eine Kurzvisite Richtung Bergen einfuhren.

    In Bergen machten wir nur gerade 45 Minuten Halt, also kein Landgang. Hätte mich, trotz bestem Wetter auch nicht gereizt, denn da stand neben einem Hurtigruten-Schiff die Aida Perla im Hafen, ein 300m Kreuzfahrtschiff mit über 3000 Passagieren.


    Die Fahrt von Bergen nach Avaldsnes war dann wieder bekanntes Terrain, bei besserem Wetter.

    Bei Haugesund ging's dann wieder in die Meerenge zwischen Insel und Festland spektakulär unter eine architektonisch etwas anderen Brücke hindurch, als wie man sie sonst von der Fahrt kannte. Haugesund ist Energie Pur. Neben Windkraftanlagen sind da Oel- und Gasterminals dicht beieinander. Die Besiedelung der Küste lässt darauf schliessen, dass dies der Region einen überdurchschnittlichen Wohlstand einbringt.


    Im Hafen Avaldsnes/Husøya machten wir gegen 22:30 fest. Die Lösch- und Ladearbeiten dauerten bis in die Nacht hinein, so dass ich die Abfahrt verschlief.


    Terminal Florø


    Da braucht es keinen Kommentar

     


    Stabben Fyr


    Küstenfahrt


    Abfahrt von Bergen

     


    Haugesund

     



    Im Nächsten Beitrag geht's dann mit Volldampf zurück nach Hamburg. Und, ja, wieder ein Sonnenuntergang, der mir den Abschied vom Schiff schwer machte, erwartet uns.


    Beste Grüsse

    Peter

  • Tag 8/9 Rückfahrt nach Hamburg


    Die Sonne, die durch das Kabinenfenster schien weckte mich. Wir waren bereits wieder weit auf der Nordsee. Auf der Brücke stelle ich fest, dass rundherum nichts zu sehen ist ausser Wasser. Erstaunlicherweise hatte ich von den bis 5m hohen Wellen überhaupt nichts gemerkt. Der Grund liegt im sehr tiefen Schwerpunkt eines solchen Schiffes und der Tatsache, dass die Wellen mehr oder weniger frontal auf uns zu kamen. Die RUMBA pflügte förmlich durch die Wellen. Ab und zu spritzte eine Wasserfontäne bis fast zur Brücke hoch, ansonsten merkte man kaum etwas.


    Bei wiederum bestem Wetter verbrachte ich viel Zeit an Deck, an einem meiner Lieblingsplätze. Einfach auf's Meer hinausschauen und nichts denken. Herrlich!

    Die Geplante Ankunft in Hamburg war auf den Folgetag um 08:00 angesagt. Ich genoss den Tag auf See nochmals mit jeder Faser. Am Abend zeichnete sich dann nochmals ein wunderbarer Sonnenuntergang ab. Schon die Abendstimmung auf dem Schiff war traumhaft und so gegen 21:30 zog die Sonne nochmals alle Register und verabschiedet mich mit Stimmungen, wie man sie wohl nur auf dem Meer erleben kann.


    Ich schlief etwas unruhig, da ich je nach der Ankunft meine Heimreise planen musste. Da wir ja so spät abfuhren und nun auch deutlich später als angenommen zurück waren, musste ich mein Geschäft einen Tag länger geschlossen halten und, sollten wir nicht unmittelbar einen Anlegeplatz in Hamburg bekommen, würde ich nicht mehr am selben Tag nach Hause kommen, also ein weiterer Tag Verzögerung. So schnell holt einem der Alltag wieder ein.


    Nach Auskunft des Elblotsen irgendwann in der Nacht stand unserer pünktlichen Ankunft aber nichts im Wege und ich konnte die restlichen Stunden auf der Elbe nochmals geniessen.

    Schon bald kam der Hafen Hamburg in Sicht und für mich hiess das so langsam Abschied zu nehmen.


    Es war eine wunderbare Zeit, die ich nie vergessen werde. Eine tolle Crew, eine Fahrt, die alle Erwartungen übertroffen hat, Herrliche Landschaften, viel Wasser, im Grossen und Ganzen bestes Wetter, spannende Landgänge, sehr viel Zeit für mich.

    Im Vorfeld haben viele sich wohlwollend neidvoll geäussert. Euch allen kann ich nur ans Herz legen: macht sowas auch mal, es ist einmalig!


    Tag und Abend auf See, ein bisschen Frachtschiff-Porn

      


     


    Ein letzter Sonnenuntergang, als wolle mir die Sonne den Abschied noch schwerer machen


    Am nächsten Morgen, Hamburg in Sicht


    Der Hafenlotse kommt an Bord


    Eine alte bekannte kommt uns entgegen


    Einfahrt


    unser "Parkplatz"



    Damit ist meine Berichterstattung von dieser Reise beendet. Ich hoffe, ich konnte Euch ein wenig von meiner Begeisterung vermitteln und Euch mit den Fotos ein wenig mitnehmen!


    Beste Grüsse

    Peter

  • Aye, Peter, so eine Feederreise noch Norge ist schon ein unvergeßliches Erlebnis. Ist man erstmal auf den Geschmack gekommen, sei es der Seehunger oder die Norwegenverliebtheit, stellt sich bald heraus, so war es bei uns, das dieser Virus unheilbar ist.


    Danke für schönen Bilder und Texte,



    Angarvater

    To the optimist, the glass is half full.
    To the pessimist the glas is half empty.
    To the engineer, the glass is twice. As big as it needs to be.

  • Danke Peter_H für diesen schönen Reisebericht.

    Ich bin am überlegen wann und wo ich das auch mache.

    Obwohl selbst noch auf Reisen, bin ich neidisch auf deine Maritimen Eindrücke.


    Aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • Traumhaft! Bei gefühlt jedem vierten Bild denkt man, dass man das auf Groß ausdrucken und sich als Poster an die Wand hängen kann. Und auch wenn da keine Masten mit Segeln zu sehen sind (der musste jetzt einfach von mir kommen :D ) - ich bin total begeistert von deinem Reisebericht! fr18 Danke dafür, dass du uns hier zumindest zu einem kleinen Teil teilhaben ließest. :sun: :wink: s7

  • Und auch wenn da keine Masten mit Segeln zu sehen sind

    Sehr gewählt formuliert, denn gleich auf dem allerersten Bild sind Masten drauf, aber eben, keine Segel.


    Aber bitte schön, zwar auch ohne Segel, aber wenigstens annähernd ins Forum passend:


     



    Und hier sogar noch mit Segel, als Modell, komplett in Gold...



    Beste Grüsse

    Peter