Wohin mit den Hummern?

  • Da male ich so meinen Sergeant Howard für meine Mercury an und überlege dabei, wo ich den später hinstelle. Und dabei fällt mir auf, dass ich überhaupt nicht weiß, wo üblicherweise die Seesoldaten bei Beginn einer Seeschlacht Aufstellung nahmen. Klar, ein Teil geht hoch auf die Marsplattformen, "um das Gleichgewicht herzustellen" - aber der große Rest? Immerhin waren auf einer Fregatte so ca. 40 von den Rotröcken an Bord. Bei der organisierten Hektik vor Beginn eines Gefechts dürfen die ja vor allem eins nicht: Im Weg rumstehen. Toppgasten eilen in die Takelage, um Segel wegzunehmen, Kanoniere laden ihre Stücke, Pulveräffchen sausen mit Kartuschen über's Deck...
    Also, wo lässt der Leutnant der Seesoldaten seine Leute antreten?

  • Gute Frage... ein bzw. der größte Teil der Marines bewachte sicherlich weiterhin die Magazine und die Niedergänge, damit sich niemand dem Kampf entzieht oder Unerlaubtes treibt.
    Der Rest dürfte gewiss mit an den Geschützen gearbeitet haben, welches Schiff war wirklich schon auf Sollstärke bzw. fielen im Kampf immer wieder Männer aus den Crews aus oder halfen bei Segel-/Steuermanövern.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Ich hätte gesagt je nach Bedarf ;-)


    Jeder Seemann und Marin hatte verschiedenen Aufgaben. War man noch im Fernduell, war ein Teil der Marines an den Geschützen, um dort sinnvoll zu unterstützen. Kam man in den Nahkampf wurden die Geschützposten verlassen und die Bereitschaftsposten eingenommen, Für die Vic bei Trafalgar gibt es eine schöne Aufstellung wer wo zu sein hatte. Dabei war eine kleine Gruppe auf der Back, eine kleine auf dem Achterdeck und die größte Gruppe auf dem Poop. In den Marsen war bei Trafalgar scheinbar keine Marines, Nelson mochte dies scheinbar nicht. Warum kann ich nur mutmaßen, vielleicht hatte er mit der brennenden Watte und den Segeln Angst, jedenfalls war diese seine Vorliebe für ihn sehr ungesund.


    Nachdem sich Back und Poop durch die französische Mithilfe doch sehr geleert hatten, verzogen sich die Marines scheinbar auf das Achetrdeck unter das Poop zurück, um von dort aus die Enterversuche der Franzosen mit Ausfällen zurückzuschlagen.


    Bei meiner kleinen Dicken mit Streifen wo schlank machen hab ich deshalb in den Geschützmannschaften je 2 Rotjäckchen zum Ziehen und Schieben eingeschlossen.




    XXXDAn

  • Ich habe mal bei POP3 und bei Blake/Lawrence nachgeschaut und dort steht übereinstimmend, dass rund die Hälfte der Marines an Deck und in den Marsen als Schützen eingeteilt waren und der Rest an den großen Kanonen half.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Bei Nelsons bevorzugter Taktik nach kurzem Feuergefecht ran an den Gegner zu gehen und zu entern macht die Massierung der Marines auf der Back schon Sinn. Zum einen sind sie dort wenig Leuten im Wege und können von der relativ hohen Position aus als massiver Angriffsblock auf den Gegner übersteigen und den Angriff längsdecks vortragen.
    Die Poop ist unter anderem wohl auch als gedeckter Kommandostand für die kommandierenden Offiziere geschaffen worden. Darauf einige Hummer als Abwehrgruppe zum Schutz der Ruderstation und der Kommandostelle zu postieren ist auch nicht ganz ohne.
    Nelson wurde getroffen als er die Deckung verlassen und in seiner sehr gut erkennbaren Admiralsuniform auf das ungeschützte Deck hinausgetreten war. Die Überlieferung sagt, daß Masterman Hardy genau das befürchtet hat, und Nelson vor Gefechtsbeginn noch gebeten hatte wenigsten Band und Ordensstern abzulegen um sich nicht zur Zielscheibe zu machen. Er soll das mit der Bemerkung, daß die Seeleute ihn als Führenden sehen müßten abgetan haben. Mit dem bekannten Ergebnis.


    P.s. Soweit ich weis waren in den Marsen der Dickschiffe einige Bordwandkanonen, Drehbassen usw.,stationiert. Die Dinger hatten beim Ansteuern des Gegners zwecks Enterung mit Sicherheit einen " besseren" Wirkungsgrad beim Beschuß von Achterdeck und Poop kurz vor dem Anlegen am Gegner als einige Musketenschützen die dann in der Angriffsstaffel fehlen. Solange die Hauptaktion im beibehalten der parallelen Gefechtslinien bestand waren Musketenschützen in den Marsen wegen der größeren Distanz zum Ziel durchaus sinnvoll.



    Nelsons Angriffsweise war wahrscheinlich für viele Offiziere zuerst besonders unheimlich, da das Anlaufen des Gegners immer die Gefahr mit sich brachte, daß das eigene Vorgeschirr dabei zu Bruch ging. Und das ist ein immerhin wichtiger und empfindlicher Teil der Takelage. Nur galt hier mal wieder, daß der Erfolg die Mittel rechtfertigte, was Nelson ja oft genug bewiesen hat.

    To the optimist, the glass is half full.
    To the pessimist the glas is half empty.
    To the engineer, the glass is twice. As big as it needs to be.

  • Nelson und "seine" taktik stellt ja in gewisser Weise auch eine Ausnahme dar, das darf man sicherlich nicht verallgemeinern.


    Mit den auf den Marsen postieren bin ich mir immer gar nicht so sicher, ob das je nach Situation so sinnvoll war, wenn dort die Segel für ein freies Schussfeld im Weg waren.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Nun, das sind hier jedenfalls mal eine Menge Informationen, die ich dann ggf. bei meiner Mercury verarbeiten kann, danke.


    Bei der Diskussion kam noch ein weiterer interessanter Aspekt in Bezug auf die Hummer auf: Offensichtlich habe ich eine weitere Erbse in DEM Film gefunden. Sie heißt Howard und ist dort Hauptmann. :wink1: Lt. Adam, HdM - und der hat's bei Rodger, N.A.M.: The wooden world (1986, S. 348f.) abgeschrieben, hatte eine Fregatte maximal einen 1. Leutnant dabei; ein Hauptmann fuhr ab einem 64er mit. Ha!

  • Die hast du jetzt erst gefunden?
    Schämen gehen.




    Duckundwech


    Aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson