So, liebe Leute, endlich Wochenende! Das heißt Werftzeit, und heute habe ich etwas, was ich am Sonntag begonnen, aber nicht ganz geschafft habe, zu Ende gebracht. An sich was ganz Banales, nämlich das Ruder. Ich hatte es bisher noch nicht angebaut, warum nicht, weiß ich selbst nicht mehr so genau. Und im Nachherein muss ich sagen, es wäre besser gewesen, es ein klein wenig eher anzubringen. Aber dazu später mehr.
Hier das Ruder, hübsch gekupfert. Daneben liegen kleine Stahlstifte.
Ich dachte mir, das Ruder da jetzt so einfach hinten an den Achtersteven pappen ist mir zu wenig. Ein bissel soll es schon nach was aussehen. Also arbeitete ich die gekürzten Stifte in die jeweiligen Aussparungen ein; sie gehören zu den Scharnieren, den sog. Fingerlingen, mit denen das Ruder in die entsprechenden Gegenstücke am Achtersteven eingehängt werden.
Hier sieht man die Fingerlinge fertig am Ruder befestigt, also die Stifte und die Scharnierbänder. Die schwarzen Teile, die daneben liegen, erfüllen auch einen Zweck - dazu komme ich auch später.
Tja, und dann ging es ans Zusammenbauen. Was auf dem folgenden Bild so einfach aussieht, stellte sich als körperliche Herausforderung dar. Grund dafür ist die Tatsache, dass ich kein solch tolles Gestell habe, wie es manche Schiffsmodellbauer benutzen: Sie bohren von unten zwei Löcher in den Kiel, setzen da stabile Stifte ein, befestigen die dann an einem in alle Richtungen dreh- und schwenkbaren tollen großen Gestell und haben so die Möglichkeit, stets bequem an alle Stellen des Rumpfes heranzukommen. Grund dafür ist aber auch, dass ich mir eben nicht zum richtigen Zeitpunkt darüber Gedanken gemacht habe, was man zweckmäßigerweise wann baut - zumindest nicht im umfassenden Maße. Denn ansonsten hätte ich mir gesagt: Hey, Bonden, wenn du das Ruder anbringst, mit diesen kleinen, langen, dünnen Papierstreifchen, die die Bänder der Fingerlinge darstellen, wäre es gut, wenn du den Rumpf hinlegen könntest, um da besser ranzukommen. So aber wurde mir schlagartig klar, dass ich:
a) das Schiff nicht mal eben auf die Seite legen konnte, da ich dann die Kanonen reingedrückt hätte und
b) das Schiff auch nicht einfach mal kieloben hinlegen konnte, da dann die vielen filigranen und empfindlichen Decksaufbauten enormen Schaden nehmen würden - egal, wie gut ich es vorher abpolstere.
Und irgendwelche komplizierten Haltegestelle wollte ich auch nicht bauen, da es ja wirklich nur noch um das Ruder geht - alles andere, was am Rumpf noch zu machen ist (Rüstbretter, Anker) ist deutlich oberhalb der Wasserlinie und also gut erreichbar.
Ok, dann kniet man eben mal zu Füßen seines Arbeitsplatzes, verrenkt sich, stellt dann das Schiff auf die halbhohe Kommode, auf der es immer steht, wenn nicht dran gebaut wird, verrenkt sich auch, weil man so ca. 1/3 in die Hocke geht, um da hinten unterhalb der Heckgalerie ranzukommen...
Aber irgendwann war es geschafft, und es sieht, wie ich finde, recht ordentlich aus:
Also, liebe Nachbauerinnen und Nachbauer: Folgende Reihenfolge empfiehlt der Mercury-erprobte und im Moment noch immer total verbogene Bonden: Rumpf kupfern, Ruder kupfern, Ruder anbringen, Decksaufbauten und alles weitere in Angriff nehmen.
Nun zu meinen seltsam anmutenden schwarzen Teilen auf dem obigen Foto. Hier musste ich auch erstmal nachfragen, was es denn damit auf sich hat. Wo sie hinmüssen, ist klar: Die sanduhrartigen Teilchen ans Heck (siehe Bild oben), die Hufeisen an den Bug. Aber warum?
Man sieht sowas öfters mal bei Schiffsmodellen. Und hier die Erklärung, von einem Fachmann aus einem ganz anderen Forum:
ZitatAn diesen Stellen werden Kiel und Vorsteven bzw. Kiel und Achtersteven durch Spurzapfen verbunden.
Damit diese Verbindungen sich durch verwinden nicht lockern, werden an diesen Stellen verschieden geformte Metallplatten beidseitig aufgelegt/eingelassen und diese Metallplatten durch Bolzen verbunden.
Na, Hand aufs Herz: Wer hat es gewusst?
So, und dann kamen noch die Sorgleinen ans Ruder. Sorgleinen? werden jetzt einige fragen, was soll das denn? Nun, ich habe ja eben erläutert, wie das Ruder am Achtersteven befestigt wird. Nun stellt euch vor, es ist rauhe See, Brecher treffen auf das Schiff, schütteln es unkontrolliert durch. Da kann es schon mal passieren, dass das Ruder aus den Scharnieren springt - und dann ist Platsch und Geschrei und Ruder weg. Nicht aber, wenn man eine Sorgleine hat! Die war zumeist keine wirkliche Leine, sondern eine Kette. Das wusste auch Shipyard und hat eine Kette aus Messing mitgeliefert. Nach dem Brünieren sah sie gut aus, und witzigerweise ging sie mir beim Rausholen aus der Brünierbrühe kaputt - und das so ziemlich in der Mitte. Passend, wollte ich sie doch eh teilen. Zur Befestigung am Schiff habe ich die beiden Teile jeweils an beiden Enden mit einem kleinen Augbolzen verbunden.
Dann wurden die Ketten angebracht, so sah das dann aus.
So, und wer jetzt den Fehler findet, darf ihn nicht nur behalten, sondern bitte hier auch laut hinausposaunen. Ich habe ihn mittlerweile korrigiert, anosnten wäre das eine ziemliche Sauerei geworden.
Zum Schluss noch eine Gesamtansicht, mit eingesteckten Fock- und Großmasten.
Mal schauen, was so morgen und Sonntag geht - aber ich glaube, es läuft im Wesentlichen auf Rüstbretter hinaus...
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