Pinasschiff Witsen (1671) nach Plänen von AB Hoving

  • Da der Abschluss des Bau es der Countess of Kingsbridge in Sicht ist kann es jetzt an die Vorbereitung des nächsten Neubaus gehen. Da mich die Seefahrt des 16. und 17.Jahrhunderts besonders fasziniert, interessiert mich insbesondere die die Welt wesentlich gestaltende und die größte Wirtschaftskraft darstellende Handelsschifffahrt. Von der Faszination der alten Hanse herkommend beeindruckt mich ganz besonders die Handelsmacht Holland. Nun ergab es sich, daß ich vor längerem die Staatenjacht Utrecht gebaut habe, die zwar im 18.Jahrhundert gebaut wurde aber, nach allem was herausfindbar war, unverändert den Staatenjachten des 17.Jahrhunderts entsprach. Schiffen die nicht nur der Repräsentation der Leitungen der Handelskompanien und Stadt dienten, sondern Dienstschiffe der Inspektoren und Zolleinnehmer waren. Aus diesem Projekt heraus ergab es sich, daß ich auf die Schriften von Ab Hoving aufmerksam wurde. Nachdem nun sein Buch Dutch Merchant Ships von Seawatch Books wieder aufgelegt wurde hatte ich sehr schnell die Pläne von 10 Handelsschiffen der Holländer in der Hand. Nun, daher kann der Bau eines Piansschiffes in Angriff genommen werden.


    Die Pinasschiffe


    Nach Hoving (frei übersetzt) waren die Pinassen bewaffnete Kauffahrteischiffe die , neben den Flöten, das tragende Element des holländischen Fernhandels waren.

    Die Pinassen waren "Allrounder", so hat z.B. Barentz Pinassen auf seinen Expeditionen gesegelt. Aufgrund ihrer Bauweise konnten die Pinassen problemlos auch zu Kampfschiffen modifiziert werden. Aus ihnen wurden dann Ende des 17.Jahrhunderts die dann deutlich größeren Kampfschiffe entwickelt.

    Nebenbei gesagt ist besonders interessant, daß der weltweite holländische Handel unglaubliche Dimensionen hatte, und selbst die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen fast allen seefahrenden Europäischen Fürsten den Handel nicht im geringsten minderten. Bei der holländischen Kaufmannschaft stand man allem Anschein nach den kriegerischen Staatsschiffen nicht gerade negativ gegenüber, hielt sie aber für nicht sehr wichtig, solange ihre Aktionen, oder die ihrer Marineleitungen, nicht das Wesentliche der Seefahrt störten, nämlich den erfolgreichen und gewinnbringenden Transport der Cargo, wenn möglich mit dem besonders gute Margen bringendem Warenumschlag in den Sieben Provinzen.


    Doch nun zur Witsen


    Dem Plan der Witsen liegt, neben den profunden Kenntnissen des Autors Hoving, die Beschreibung dieses Schiffes in der Schrift des Nicolas Witsen von 1671 ( Frei übersetzt: hergebrachter und moderner Schiffbau und - Management). Aus dieser sehr detaillierten und vollständigen Beschreibung hat Hoving die Pläne für den Bau eines Modells der Witsen, die Cor Ehmke in sehr bewährter Manier zeichnerisch umsetzte, entwickelt.


    Bei der Witsen handelt es sich um ein Dreimastvollschiff mit einer Länge über die Lote von 138 holländischen Fuß, 38m. Sie galt als Handelsschiff mittlerer Größe. Ende des 17.Jahrhunderts waren Pinassen mit einer Länge von 160 Fuß häufig.

    Weiteres zeigt sich, denke ich, besser beim anstehenden Bau.


    Die Pläne liegen in 1:96 vor. Ich werde das Modell in 1:48 bauen. Etwas größer, mit mehr Möglichkeiten für die Detailgestaltung.


    Nächste Schritte sind das Kopieren der Pläne und das Einrichten der Helling.


    Skol!


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  • Bin auch ganz gespannt. Erinnere mich an Typ dunkel von meiner allerersten Lektüre des „Landström“. Und noch dunkler an eine Skizze dazu. 😇

  • Gemach, gemach, Gentlemen.


    Zwar legten die Shipwrights in den Sieben Provinzen beim Bau so einer Pinas ein erhebliches Tempo vor. Der Rumpf wurde von unten nach oben aufgebaut und beplankt, und dann oben offen zu Wasser gelassen. Dann begann der Ausbau. Das hatte den Vorteil, daß man problemlos von allen Seiten her arbeiten konnte. Und vor allem war dann Platz auf der Helling für den nächsten Neubau. Der Bau einer garnicht so kleinen Pinas (134 Fuß lang) dauerte vier bis fünf Monate! Dabei waren mit dem Bau etwa 20 Mann beschäftigt.


    Auch die kleineren Schiffe wie die Fluit oder die Kat wurden so rationell und schnell eins nach dem anderen produziert. Dabei waren die Ausmaße der Typen für alle am Bau beteiligten klar, und es wurden nur geringe reederspezifische Änderungen bei Vertragsabschluß vereinbart.

    Änderungen während des Baues kamen nicht in Betracht, die Kähne mußten fertig werden und Geld verdienen, was ja nur geht, wenn das Schiff Reise um Reise Cargo transportiert.


    Also, ganz so schnell bin Ich auf meiner Werft nicht.

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  • Aye, Ladies, Gentlemen and also Mijnheren!


    Derzeit herrscht rege Tätigkeit auf dem Zeichenboden der Werft. Die Pläne wurden werkgerecht aufgearbeitet, auf dem Gelände ist das Holz für den naubeu eingetroffen, sodaß in den nächsten Tagen die Kiellegung erfolgen kann.



    ageofsail.de/suite/index.php?attachment/10430/

  • Aye, Mates,


    die Sommerpause ist schon einige Zeit vorüber und es kann mit dem Neubau richtig vorangehen. In der letzten Zeit war auf dem Zeichenboden reichlich Betrieb, da die Spanten, der Kiel, das Kielbrett und einige sonstige Bauteile arbeitsfertig konstruiert werden mußten und mit den Zuschnitten beginnen zu können.


    Derzeit sind alle Spanten gesägt, der Außenkiel aus Hartholz und der untere Teil des Heckspiegels gefertigt worden.


    Die Spanten sind aus 6mm Sperrholz gemacht, der Kiel aus einer Teakholzart.





    Als nächstes wird das Kielbrett gesägt und die Helling für den Montagebeginn vorbereitet.

    Alles zusammen wenig bildträchtige Vorgänge. Ab und zu werde ich aber trotzdem mal ein paar Bilder posten.


    Cheers!


    Angarvater

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  • Um ein Gefühl für den zu bauenden Rumpf zu bekommen hier eine erste Probemontage der Spanten und des Kiels auf der künftigen Helling.






    Gegenüber den bisher von mir gebauten Kampfschiffen dieser Zeit ist die Witsen ein sehr fülliges, wohlgerundetes Dickschiff.

    Eben ein richtiger Frachter, ohne viel Schnickschnack, aber mit einem mächtigen Laderaum.


    Cheers


    Angarvater

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  • Aye,Mates,


    hier wieder ein kurzer Sachstandsbericht. Wie schon gesagt baue ich auch die Witsen wieder indem ich die Spantenzwischenräume mit Sperrholz ausfülle, anstatt eine Erstbeplankung mit Linde etc aufzubringen. Diese Bauweise ergibt einen sehr stabilen Rumpf.

    Derzeit sind bis auf die Bug- und Hecksektion alle Zwischenräume gefüllt (8mm Pappelsperrholz. Bedarfsweise auch zweischichtig geleimt.






    Das sieht so ziemlich klobig aus, was sich aber sehr schnell ändert, wenn ich das Material in Form arbeite. Hauptwerkzeuge sind dabei eine Raspel mit Microplane Blättern in fein und grob, und natürlich auch die Bandschleifer. Die Microplane Werkzeuge zeigen sehr gute Schnittleistungen, bei sehr geringer benötigter Andruckkraft.


    Bug- und Hecksektion forme ich erst nach dem der sonstige Rumpf fertig ist.


    Cheers!


    Angarvater

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  • Weiter geht's mit dem Informraspeln und -Schleifen.


    Sehr gut lassen sich, wie im vorherigen Post schon erwähnt, überwiegend diese Geräte von Microplane einsetzen.





    So langsam entsteht die wirkliche Form der Witsen. Wenn ich die Füllstücke, wie vor gezeigt, einleime hat das gefühlt noch nicht viel mit dem was es einmal werden soll, zu tun.Beim Raspeln und Schleifen entwickelt sich dann ein immer intensiveres Gefühl für die Form des Schiffes.



    Cheers


    Angarvater

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  • @ Francis Drake Nachdem was der Hersteller sagt wurden diese Werkzeuge in diversen Formen und Größen zur Holzbearbeitung entwickelt. Einer der Köche der Betriebsküche von Microplane kam auf die Idee solche Sachen wie Muskatnüsse damit zu reiben. Ergo: neuer Verwendungsbereich.

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  • Und so dient auch Dein Modellbau einem höheren Zweck.

    Höherer Zweck? Kann nicht sein, ich raspele gerade das Unterschiff und ein paar Teile der mittleren Aufbauten.🤔😄😄😄

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  • Aye, Mates,


    nach etlichen Tagen mit Füllstücke einbauen, Schleifen,Spachteln, Schleifen usw. ist der "Rohrumpf" jetzt bis Oberdeck resp. Backdeck soweit fertig, daß ich jetzt mit den schönen Arbeiten anfangen kann. Als da als nächstes die Barghölzer zugerichtet und montiert werden.


    Hier ein paar Bilder vom Neubau bei Werftschluß.






    Mein nedderlands Meisje ha schon ganz schicke Kurven


    Cheers!


    Angarvater

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  • Mijne Heren, Mylords,

    heute wurden auf dem Zeichenboden intensiv die Dimensionen und Zuschnittformen der Barghölzer und Planken für das Lebende geplant.


    Zum Werftschluß hin wurde dann noch der "Bauständer" für die Witzen angefertigt.


    Her ein Blick auf den Heckspiegel.



    Und einmal das Ganze Schiff jetzt auf einem Bauständer liegend.



    Das ist immer ein guter Augenblick, wenn der neue Rumpf soweit aufbereitet ist, daß die Barghölzer und die Bepflanzung aufgebracht werden können, und die Raspelei und Schleiferei durch sind.


    Cheers!


    Angarvater

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  • Sehr schön vorbereiteter Rumnpf! Elegante Form!


    Die Autokorrektur betrachtet Dein Schiff wohl als Blumen-Schiff?

    ...und die Bepflanzung aufgebracht werden können

    :lol


    Beste Grüsse

    Peter