Galeone Countess of Kingsbridge, circa 1610, Modell nach Kirsch

  • Heute gab es wiederum eine sehr vigelinsche Takelarbeit. Das Großmarssegel mit seinen Brassen, die mittels an die Wanten angeschlagenen Spruten bedient werden. Bulinen und Geitaue kommen morgen dran.


    Das Großmars ist schon vollständig im Wind, und fängt an zu ziehen, während das Groß gerade ausrauscht aber auch schon vom Wind etwas gebläht wird.


    Mir macht das Ergebnis soviel Spaß, daß ich ein paar Bilder machte Aber seht selbst.










    Best regards


    Angarvater

    To the optimist, the glass is half full.
    To the pessimist the glas is half empty.
    To the engineer, the glass is twice. As big as it needs to be.

  • Oder vielleicht der Moment am Abend des ersten Schlachtages.



    In der hereinbrechenden Abenddämmerung meldet der der Wache zugeteilte Fähnrich:

    „ Sir Francis! Die Nuestra Seniora schert nach einer Kolssion mit einem eigenen Schiff aus dem Verband aus!“ „Ensign! Her mit dem Glas!“ Drake beobachtet eine Weile sehr ganau.

    „ First Mate, schnellstens auch noch die Untersegel setzen. Ich bleibe während dessen am Wind. Passen Sie auf, daß Sie sie die Untersegel, vor allem das Groß, an den Wind kriegen, ohne daß es uns das Rigg demoliert.“ Aye,Aye, Sir Francis. Wird sich bei dem geringen Wind machen lassen. -Außerdem haben wir am Groß die meisten Hands, die schon unter Euch auf der Golden Hinde gefahren sind.“ Drake, ohne das Glas abzusetzen: „ Schon gesehen, Firstmate. Na ja, die Gang ist Kummer gewohnt. Lassen Sie die Hecklaterne löschen. Ich hänge mich an die Nuestra dran und will völlig unsichtbar sein.“


    Wenig später rauscht erst die Fock herunter und schlägt heftig in dem sie sofort aufblähenden Wind. Zügig werden zuerst die Halsen, Schoten und Brassen des Vormastes getrimmt, und auch das Groß fängt bald an zu ziehen.

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  • My Lords, my Ladies, Gentlemen and Mates,


    Die Arbeiten am Großmast sind abgeschlossen und die Besanruten werden vorbereitet.


    Hier noch ein paar Bilder vom Bauzustand.


    Einmal quer übers Achterdeck






    Geschätzte Zeit bis zur Ablieferung sind noch zwei Wochen. Das wird aber auch Zeit, da der Auftraggeber für die Pinas drängt.

    Aber so sind die Handelsherren nun mal. Demgegenüber ist die Admiralität noch geradezu zurückhaltend.


    Macht nichts, die Handelsherren zahlen besser und machen die Schiffe auch nicht immerzu kaputt. Das macht Kosten und schmälert den Gewinn. Nun ja, damit kann man sich anfreunden.


    Angarvater

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  • Aye,Mates!

    Derzeit arbeite ich an der Lateinerbesegelung von Besan- und Bonaventuramast.


    Interessant ist es dabei beispielsweise die Darstellungen der Konstruktion der Besan- und Bonaveturaracks bei zu Mondfeld, Curti und Anderson zusammenzufassen. Endgültige Klarheit wie das zu der Zeit genau gemacht wurde ergibt sich aber nicht. Es werden Prinzipskizzen und -Texte dargestellt, die aber etliche Punkte nicht darstellen.Wie Anderson schreibt,ist bei seinen Recherchen nicht schlüssig festzustellen gewesen wie verfahren wurde, da die zeitgenössischen Modellbauer die Racks mehr im Sinne "so geht das am Modell " und weniger nach der Praxis gemacht haben. Die Maler übersahen die Racks weitestgehend.


    Aber wie sagt der Butler in Dinner for one : I do my very best.


    Das Besangroß. Nachdem das Segel jetzt aufgebracht worden ist müssen nur noch die Gordinge getakelt werden. Das ist etwas, was ich mir für Morgen aufgehoben habe. Nach circa acht Stunden Takelarbeit war dann erstmal Werftschluß angesagt.



    Dieser "Durchblick" zeigt einwenig worin eine der Herausforderungen bei der Takelung des Besan liegt. Das soll ja alles fein zierlich gemacht werden, aber ohne dabei schon vorhandene Leinen zu demolieren. Aber es geht und macht viel Spaß.




    Ein paar Bilder vom Herstellen des Racks.


    Die Reeps des Racks werden mit einer Zweilochjuffer getakelt.



    Passenderweise stellte Mylady ovale Perlen, die sich sehr gut als Klotjen eignen, aus ihrem Fundus zur Verfügung.




    Diese Racks ließen sich dadurch, daß ihre Reeps über die Juffer an Deck geführt wurden, gut entsprechend der Brassung der Rute festgeholt oder lose gefahren werden konnten.




    Die beiden Reeps werden an das an Deck führende Seil gebändselt.



    Besonders spaßig ist auch das Takeln der Dirk, die über drei sechsarmige Spruten angeschlagen wird. Aber Bilder davon gibt's morgen, wenn die Gordinge auch noch fertig sind.


    Eine Anmerkung zur Handhabung der Lateinersegel. In einigen Handbüchern wird gesagt, daß die Racks der Ruten von Deck aus gehändelt wurden, um sie beim Wenden loszugeben um die Ruten zu schiften, also z.B. von backbord des Mastes nach Steuerbord umzusetzen. Dies ist m.E. nach eine sehr zweifelhafte Darstellung, da es mit einem enormen Kraft- und Takelungsaufwand verbunden wäre diese nicht ganz kleinen Rahen mitsamt dem Segel umzuschiften, da man dann alle Brassen, Schoten usw. völlig loswerfen müßte. Soweit ich weis wurde das auch bei den mediterranen Schiffen mit ihren Lateinertakelungen nicht gemacht. Lag das Schiff dann z.B. auf Backbordbug am Wind, und die Ruten wurden auf steuerbord gefahren hatte das Segel dann eben eine "Beule" wo es gegen den Mast gedrückt wurde.

    Cheers!


    Angarvater

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    7 Mal editiert, zuletzt von Angarvater ()

  • Soweit ich weis wurde das auch bei den mediterranen Schiffen mit ihren Lateinertakelungen nicht gemacht. Lag das Schiff dann z.B. auf Backbordbug am Wind, und die Ruten wurden auf steuerbord gefahren hatte das Segel dann eben eine "Beule" wo es gegen den Mast gedrückt wurde.

    Es gibt doch eigentlich auch keinen vernünftigen Grund, weshalb das im Norden anders gemacht worden sein sollte.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Aye, Speedy,


    Ich habe bei etlichen dieser Segeltechniken aus alter Zeit den Eindruck, daß sie nach den heutigen Gegebenheiten beurteilt werden. Selbst die heutigen Squarerigger mit ihren geteilten Segeln haben m.E. nach von der Handhabung nicht sehr viel gemein mit den alten Riggs. Die modernen Dacronsegel stehen immer wie aus dem Bilderbuch. Und was die modernen Yachttakelungen betrifft, so sind die so optimiert, daß sie mit minimalem Aufwand gefahren werden können. So eine Idee ein Lateinersegel wie oben beschrieben gegen den Mast gedrückt und in zwei Beulen im Wind stehend zu fahren ist für moderne Segler wohl kaum vorstellbar und wäre heute wohl so etwas wie ein Sakrileg.

    Zum Beispiel finde ich auch so etwas wie die Aussage: das Luvliek eines Segels muß hart durchgesetzt werden und unter der Rahnock stehen, sehr eigenwillig. Das lässt sich nur machen, wenn das Schothorn des Segels auf der unteren Rah aufläuft, was bei der Fock oder dem Groß ja nicht der Fall ist. Na gut, vielleicht sehe ich das aber auch völlig falsch.

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  • Offenbar ist es mit der Bedienung der Segel wie mit der Geschichte allgemein: Was damals war sollte man nicht nach heutigen Maßstäben beurteilen.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Aye, Speedy, das sehe ich genauso wie Du.


    Nebenbei, ich denke immer an die beiden Reisen mit der Replika der Mayflower unter Kaptn. Villiers. Der berichtet, dass er im ersten Sturm zuerst versuchte beizudrehen, was mit dem Galeonenrigg nicht ging, und dann alles reffen lies. Zu seinem Erstaunen legte sich die Mayflower von selbst in den Wind, vom hohen Heck sauber richtig ausgerichtet.

    Zu Anfang gab es bei ordentlich Wind und Dünung reichlich Probleme wegen des kleinen Ruderausschlags Kurs zu halten. Als durch was auch immer die Blinde hochschlug und senkrecht stehen blieb lag Mayflower plötzlich brav am Ruder.

    Jenachdem man die Blinde dann trimmte lies sich der jeweilige Kurs sauber steuern. Villiers schreibt dazu, dass er als alter Kaphornjé da niemals drauf gekommen wäre und erst nach seinen Reisen diese Manöver auf alten Bildern als das erkannt hat was sie waren. Zuvor hielt er und nicht nur er, das für eine Seltsamkeit der Maler.

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  • So, das Besangroß ist fertig getakelt, daher kommen hier noch ein paar Bilder von einigen Details.


    Die Dirk mit ihren Spruten. Eine sehr seltsame Konstruktion, die, egal wie das Segel getrimmt wird, an Wanten und sonstigen Seilen schamfilt. Nach Anderson und Curti war man sich dessen bewußt und hat sie schon ab den dreißiger Jahren des 17.Jahrhunderts auf einen "Einseilbetrieb"reduziert. Aber, sie sehen schon interessant aus und sind spannend zu takeln.



    Das gilt auch für die Gordings mit ihren Spruten, die ja nur beim Reffen auf Zug kommen und im Fahrbetrieb lose herumbammeln.



    Luvseitig geht das ja noch einigermaßen, leeseits schamfilt der ganze Kram unweigerlich auf dem Segel



    Dann noch die Schot des Besan, ein klassische Takelung, die auch heute noch so gefahren wird.



    Heute wird noch das Besanobersegel getakelt und auch an diesem Mast die Tudorflagge gesetzt.


    Cheers!


    Angarvater

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  • Aye, Mates!


    In den Mittagsstunden des heutigen Tage wurde die Countess of Kingsbridge fertiggestellt und übergeben.



    Die Countess verließ gegen Abend den Werfthafen und steuerte ihren Liegeplatz an.



    Proudly

    Angarvater, Seniorshipwright Angarfahters Dockyard

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  • :laola:

    Tolles Projekt.

    Danke fürs teilhaben lassen.


    Aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • Ja toll! Wahnsinn! Glückwunsch und Glückwunsch und überhaupt und so. Ich krieg hier Schnappatmung vor Begeisterung. Ein spannender und höchst lehrreicher Baubericht findet sein begeisterndes Ende. Hannover - da muss man unbedingt mal wieder hin. Und dann gleich mal eine Werftinspektion machen. :D :wink: fr18

  • Bonden

    Hat das Label von Im Bau auf Abgeschlossen geändert.
  • Herzlichen Glückwunsch zur Fertigstellung deiner beeindruckenden Galeone.

    Gruß Christian


    "Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."