Hallo Ihr Lieben,
wie also bereits angekündigt, soll an dieser Stelle mein Baubericht zur HMAV Bounty von Constructo (ent)stehen. Ich weiß, dass es sich dabei um einen absoluten Beginner-Bausatz handelt, den ich seit nunmehr 12 Jahren hier genug von außen bestaunt habe. Hatte in der Tat immer etwas Berührungsängste mit dem Medium Holz, da ich handwerklich eher zwei linke Hände habe. Allerdings wird der Baubericht und somit auch das Modell hier und da weit von der Bauanleitung abweichen müssen, da ich meine Bounty gern etwas detaillierter ausstatten möchte, als es das Kit hergibt. Ich werde aber an den jeweiligen Stellen immer auch noch einmal darauf hinweisen.
Der Rumpf des Schiffes ist aus Vollholz vorgefertigt, was an sich ja keinesfalls schlecht ist. Doch die Form musste hier und da natürlich zuerst noch etwas mit Feile und Sandpapier angepasst werden. Während ich des Nachtens so vor mich hinfeilte, entwickelte ich schon eine gewisse Begeisterung für das Holz. Es fühlt sich eben doch bereits im Rohzustand wie ein Schiff an. Als nächstes wollte ich gern ein paar Planken andeuten und ritzte das Deck dementsprechend, wie es die Anleitung ebenfalls vorsah. Hinzu kamen die Bohrungen der drei Masten, die nach Bauplan selbständig zu setzen waren. Ich hatte mir vorab sogar einige der Grundrisse der Bounty aus Greenwich in Kopie kommen lassen, um hier und da eventuell etwas über den Bauplan des Modells hinausgehen zu können.
Nach weiteren Polierschritten an Deck folgte das Schanzkleid. Dabei unterlief mir aufgrund der eher vagen Bauanleitung im Kit ein kleiner Fehler, den ich allerdings noch etwas mitnahm und erst später korrigierte. Der Bugbereich der Bounty war ja gemäß Skizzen flach, in der Bauanleitung sieht es aber anfangs so aus, als wäre dort ebenfalls ein kleines Schanzkleid angedeutet.
Gemäß Bauanleitung folgte alsbald die Bemalung, die in verschiedenen Zusatzquellen zwischen Graublau bis Marineblau plus Beige oder Ocker reicht. Für meinen Geschmack ist das Modell allerdings nicht detailliert genug, um inklusive Bemalung später einigermaßen "realistisch" zu wirken. Daher entschied ich mich, angeregt durch Bonden und einige andere hier, in Eigenregie das Medium Papier mit meinem Modell zu kombinieren. Ich nutzte 120-Gramm-Papier, um mir Planken zu schneiden, die ich dann auf den Rumpd aufbrachte. Immer eine Schiffslänge und 3 mm Breite.
Nachdem innen und außen auf diese Weise beplankt waren, ging es an die Farben. Afrikabraun, Beige, Elfenbein, Weinrot und Blau aus meinem reichhaltigen Revell-Farbkasten sollten der Bounty einen zeitgemäßen Anstrich verleihen. Tatsächlich ließen sich die Farben sehr leicht auf das Papier der Planken auftragen. Nicht ganz ungewollt entstand sogar eine Art "Vintage-Effekt", der dem originalen Schiff in der Südsee in Wind und Wetter vielleicht ebenso widerfahren sein mochte. Beim doch recht kräftigen Blau habe ich dann zusätzlich durch leichtes Schleifen mit Sandpapier nachgeholfen, um es etwas aufzuhellen und verwitterter erscheinen zu lassen. Der Innenbereich der Schanzkleider wurde in Weinrot bemalt, eine durchaus zu jener Zeit übliche Gestaltungsweise.
Spätestens an diesem Punkt des Bauvorhabens gefiel mir das erhöhte Schanzkleid am Bug nicht mehr. Es war ja ohnehin historisch gesehen falsch. Also schnappte ich mir eine Feile und hobelte das Ganze bis auf wenige Millimeter über Decksniveau ab. Einzig eine kleine Spange vorn ließ ich stehen, da ich diese auch zuvor in den Plänen der Bounty gefunden hatte. Hier würde später der Bugspriet entlanglaufen.
Ab diesem Zeitpunkt trieb mich schließlich eine weitere Idee um. Schaut einmal im Internet nach Modellen der Bounty und der Gestaltung des Unterwasserschiffs. Meistens Holz, manchmal weiß. In wenigen Fällen finden sich jedoch auch Kupferplatten zum Schutz vor der Bohrmuschel. Was also sagt die Geschichte dazu? Um diese Frage beantworten zu können, habe ich mich online nach Greenwich begeben und dort in den Archiven gesucht. Tatsächlich fand ich Fotos von Archivmaterial, welches kleine Klumpen und Plättchen stark erodierten Kupfers der Bounty zeigten. Die wurden angeblich von einer englischen Fregatte auf den Pitcairn-Inseln aufgelesen, wo die Meuterer das Schiff am Ende versenkt hatten. Demnach und einer weiteren Textquelle zufolge hatte die Bounty offensichtlich ein kupfernes Unterwasserschiff, was ich gern für mein Modell übernehmen wollte. Und spätestens jetzt wurde mir auch klar, was Sisyphos-Arbeit wirklich bedeutet. Ich begann tatsächlich damit, kleine 1 cm x 0,3 cm messende Papierplättchen auszuschneiden und ähnlich einer "Kupferbeplankung" auf den Holzrumpf des Schiffes aufzukleben.
Etwa hundertfünfzig Einzelplättchen später, war meine Bounty halbseitig fertiggestellt. Alles sah bis dato noch weiß und jungfräulich aus.
Der große Moment war endlich gekommen. Würde das Ergebnis mit Kupferfarbe tatsächlich den gewünschten Effekt hervorrufen? Oder waren am Ende zwei Tage Schneiden und Kleben vollkommen umsonst gewesen? Meine Erleichterung war umso größer als dem ersten Kupferanstrich ein zweiter folgte und sich der Gesamteindruck tatsächlich wie ein kupfernes Unterwasserschiff einstellte.
Leider gibt es aber noch die Steuerbordseite, die ebenfalls "bekupfert" werden möchte, sodass es sicher nun ein wenig dauern wird, bis es Neuigkeiten aus meiner Werft gibt. In der Zwischenzeit trudeln dann hoffentlich noch die Swivel-Guns aus Großbritannien ein, die anderen zusätzlichen Details für mein Modell habe ich schon hier, darunter u. a. Kanonenkugeln (1,5 mm Durchmesser), eine Schiffsglocke (4 mm) sowie ein Ruderboot und natürlich eine geeignete Flagge (zwischen 1707-1801). Mithilfe von Keramikton möchte ich zudem versuchen, den Heckspiegel auszuarbeiten und die Galionsfigur der Bounty nachzugestalten. Alles ursprünglich leider nicht in diesem Kit enthalten. Ich gebe mir Mühe, nicht zu viele "Jahre" vergehen zu lassen und berichte Euch auf jeden Fall auch von den sicher vor mir liegenden, zahlreichen Fehlschlägen auf dem Weg zu meiner HMAV Bounty.