Yellow bzw. superannuated Rear Admiral

  • Ich habe da mal eine Frage zu den in den Ruhestand beförderten bzw gelben Admiralen.

    Die bezogen ja Halbsold. Könnte es deshalb eventuell vorkommen, dass man einen von ihnen im Falle akuter Personalnot reaktivierte, ihnen also doch, vielleicht nur interimsweise ein Kommando gab?

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Ja, wieso denn nicht?

    Es kommt wahrscheinlich immer eher darauf an, wer ein Kommando erhalten sollte bzw. musste. Nicht, dass man wieder dienstältere Admiräle übergeht; genau so, wenn man einen Kapitän befördert hätte.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Normalerweise war ja die Zahl der Admirale festgeschrieben und die gelben waren überzählig. Ich stelle mir eine Situation vor, in der einer oder mehrere der abgezählten Admirale Krankheiten- oder verletzungsbedingt ausfallen, man aber keinen neuen Admiral ernennen kann.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Das System der festgeschriebenen Anzahl von Admirälen wurde in den 1740er-Jahren aufgegeben.


    Wurde man als Kapitän allerdings nicht auf die hauptamtliche Liste, sondern einem "unbestimmten Geschwader (=> "yellow" Admiral/Geschwader) zugeordnet, dann war wohl im Normalfall Schluss. Diejenigen sollten ja in keinem Fall mehr ein aktives Kommando übernehmen.

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  • :pardon: Wer weiß das schon... Keine Regel ohne Ausnahme.

    Es wird wahrscheinlich genug andere bzw. genehmere Admiräle auf Halbsold oder im Ruhestand gegeben haben, da hätte man bestimmt nicht jemand von der Ausschlussliste geholt.


    Für einen Roman wäre es natürlich wie eine Art Wiederauferstehung von den Totgesagten.


    Mal schauen, ob es dazu irgendwo weitergehende Infos und Anekdoten gibt.

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  • [storymodus] Na ja, eine neue Regierung bedeutet auch die Neunesetzung wichtiger Posten, wie z.B. der Admiralität. Ein fieser Erster Lord könnte einen ihm unliebsamen Kapitän auf die falsche Liste befördern... fällt er dann über seine eigene Inkompetenz oder so und wird wieder durch einen fähigen Mann ersetzt, so könnte dieser ja den Kapitän bzw Admiral rehabilitieren... [/story]

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  • Ein gutes Beispiel liefert Edward Hawke: das Ende des österreichischen Erbfolgekriegs bedeutete für dem zwar erfolgreichem Kapitän beinahe das Ende seiner Karriere. Auf persönlicher Ebene verstanden sich Hawke und der Erste Lord der Admiralität, Anson, nicht (auch wenn dieser ihn für einen sehr fähigen Seemann hielt und angeblich erfolglos versuchte, Hawke auf eine Position im Admiralty Board zu befördern). Die anstehenden Beförderungen hätten für Hawke und einige andere aber das Aus bzw. den Ruhestand auf Halbsold nach sich gezogen. Doch er hatte einen mächtigen Fürsprecher: "I will not have Hawke 'yellowed'", soll der königliche Einspruch von George II. gewesen sein (zitiert bei Mahan).

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  • Die "Yellow" Admirals gehen wohl auf eine Order des Privy Councils im Jahre 1718 zurück. Diese erlaubte es den Lords der Admiralität, nur entsprechend "fähige" Offiziere für die Admiralslaufbahn zu befördern und somit den reinen Anspruch gemäß Seniorität aufzuweichen.

    1747 wurde es den Lords erlaubt, langgediente und verdienstvolle Käpitäne zu pensionieren, wenn diese ihrem Ermessen nach zu alt und/oder gebrechlich für den aktiven Dienst erschienen. Diese wurden dann als "superannuated rear-admirals" (pensionierte Konteradmiräle) geführt (eine (Alters-) Pensionierung wie heute gab es damals schlichtweg noch nicht bzw. war gar nicht vorgesehen).


    Natürlich bot dieses System dem Missbrauch Tür & Tor; denn Ermessensentscheidungen sind immer auch subjektiv oder gar willkürlich beeinflusst...


    1787/88 knallte es dann aber, als 16 Kapitäne auf die Admiralitätsliste befördert wurden, während 40 weitere übergangen und pensioniert wurden, die sich aber durchaus selbst noch als dienstfähig ansahen. Während ein Einzelfall 1787 vom House of Commons noch mehrheitlich abgelehnt wurde, kam der zweite Fall vor das House of Lords und wurde ebenfalls an den König addressiert.

    Lord Howe, seinerzeit First Lord, versuchte das Vorgehen damit zu begründen, dass nicht ein jeder, der nur lange genug gedient habe, dadurch auch befähigt wäre, eine ganzes Geschwader zu führen. Der Earl of Sandwich wies die Forderung auf ähnliche Art zurück, dass unfähige Offiziere nicht aus Rücksicht auf ihr Dienstalter mit "durchgeschleppt" werden dürften und damit Unmengen an hohen Soldforderungen das Budget belasteten. - Hierfür sei die Superannuated-Liste gedacht, dass ein Einkommen garantiere und sie nicht endgültig von einer Reaktivierung für den Dienst ausschlösse. Sandwich bezeichnete es als "honourable retirement from service". Der Antrag von Lord Rawdon wurde einstimmig abgelehnt.
    Ein weiterer Antrag eines Mr. Bastard wurde im selben Jahr vor das House of Commons gebracht, dann aber wieder zurückgezogen. Im zweiten Anlauf scheiterte man knapp, der dritte Versuch bekam ebenfalls keine Mehrheit.

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  • Toll was du findest Richard Howe.

    Eine superannuated Admiral, der wieder in den Aktiven Dienst geholt wurde habe ich gefunden:

    D’Arcy Preston

    Er war Capitain während der napoleonischen Kriege, schied als Yellow Admiral aus, um dann 1840 wieder als Rear Admiral Dienst zu schieben.


    Aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • Richard Howe

    Hat den Titel des Themas von „Yellow bzw. superanuated Read Admiral“ zu „Yellow bzw. superannuated Rear Admiral“ geändert.
  • Irgendwie ist die Royal Navy immer für Kuriositäten gut. Da gibt es ja das berühmte System der Seniorität, dank dem ein Captain in der Navy List immer weiter nach oben steigt, bis er zum Rear Admiral of the Blue befördert wird. Traut man ihm den Job nicht zu, wird er als überzähliger Rear Admiral in den Ruhestand geschickt. So weit, so übersichtlich. Nach diesem System gibt es immer einen Captain, der ganz oben auf der Liste steht und als nächster befördert wird. Richtig? Nein, denkste! In der Navy List vom Februar 1799 steht Captain Sir Alexander Schomberg ganz an der Spitze. Er wurde 1757 zum Captain befördert. Die Rear Admirals of the Blue aus der letzten aufgeführten Beförderungswelle, die 1797 stattfand, waren seit 1779 Captains.

    Was ist hier los? Captain Schomberg war Kommandant der Yacht Dorset, bei der es sich um die Yacht des Lord Lieutenant von Irland handelte. Lord Sandwich, damals 1. Lord der Admiralität, war jedoch der Meinung, dass es sich bei der Dorset um kein Schiff der Royal Navy handelte, weshalb er die Annahme des Kommandos als Eintritt in den Ruhestand betrachtete. Deshalb wurde er zeitlebens bei den Beförderungen übergangen und blieb bis zu seinem Tod der Captain an der Spitze der Liste. Kurios? Es geht aber noch besser, denn in der Navy Liste wird ihm ein Kommando zugeordnet. Auf Seite 6 der Navy Liste ist er als Kommandant HM Yacht Dorset zu finden...

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Diese Fälle gab es eben öfter, das eigentlich erfahrene & würdige Seeleute übergangen bzw. gechasst wurden, s. die Fälle von 1787 und 1788. David Brodie wurde am 9. März 1748 zum Kapitän befördert und die Erhebung zum Rear-Admiral hätte 1778/79 angestanden. Trotz Verlust eines Armes im Kampf wurde er nicht mal auf die Pensionslist gesetzt (und verstarb leider schon 1788).

    Am 24. September 1787 wurden dann gleich 16 Kapitäne übergangen bzw. größtenteils auf die Pensionsliste gesetzt. Am 20. Februar 1788 wurde dann im House of Lords darüber debatiert. Die Argumentation der Admiralität wirkt aus heutiger Sicht sehr modern; dass nicht jeder nur aufgrund seiner langen Dienstzeiten bis hin zum Tode im regelmäßigen Turnus weiter befördert werden könnte. - Vor allem dann, wenn irgendein dienstjüngerer Kapitän/Admiral aufrücken sollte und alle vor und nach ihm in den Listen mit aufrücken müssten.

    1747 sollte vom Admiralty Board eine passende Regelung für die übergangenen Offiziere, die "Yellow Admirals", geschaffen werden. Vorgesehen war eine Pension von maximal £ 300 p.a.

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  • Ich habe festgestellt, dass Jack Aubreys Befürchtungen, als gelber Admiral zu enden, nicht ganz unbegründet waren, denn man steckte wirklich nicht drin und konnte kaum vorhersagen, wie die Lords of the Admirality entscheiden würden. Klar traf es meist jene, die schon länger kein Kommando mehr hatten, aber es waren auch erfolgreiche Kapitäne und solche mit einflussreichen Gönnern dabei. Das ergab jedenfalls meine Recherche der Biographien der gelben Admirale per 1799.

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  • Ja, Schomberg war auch kein Unbekannter und gehörte später dem Kreise Nelsons an?

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  • Sehr interessantes Thema, von dem ich vorher noch nichts gehört hatte

    Gruß Christian


    "Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

  • Richtig Richard Howe. Die Zahl der aktiven Admiräle war ja limitiert durch die 3 Geschwader. Man wollte auch eine. Wasserkopf an Admirälen vermeiden, der den Staat Zuviel Geld gekostet hätte. Und den Dienstrag des Commodore als regulärern Rang einzuführen traute man sich noch nicht. Bei Napoleon-Series gibt es Zahlen. Alle übrigen Admiräle wurden „Gelb“.

    Nein Schomberg gehörte nicht zum Kreise Nelsons. Eventuell sein Sohn Alexander Wilmot Schomberg, denke aber nicht, da passen weder die Schiffe auf denen er diente, noch die Schlachten.

    Speedy einen fictionalen Admiral kann man ja immer einbauen.


    Aga

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