Immer mal wieder lesen wir in den Romanen aus "unserer" Zeit, dass der Wein in der Bilge gelagert wurde und daher angenehm kühl auf den Tisch des Kapitäns kam. Ich melde da mal Zweifel an. Nicht generell - bei einer Fahrt in nordischen Gewässern und nicht mitten im Hochsommer mag das stimmen. Aber wenn ein Schiff, sagen wir mal, so zwischen Mai und August im Mittelmeer unterwegs ist, wo tagsüber schon mal Temperaturen von 30° und mehr herrschen und auch das Wasser mehr als 20° hat, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass aus der stickigen Bilge, in der Brackwasser und schlimmeres hin und her schwappt, ein wirklich gekühlter Wein serviert werden kann. Bestenfalls muss man den Wein in einem Leinensack an einer drei Meter langen Leine eine Weile hinter dem Schiff herziehen (und auf keine unbekannten Riffe unter Wasser hoffen), um ihn wirklich halbwegs gekühlt zu bekommen.
Gut, "gekühlt" ist ein unbestimmter und sicher dehnbarer Begriff. Wenn es draußen 30° sind, kommt einem ein 20° warmer Weißwein vielleicht schon kühl vor. Aber das die Bilge generell der kühlste Ort in einem Schiff ist, glaube ich nicht.
So, und nun kommt ihr.