Pinasschiff Witsen (1671) nach Plänen von AB Hoving

  • Aber Dein Pinaßschiff wird doch Kanonen bekommen, oder? Sonst wäre es doch selbst für andere Handelsschiffe eine leichte Beute gewesen.

    Moin, Maat.


    Jetzt kommt mal wieder mein altes Fahrensmanndenken zu Tage. Nämlich die Frage nach Sicherheit auf Fahrt.


    Aber, hören wir doch mal zu, was der Käptn mit seinen Leuten bespricht.


    Die Witsen ist seit 72 Tagen in See und steht irgendwo im Atlantik mit Kurs Kap de Goode Hop. Wind 6 abnehmend 4, man kann also wieder mehr Segel setzen, und vielleicht bald wieder unter Vollzeug fahren. Also: alle Mann! Klar zum Segelsetzen."

    Das Schiff läuft, mit einiger Krängung, über Backbordbug . Die Witsen schaufelt, bei diesem Wind und Kurs, öfter eine recht ordentliche Bugsee über die Back. Gelegentlich schlägt die Dünung backbord bis aufs Oberdeck, um dann gurgelnd und rauschen durch die Speigatten abzufließen.


    Der Zimmerman van der Meer kommt von seinem Inspektionsgang wieder auf Achterdeck. "Aye, Käptn. Die Kalfaterungen der Pforten sind alle dicht. Selbst auf Backbord." "Gut ,Jan, wir werden ja voraussichtlich zwei Wochen in Kapstadt liegen. Da hast Du mit Deiner Gang genügend Zeit die Luken wieder freizumachen." "Sicher, Käptn." Der Alte nickt: " Wenn wir ums Kap rum sind möchte ich die Kanonen schon gern einsatzbereit haben. Gab ja in den letzten Jahren ab da immer mal wieder Ärger mit Seeräubern. Weis der Satan wo die herkommen. Von Madagaskar oder dem afrikanischen Festland." Der zweite Steuermann, der dazukommt sagt: " Die Rohre aus der Last zu holen möchte ich auch nicht gern auf See machen. Ich denke, daß wir die Stücke für den ersten Teil der Strecke nach dem Kap längsdecks an der Bordwand anlaschen." "Gut, so machen wir das."

    To the optimist, the glass is half full.
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    To the engineer, the glass is twice. As big as it needs to be.

  • P.s. Wer würde es im Atlantik zur damaligen Zeit wohl gewagt haben einen Indienfahrer der Vereinigten Indischen Handelskompanie der Niederlande, oder etwas später einen der EIC der Engländer anzugreifen. Solche Angriffe wurden nach der althergebrachten Reaktion mit einem Handelsembargo entweder über den Heimathafen des Kaperers oder unter Umständen über eine ganze politische Einheit als Reaktion verhängt. ( althergebrachtes Modell der deutschen Hanse - Man nannte das dann die Verhansung). Um sich die Wirtschaftsmacht der Niederländer klar zu machen gibt es ein Beispiel. Phillip2. von Spanien ließ 200 holländische Frachter an die Kette legen. Die sieben Provinzen hatten zu der Zeit etwa, ohne Berücksichtigung der großen Zahlen an kleineren Frachtern, über 500 Fernreisefrachter unter Segel. Reaktion sinngemäß: wir stellen ab sofort alle Transporte von und nach Spanien ein. Wenn Majestät dies wollen, und Euer Land das verträgt, soll das ab jetzt so sein.

    Reaktion des Spaniers: nach Ankunft der holländischen Botschaft wurden die Schiffe innerhalb einer Woche wieder freigegeben. Nach einigen Verhandlungen erfolgten dann etliches später Entschädigungszahlungen an die Skipper der Holländer.


    Nach meinem Kenntnisstand sind selbst in den Seekriegen zwischen England und Holland fast keine Handelsschiffe aufgebracht worden. Ungestörter Seehandel war wohl kriegswichtig. Das Prisenmachen kam wohl erst im 18.Jahrhundert auf, insbesondere während der englisch / französischen Kriege, mit dem Höhepunktder Kontinentalsperre und der ständigen Jagd auf die Versorger des jeweiligen Gegners.

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    Einmal editiert, zuletzt von Angarvater ()

  • [...]


    Nach meinem Kenntnisstand sind selbst in den Seekriegen zwischen England und Holland fast keine Handelsschiffe aufgebracht worden. Ungestörter Seehandel war wohl kriegswichtig. Das Prisenmachen kam wohl erst im 18.Jahrhundert auf, insbesondere während der englisch / französischen Kriege, mit dem Höhepunkt der Kontinentalsperre und der ständigen Jagd auf die Versorger des jeweiligen Gegners.

    Ein ganz wichtiger Punkt, der immer wieder eine entscheidende Rolle gespielt hat: Handel ist wichtig, selbst mit dem Feind, um den Krieg gegen den selbigen zu führen...


    Aber zurück zum Modellbau. ;)

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Nachdem ich einen lästigen Nebenhöhlenkatar wieder losgeworden bin ging es auf der Werft weiter.


    Die Stückpforten der Hauptarmierung wurden eingeschnitten und auf Maß gebracht.



    Dadurch, daß das Hauptdeck im achteren Bereich nicht, wie bei den späteren Schiffen, gerade durchläuft, sondern zur Einhaltung brauchbarer Deckshöhe ab der drittletzten Pforte fast parallel zum Kiel läuft entsteht diese im ersten Augenblick etwas seltsame Linie. Auch nahm man keinerlei Rücksicht auf den Verlauf der Barghölzer. Wenn es, wie hier, nötig war wurden sie durchschnitten. Andererseits wurden die Bordwände dieser Handelsschiffe mit mehr und stärkeren Barghölzern sehr stabil gebaut. Da kam es wohl auf die Unterbrechungen des zweiten Bargholzes nicht an.



    Eine andere Variante wäre es gewesen nur die Außenbeplankung auszuschneiden und dann die Pfortendeckel einzusetzen. Hier halte ich es mir offen eventuell doch noch einige Kanonen ausgerannt zu zeigen, oder einige Pforten zur Lüftung halb geöffnet zu bauen.



    Wie immer werden die Plankenfugen und -Stöße noch kalfatert.


    Cheers!


    Angarvater

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  • Aye, Ladies and Gentlemen,


    Der Neubau ist jetzt bis zum Oberdeck fertig gestellt und gepönt.





    Nächster Arbeitsabschnitt wird der Bau des Gallions sein,dem sich dann die Fertigung des Heckaufbaues anschließen wird.


    Cheers!


    Angarvater

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  • Spannend ist auch, daß die gesamte Rumpfform nahezu den heutigen nach strömungsdynamischen Erkentnissen gebauten Rümpfen großer Frachter entspricht. Ein massiver, runder, nicht verjüngter Bug und ein kurzes, verjüngtes Unterwasserheck.

    Das einzige was man damals noch nicht kannte war die Bugnase, um den Lateralplan, und damit die Rumpfgeschwindigkeit zu vergrößern.

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  • Vielen Dank für die Likes und die freundliche Würdigung.

    Derzeit beschäftige ich mich mit den Bauteilen des Galions. Ein Haufen zuzurichtender Teile. Das Galionsschech



    habe ich aus 10mm Birne gemacht. Der genaue konstruktive Aufbau blieb dabei unberücksichtigt, da mir die Teile

    in der Größe zu fertigen zu viel Aufwand bedeuteten, zumal man sie nach dem Teeren kaum oder ganicht mehr erkennen kann.

    Zum Verfahren ist anzumerken, daß ich den Schechlieger separat schnitze. Das hier am ganzen Stücks zu machen gefällt mir nicht so gut, da ich das Teil, wenn separat, beim Bearbeiten besser händeln kann. Daher hier das Schech mit dem Ausschnitt für den Lieger.

    Den Ausschnitt habe ich auf der Oberfräse gemacht. Bei den geringen Krümmungen des Ausschnittes lässt sich das auf dem Kreuztisch bei langsamem Vorschub ganz gut von Hand fahren. Nachgefeilt ergibt sich dann eine brauchbare Linienführung.


    Weiter gehts jetzt mit dem Lieger und den Galionsspanten.


    Cheers!


    Angarvater

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  • Aye, Mates,


    hier nun die ersten Bauabschnitte des Gallions, bestehend aus dem Schech und den Knien. Die Kniee habe ich mit dem Zieheisen ein wenig profiliert.



    Ab hier gibt es immer wieder einiges zu schnitzen. Da das letzte "Schnitzelwerk" schon einige Zeit her ist habe ich mich erst mal mit dem Schnitzwerkzeug an die Schnecken des Schech gemacht, um mich sozusagen wieder einzuarbeiten. Dort wird sich zum Schluß der "Galionslöwe" einfinden.



    Hier eine Probemontage des achtersten Galionsspantes. Im Gegensatz zu den gerade verlaufenden Galionsspanten der englischen Shipwrights haben die Holländer diese Teile rund gemacht. Ein für den Bau deutlich anderer Ansatz.



    Cheers!


    Angarvater

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  • Ich "sehe" bei solchen Szenen immer die Werft und die ganzen Tischler/Schreiner, wie sie auf den unbearbeiteten Hölzern hocken und die ganzen Späne durch die Gegend wirbeln...

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Aye, Howe,


    komm mal zu mir in die Werft. Da fliegen bei solchen Arbeiten ganz stilgerecht die Späne, daß es so seine Art hat. Zwar weniger im Handbetrieb, sondern durch die Maschinen. Aber im Endergebnis hat sich nichts daran geändert. :D :D :D


    Angarvater

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  • Ja, für Frühling oder Sommer sollten wir mal wieder ein Treffen in H planen. fr18

    Ja w21 und w22 also im Mai vor und nach Pingesten , also drumherum, wäre Ich zu einem Ausflug in meine Geburtsstadt und nun ja, fast 40 Jahre meines Lebens hab Ich dort verbracht, gerne bereit. fr18

    Ich hab nämlich w20,21 und 22 Urlaub

    "Wir können den Wind nicht ändern,aber die Segel anders setzen" "Aristoteles"

  • Ladies and Gentlemen,


    den Termin für die Werftbesichtigung werden wir in kürze vorschlagen. Dies bedarf noch der Abstimmung mit ihrer Ladyschaft.


    Vielen Dank für Euer Interesse am Neubau.


    Voraussetzung für die Weiterarbeit am Gallien ist die Fertigstellung der Back. Hier die ersten Schritte dazu, nämlich der Ausbau der Bauspaten und der Einbau der Decksspanten mit den Quwerhölzern für die beiden Luken.






    Best regards


    Angarvater

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  • Als nächste Schritte waren heute zuerst die Restlichen Decksbalken und die Mastspur in der Kielplatte unter Deck sowie das Gatt des Vormastes im Oberdeck anzufertigen und einzubauen. Danach konnte die Vormastbeting hergestellt und eingebaut werden.




    Cheers!


    Angarvater


    P.s. egal wie ich die Kamera halte stehen die Linien des Neubaues immer in eigenwilligen Winkeln zueinander, obwohl sie recht genau ausgerichtete sind. Seltsame Optik.

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  • ...was einmal mehr für eine persönliche Inaugenscheinnahme spricht. :D

    Aye, Mate, soll ja wohl angehen. Denken wir doch mal an die Zeit nach Pfingsten.


    Zum Baustand:

    Hier noch ein weiteres "Kleinteil", der Fallenknecht des Fockmastes. Diese beiden Bauteile lassen sich in diesem Bauzustand leichter einbauen, als wenn die Schanzkleider und die vordere Reling aufgebaut worden sind.




    Damit Damit ist das Backdeck soweit gediehen, das ich mit den Schanzkleidern beginnen kann. Die Luksüle werden erst später eingebaut.


    Cheers Angarvater

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