Galeone Countess of Kingsbridge, circa 1610, Modell nach Kirsch

  • Ich denke auch, daß dieser Galeonentyp sehr respektgebietend war, zumal sie auch noch deutlich bessere Segeleigenschaften hatten als alles was ihnen an gegnerischen Schiffen entgegen lief, und das waren zu der Zeit im Wesentlichen die Spanier.


    Der für diese Aera äußerst mächtigen Artillerie und der neuen englischen Taktik des intensiven Artilleriekampfes, auch auf Distanz, hatten die Spanier z.B. in der Armadaschlacht nichts Wirkungsvolles entgegen zu setzen, da sie immer noch nach der alten Mittelmeertaktik kämpften. Wie schon die Galeeren Roms sahen sie zu, schnellstens beim Gegner längsseits zu gehen und ihre große Zahl an wohlausgebildeten Infanteristen an Bord des Gegners zu werfen.


    Hawkins und Drake hielten die Spanier durch schweren Beschuß mit Wirkungsfeuer auf Distanz. Das Ergebnis ist bekannt.


    In kürzester Zeit ( für damalige Verhältnisse) entwickelten die Engländer aus diesem Schiffstyp die ersten großen Dreidecker, deren prominentestes Exemplar die prächtige „Sovereign of the Seas“ war.

    To the optimist, the glass is half full.
    To the pessimist the glas is half empty.
    To the engineer, the glass is twice. As big as it needs to be.

    2 Mal editiert, zuletzt von Angarvater ()

  • Plankung Backbordunterschiff


    Bei dieser Bauweise ist es problemlos möglich zum Beispiel erst eine Seite des Unterschiffes und dann die andere vollständig zu Beplanken, was bei der klassischen Beplankung leicht zum Verziehen des Spantengerüstets führen kann, sodaß es dabei probat ist jeweils ein bis zwei Plankengänge pro Seite zu machen.


    Hier ein paar Bilder vom Backbord Unterschiff. Beplankt wird hier mit Schweizer Birne in 8mm x 1mm. Nach dem Planken streiche ich die Fläche, hier insbesondere die Fugen, mit Weißleim ein, dann wird das Ganze mit 80iger Korn sanft geschliffen. Das führt dazu, daß der entstehende Schleifstaub, der ja mit Leim gemischt ist, sich wie die Kalvaterung in die Fugen setzt.Auf den Maserungsverlauf habe ich hier nicht geachtet da das Schiff ja gestrichen wird und die Maserungsverläufe unter der Farbe nicht zu erkennen sind.




    Gut gewässert lassen sich die Planken mittels Plankenbieger auch in den ganz spannenden Kurven des achteten Unterschiffes anfroren und verkleben.

    Cheers!


    Angarvater

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    Einmal editiert, zuletzt von Angarvater ()

  • Zwei mal editiert und dann haut mir dieses freche Korrekturprogramm im Schließen der Datei doch noch eine saublöde Korrektur rein.


    Geschrieben: anfroren gemeint: .. des achteren Unterschiffes anformen..

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  • warum sollte es Dir besser als mir ergehen....

    :loriot


    aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • Noch ein Werftgespräch:

    " Sehr schön,Sir John. Wenn Sir Francis Drake schon so schöne Bestückungslisten in der Welt herumschickt kann er mir oder dem Artilleriedepartment vielleicht auch mal sagen wo, by God, die Stücke dann herkommen sollen. Papier vollschreiben und losjagen kann selbst mein Kontorjunge!" Hawkins legt im beruhigend die Hand auf die Schulter: "Shipwright, langsam, kein Grund gleich so aus der Haut zu fahren. Bekommt Ihr für die Countess denn garkeine Kanonen oder woran haperts? Vor allem habt Ihr doch noch viel Zeit bis die Artillerie an Bord kommt." "Was Ihr nicht sagt. Da wäre ich nicht drauf gekommen. Nein, Admiral, das Problem liegt darin, daß ich wissen muß für welche Decksgewichte ich die Decks konstruieren muß. Die Stücke der Unterbatterie, Demi-Canon, wiegen das Dreifache gegenüber den von Sir Francis für das Oberdeck verlangten Culverinen . Und diese kleineren Stücke sind absehbar überhaupt nicht zu bekommen." Hawkins denkt einen Augenblick konzentriert nach: "Dann baut doch das Oberdeck so stark, daß es ebenfalls Demi-Canons tragen kann." Angarvater grübelt anhand der Pläne eine ganze Weile herum: "Tragen kann sie das schon, und aus dem Gleichgewicht würde es sie auch nicht bringen. Nur," er schweigt eine ganze Zeit bis Hawkins fragt: "Was habt Ihr denn jetzt für ein wichtiges Problem entdeckt?" "Machbar ist das schon. Aber habt Ihr euch Gedanken über die zusätzlichen Holzmengen und die zusätzliche Arbeit gemacht? Wer bezahlt mir das, Sir John?"

    "Die Mehrkosten setze ich bei Hofe durch."

    Hawkins schüttelt den Kopf: " Aber, Master, denkt Ihr denn immer nur ans Geld?"

    "Sir, ich bin kein edler Ritter, sondern führe einen Familienbetrieb. Da muß beim Neubau schon eine anständige Summe Geldes nach der Abrechnung überbleiben." er knurrt vor sich hin: "Was glaubt Ihr, was mir meine Buchhaltung sonst sagt? Und mit der bin ich seit Langem verheiratet."


    Unbemerkt von den beiden ist Sir Francis ins Kontor getreten und lacht bei diesen Worten laut auf: "Shipwright, gesprochen wie ein Freibeuter Ihrer Majestät. Schade, daß Ihr Schiffe baut und nicht mit mir auf Kaperfahrt geht."

    Angarvater sieht ihn verblüfft an, steht auf und geht zum Schrank: "Sirs, darauf müssen wir einen nehmen."


    Cheers!

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  • Das Unterschiff ist jetzt auch an Steuerbord fertig beplankt. Der größte Vorteil ist, daß damit der allergrößte Teil an Schleifarbeiten erledigt ist.




    Best regards


    Angarvater

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  • Ladies and Gentlemen, Mates!


    Um sich die spätere Malerei im Bereich der Pforten zu erleichtern wurden diese mit Englisch Rot gemalt, und dann steuerbordseits die Außenbeplankung in Höhe des Batteriedecks begonnen. Die Kalvaterung ( sprich Planschleifen etc.) wird erst nach Ende der Planung der Bordseite gemacht.



    Cheerio!


    Angarvater

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  • Steuerbord ist die Beplankung der Bordwände fertig. Wie beim alte Schiffbau stehen die Planken an Bug und Heck über um die Bauelemente von Heck und Bug daran anschließe zu können.



    Cheerio!


    Angarvater

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  • Aye, Mates,


    Die Beplankung der Bordwände ist fertig.


    Es handelt sich um 1mm Schweizer Birne. Die Ausgangsbreite für die Planken ist 8mm.




    Die Planken werden kurzfristig gewässert und dann mit der mittels Lötkolben beheizten Biegespitze des Fabrikates GK Modellbau und oder der Biegevorrichtung des selben Fabrikates in Form gebracht bevor sie verklebt werden.


    Ich klebe die Planken mit Cyan-acrylat Kleber ( auch Sekundenkleber genannt ) Dabei verwende ich Kleber des Fabrikates Veicon einem renomierten Klebstoffhersteller. Diese Materialien gibt in diversen Viskositäten und Abbindegeschwindigkeiten.

    Zum Ansetzen z.B. VA 100. der ist mittelviskos und etwas abbindeverzögert, sodaß ich die Planke in aller Ruhe ansetzen und kurzfristig auch korrigieren kann. Um den Abbund zu beschleunigen setze ich auch beim Anbau die Biegespitze ein.


    Ein Wort zu den Cyan-acrylat Klebern. Über diese Materialien kursieren die wildesten Gerüchte aufgrund der Bezeichnung Cyan-Acrylat.

    Das hat nichts mit dem hochgiftigen Zyankali zu tun. Das Zeug ist ungiftig und wird z.B. in der Unfallchirurgie zum Verkleben von Wunden benutzt. Und zwar genau die hochwertigen Industriekleber.


    Im Gegensatz zu den früheren "Haushaltskleber " riechen die professionellen Kleber nur sehr wenig. Allerdings soll man alle diese Rezeptionen nicht stark erhitzen ( z.B. mit einem 450C heißen Lötkolben) dann entstehen unangenehme Rauche die zumindest "Beißen". Bei sehr heißen Flammen (Lötbrenner usw.) verbrennt das Material ohne größere lästige Rückstände. Lüften ist auf der Werft immer angebracht.


    Jetzt aber zurück zur Beplankung.


    Sind die Planken fertig angeklebt streiche ich die Stöße und Fugen erst mit Weißleim ein, dann wird der Überstand einigermaßen abgewischt. Bevor der Leim aushärtet schleife ich den Abschnitt vorsichtig mit 80ziger Schleifpapier. Jawohl 80ziger. das ergibt eine gut Mischung aus Schleifstaub und Leim der sich dabei, und beim nächsten Schleifen mit 150ziger Papier, fein in die Fugen drückt. Da werden die Planken sozusagen gleich kalvatert. Das ganze ziehe ich solange es noch frisch ist ab. Als Abzieher hat sich die Bruchkante von Abrechklingen ( Cutter) gut bewährt. Ist frisch gebrochen sehr schön gerade und scharfkantig sind. Fehlhstellen werden nach dem gleichen Verfahren nachgearbeitet.



    Ich schleife die Oberfläche nicht bis zur Möbelbau- oder Rennjachtqualität. Ein Blankholzmodell hat bestimmt auch seinen Reiz aber, so eine Galeone war ein robustes Fracht- oder Kampfschiff. Sie mußte stabil und dicht sein. Hochglanzoberflächen finden sich auch heute bei keinem der noch existierenden historischen Schiffe. Hinzu kommt, daß ich meine Modelle bemale, weil sich auf See nacktes Holz ( Chinaholz wie Teak ausgenommen) nicht lange hält und dem Skipper ziemlich schnell bei einem Törn z.B. nach Amerika unter dem Allerwertesten verrottet wäre.


    Als nächstes werden jetzt die Kanonen der Unterbatterie eingebaut da ich dann das Deck schließen muß und nicht mehr an die Batterie im Unterdeck herankomme.


    Cheers!


    Angarvater

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  • Jedes Mal, wenn ich Fotos Deines Modells sehe, habe ich das Gefühl, dass der Rumpf am Heck eine riesige Beule hat. Es verjüngt über einen kurzen bereich unheimlich stark. Auf den Rissen im Buch ist mir das bisher nie so deutlich aufgefallen

    Ansonsten zeigst Du wieder eine erstklassige Arbeit und es macht Spaß dir über die Schulter zu schauen. Vielleicht sollte ich mal ein Modell auf eine andere Art bauen, um ein fertiges Modell in der Vitrine zu erhalten.

    Gruß Christian


    Auf dem Zeichenbrett und in der Werft: Naval Cutter Alert, 1777
    "Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

  • Moin Anobium,


    egal wie ich den Kahn beleuchte gibt es diese Schatten die so seltsam nach Beule aussehen.

    Über die starke Verjüngung war ich auch überrascht. Die wurde erst bei der Montage der Spanten so deutlich. Wie ich ganz zu anfangs schon anmerkte ergibt sich bei diesem Schiff eine Rumpfform die einem modernen Frachterheck ähnelt. Interessanterweise ist die Heckpartie der „Golden Hind“ sehr ähnlich geformt.


    Beste Grüße


    Angarvater

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  • Nachdem die Stückpforten nachgearbeitet und nochmal mit Englisch Rot gemalt wurden, wurden für die Kanonen der Unterbatterie die "Scheinlafetten" gebaut und die Rohre darauf montiert. Da ich in den passenden Maßen keine Halbrohre bekommen konnte habe ich diese doch ganz ordentlichen Rohre beschafft und sie werden jetzt montiert.



    Hier die erste Montageprobe in der Batterie.



    Zuvor habe ich entlang der Bordwand Planken als Träger für die Kanonen eingebaut.

    Bevor ich die Kanonen auf ihrer jeweiligen Position einbaue ist es allerdings vom Arbeitsablauf her einfacher, daß ich dieses "Feld" in dem sich die Stückpforten befinden male.




    Best regards


    Angarvater

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  • Apropos Abriß,


    ganz von der Form des Hauptträgers des Gallions begeistert habe ich das Teil gestern angebaut. Schön fest mit Stiften und gut verleimt. Alles ausgehärtet. Gut? Ne, denkste. Ich hatte das Teil am falschen Meßpunkt angesetzt und damit viel zu hoch. Ergo: Man schwinge die Säge, mache ein neues Teil und baue es ( vielleicht hat heute Abend) an.


    Angarvater


    P.s. ich hatte gar keine Lust den Bockmist auch noch zu photographieren.

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  • Aye, mates,


    langsam geht es auf der Werft auch wieder weiter. In den beiden letzten Wochen gab es nur einen eingeschränkten Baubetrieb, da sich Mylady bei einem Fahrradsturz einen nicht ganz unkomplizierten Unterarmbruch ( links ) zugezogen hat, und anderes daher Vorrang hatte. Nun, die Hauptschwierigkeit ist überwunden, sodaß auch im Kopf wieder Raum für anderes da ist.


    Zur Sache: Heute wurde der Vordersteven und der Gallionsvorbau richtig hergestellt. Spannend hierbei ist, daß isch jetzt erst gesehen habe, daß sich in den Bauplänen ein paar unschöne Fahler in der Bugsektion eingeschlichen haben. Diese Version des Stevens entspricht dem, was ich nach etlichen Recherchen für diesen Schiffstyp als Möglichkeit herausgefunden habe.


    Auch hier natürlich erst die Rohform da sauber Schleifen erst noch später dran ist.





    Cheerio!


    Angarvater

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