Momentan befasse ich mich ein wenig intensiver mit der Seeschlacht bei Abukir. Wer meine Erzählung über den Guernsey-Mann verfolgt, wird ahnen weshalb.
Die Seeschlacht fand am 1. und 2. August 1798 in der Bucht von Abukir statt. Die Bucht erstreckt sich in weitem Bogen zwischen der gleichnamigen Halbinsel und der Rosettamündung des Nils. Daher dürfte auch die englische Bezeichnung Battle of the Nile resultieren, denn der Nil macht schon mehr her als eine unbedeutende Halbinsel mit einem heruntergekommenen Fort.
Im Folgenden möchte ich mich weniger mit dem detaillierten Verlauf der Schlacht als vielmehr mit den Ursachen für den überragenden Sieg des britischen Geschwaders unter der Führung von Konteradmiral Sir Horatio Nelson beschäftigen.
Nach der Landung der französischen Invasionsarmee in der Marabut-Bucht östlich von Alexandria hatte Vizeadmiral Comte de Brueys den Befehl, sich in Küstennähe zur Verfügung zu halten. Weder die Marabut-Bucht noch Alexandria erschienen dafür geeignet. So fiel die Wahl schließlich auf die Bucht von Abukir, die Brueys trotz der auch hier vorhandenen Untiefen weitläufig genug erschien, um die dreizehn Linienschiffe, vier Fregatten, sowie einige kleinere Schiffe zu beherbergen. Das kleine Fort und die kleine Abukir-Insel versprachen einen gewissen Schutz. Von der Abukir-Insel ausgehend ankerte das französische Geschwader in einer Linie. Zugleich wurde die kleine Insel befestigt. Eine Maßnahme, die beim Eintreffen der Engländer noch nicht abgeschlossen war.
Man hätte Annehmen können, dass sich die Franzosen in einer recht komfortablen Lage befanden, doch das stimmte nicht. General Bonaparte hatte den größten Teil der Vorräte des Geschwaders für seine Armee requiriert, um frei von Nachschubproblemen schnell in Richtung Kairo vorstoßen zu können. Die Franzosen waren also gezwungen, sich an Land zu versorgen. Das war insofern schwierig, als die ansässigen Beduinenstämme ihnen feindlich gesonnen waren. So brauchte es neben den Landungstrupps jeweils noch eine angemessene Eskorte zu deren Schutz. Ein großer Teil der Besatzungsmitglieder befand sich also nicht an Bord, als das britische Geschwader aus Richtung Alexandria kommend die Masten der französischen Linienschiffe sichtete. Fortsetzung folgt.