Stückpforten, geöffnet oder geschlossen?

  • Bisher habe ich bei meinen Modellen, soweit es sich um Kampfschiffe handelte, immer alle Pforten geöffnet gebaut. So wie es z.B bei den Altmeistern zu Mondfeld und Curti gefordert wird. Nur kommen mir da im Augenblick Zweifel.


    Handelt es sich um eine Admiralsbesichtigung, ist das wohl zwecks Show in Ordnung. Nur sollte der Kahn dann keine Segel gesetzt haben, da er ja auf Reede liegt.


    Zeige ich das Schiff aber unter Segel und in der Gefechtssituation, scheint es mir ziemlich unwahrscheinlich, daß immer beide Batterien ausgerannt waren. Segelt das Schiff beispielsweise über Backbordbug krängt es auch bei nicht so starkem Wind doch erheblich nach Backbord. Ergo schöpft es mit den Backbordpforten ziemlich schnell und reichlich Wasser .


    Bestes oder schlechtestes Beispiel ist, abgesehen von der Vasa, Henry Tudors Mary Rose. Seit der Bergung des Wracks und seiner sehr gründlichen Untersuchung steht fest, daß die Mary Rose nicht durch Feindeinwirkung sondern bei einem Wendemanöver mit geöffneten Pforten in der Drehung durch die Steuerbordunterbatterie sehr schnell sehr viel Wasser rein bekam und innerhalb weniger Minuten mit fast der gesamten Besatzung sank.

    Was stimmt nun? Alle Luken auf bei Gefechtsbereitschaft, oder nur die dem Feind zugewandten der Luvseite.

    To the optimist, the glass is half full.
    To the pessimist the glas is half empty.
    To the engineer, the glass is twice. As big as it needs to be.

  • Aus dem Bauch heraus würde ich bei sich anbahnendem Gefecht und 'fair weather' davon ausgehen, dass vorsorglich alle Pforten geöffnet werden... treibt ggfs. auch den Pulverdampf leichter raus.

    Es gibt eben auch genauso gute Gründe, die dagegen sprechen: Wetter, Seegang, Wind.


    Vielleicht findet sich noch etwas passendes dazu.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Sehe ich wie Richard Howe.

    Hängt auch sicher vom Schiff ab.

    Kleinere Einheiten würden mit ausrennen beider Batterien auch für Platz in der Batterie schaffen.

    Wie üblich es wird beides gegeben haben.

    Am Modell würde wahrscheinlich eine Seite ausrennen die andere geschlossen zeigen. So um beide Eindrücke zu zeigen.


    aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • Handelt es sich um eine Admiralsbesichtigung, ist das wohl zwecks Show in Ordnung. Nur sollte der Kahn dann keine Segel gesetzt haben, da er ja auf Reede liegt.

    Ich denke da an eine Flottenparade zu Ehren des Königs, zum Beispiel. Oder beim Einlaufen in einen befreundeten Hafen - Salutschüsse müssen abgegeben werden, und da reicht oft nicht die Zahl der Kanonen einer Schiffsseite.

    Und generell hat wohl Richard Howe den Belegnagel auf den Landlubberkopf getroffen:

    Sicherlich wieder so eine "kommt drauf an"-Sache. ;)

    Denken wir zum Beispiel an DEN Film, finales Gefecht. Auch hier die Kanonen erstmal drinnen, um den Gegner zu täuschen. Dann nur die Backbordseite, muss schnell gehen, le Großmast kappen, keine Zeit für andere Dinge. Jetzt Ruder legen und die Steuerbordseite ausrennen, um den Franzosenkahn mal ordentlich von vorn bis hinten durchzulüften.


    Was Mondfeld so absolut schreibt, halte ich auch für falsch ("entweder ALLE Geschütze draußen oder ALLE drinnen"). Gefecht bei schwererem Seegang - na da lass ich als Käptn Hardy doch die Pforten des untersten Batteriedecks geschlossen, um mit einer zwar geminderten, dennoch aber immer noch wirkungsvollen Breitseite der Victory den Feind aus dem Wasser zu pusten. Also im Prinzip das, was auch Angarvater schreibt:

    Segelt das Schiff beispielsweise über Backbordbug krängt es auch bei nicht so starkem Wind doch erheblich nach Backbord. Ergo schöpft es mit den Backbordpforten ziemlich schnell und reichlich Wasser .

    Bei "normalem" Seegang und im Wissen darum, dass es bald knallen könnte (feindliche Segel in Sicht) hab ich als Kapitän natürlich alle Zeit der Welt und lasse alle Geschütze laden und ausrennen, um auf alles vorbereitet zu sein. Denn in der Hitze des Gefechts geht es manchmal schneller als man denkt, dass plötzlich der Feind nicht mehr in Luv steht (oder vielleicht noch ein zweites Schiff auftaucht), wenn ich dann erst anfange, die reisemäßig verzurrten Kanonen loszumachen, zu laden und auszurennen, verliere ich wertvolle Zeit. Dann lieber umgekehrt - sehe ich, dass ich ein scharfes Manöver bei widrigen Winden fahren muss in der Schlacht, geht es wahrscheinlich schneller, die Kanonen an den Rückholtakeln einzuholen und die Luken zu schließen, damit kein Wasser ins Schiff dringt.

  • So wird das wohl gewesen sein.


    Da kommt mir die Idee für das nächste Projekt. Ich lasse den Kahn am Wind laufen und es werden nur die Luvkanonen ausgerannt. Oder, ich setze das Schiff ins Modellbauwasser, sozusagen als Wasserlinienmodell. Dann braucht es natürlich auch eine Crew da das sonst etwas nach "Fliegendem Holländer" aussieht.

    Aber gut, wenn ich wirklich die Niagara baue gibt es passend Männeken zu kaufen.

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  • na da lass ich als Käptn Hardy doch die Pforten des untersten Batteriedecks geschlossen, um mit einer zwar geminderten, dennoch aber immer noch wirkungsvollen Breitseite der Victory den Feind aus dem Wasser zu pusten.

    Und wenn man dann noch wie Hardy zwei 68ziger Carronaden auf der Back hat kann einem die Unterbatterie bei ordentlichem Wind gelegentlich auch gestohlen bleiben.

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