Die Victory im neuen Farbenkleid

  • Da fragt man sich doch unwillkürlich, weshalb diese Farbgebung nicht auf zeitgenössischen Darstellungen der Victory und anderer Schiffe zu sehen ist. Könnte es evtl. sein, dass die Farbpigmente im Laufe der Zeit verändert haben? Das wäre sowohl durch Zerfall der alten Farbstruktur möglich, dann hätten wir hier die Farbe, wie sie nach 200 Jahren ausgesehen hätte, wenn man sie damals aus dem Wasser geholt und irgendwo trocken gelagert hätte, ohne den Anstrich in der Zeit zu erneuern. Oder haben die Farbpigmente mit den darüber liegenden Schichten reagiert und sich deshalb so verändert, wie man das mit dem aktuellen Anstrich darstellt? Dann hätten wir heute die Farbgebung, die aus chemischen Reaktionen mit den nachfolgenden Anstrichen resultiert.
    Wirklich eindeutig ist eigentlich nur, dass dieses satte gelbe Ocker, das uns von der bisherigen Farbgebung her vertraut ist, nicht korrekt sein konnte, wie uns bereits zeitgenössische Darstellungen der Victory verrieten.
    Aber mal ganz abgesehen davon, wie korrekt der aktuelle Anstrich tatsächlich ist, er ist zwar gewöhnungsbedürftig, aber hübsch.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Natürlich verfolge auch ich aus irgendeinem unergründlichem Grund das "Hello-Kitty-meets-Ponyhof"-Projekt schon seit einiger Zeit gespannt :-)


    Ich freue mich immer über neue Forschungsergebnisse. Aber wie üblich werde ich nicht in blinden Aktionismus verfallen, was die Umsetzung angeht. Für mich stehen hier noch viele Fragezeichen, da ich noch zu wenig weiß, wie, was und wo untersucht wurde.


    Alte Farbschichten zu nehmen ist wunderbar, aber woher kommen diese, die meisten Flächen sind ja schon zig-Mal ausgebessert worden. Auch wie wurde die Frage beachtet, inwieweit Zeit, Salz, Licht und Bindemittel diesen Farbton geändert haben könnten.


    Nüchtern betrachtet ist das Neue nicht so weit weg vom Alten. Es gibt diesen rötlicheren Ocker, der mit viel Weiß diesen "neuen" Farbton ergeben kann. Aber woher kam das Farbmuster? Soweit ich weiß, wurde ja vor allem im Außenbereich fast alles über die Jahre x-Mal ausgetauscht. Woher kommt die genaue Definition "September 1805"? War es evtl. eine Farbe, die früher oder später kam? Wurden die Farbpartikel im Außenbereich, Innenbereich gefunden? Wie war das von Speedy angesprochene Thema der Farbstabilität unter Zeit, Wasser, Licht, Luft und Nachbarfarben? Hierzu habe ich bis jetzt nichts genaueres gefunden, wer genauere Quellen kennt würde ich mich über einen Hinweis freuen.


    Auf dem Mitteldeck der V. in P. liegt ein Stück Mast mit Einschussloch, angeblich ein Original. Wenn auch die Farbe original ist, dann präsentiert sich da ein wunderherrliches Nato-Oliv :-)


    Schaut man alte Gemälde an, dann sind die Engländer meist in einem recht einheitlichen Ackerton, der dem dem in den letzten Jahren gezeigten eher entspricht, während die Franzosen und Spanier in allen Braun-, Gelb-, Winktönen und sogar Rottönen strahlen. Das kann aber natürlich auch künstlerische Freiheit sein, um die eigenen Schiffe hervorzuheben.


    Es bleibt also spannend, schaun mer mal ;-)


    XXXDAn