Maritime Lyrik

  • aus 'Im Auftrag der Krone' von Wilder Perkins:


    "Bleib hinterm Schreibtisch,
    bleib immer an Land.
    Beherrsche die Schiffe,
    mit heimlicher Hand."


    bezogen auf einen Geheimdienstler wie im Buch passt das natürlich, soll hier ja aber ein netter Gruß an unsere lieben Holzwürmer sein und wird deshalb umgedichtet:


    "Bleib hinterm Werktisch,
    bleib immer an Land.
    Baue die Schiffe,
    mit sicherer Hand."


    reim Dich, oder ich zerhack die Kommode!

    'Man muss das Unmögliche veruchen, um das Mögliche zu erreichen' Herrmann Hesse

  • Dann brauchen wir etwas stärkeren Tobak:


    Vor Klippen, Stürmen und Blitzen
    bewahrt mich mein guter Stern,
    doch Schutz vor Weiberklatsch und Geschützen
    erfleh ich von Gott dem Herrn.


    Hilfe Griffiths zerhackt die Kommode.
    Dudley Pope, Die Trommel schlug zum Streite S.319 g.u. (ganz unten). Die Ausgabe spar ich mir mal...

    'Man muss das Unmögliche veruchen, um das Mögliche zu erreichen' Herrmann Hesse

  • Um das Thema mal wieder aufzugreifen, möchte ich an dieser Stelle eine Ballade posten, die wahrscheinlich fast jeder von uns in der Schule kennengelernt hat.


    John Maynard von Theodor Fontane


    John Maynard!
    "Wer ist John Maynard?"
    "John Maynard war unser Steuermann,
    aushielt er, bis er das Ufer gewann,
    er hat uns gerettet, er trägt die Kron',
    er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.
    John Maynard."


    Die "Schwalbe" fliegt über den Erie-See,
    Gischt schäumt um den Bug wie Flocken von Schnee;
    von Detroit fliegt sie nach Buffalo -
    die Herzen aber sind frei und froh,
    und die Passagiere mit Kindern und Fraun
    im Dämmerlicht schon das Ufer schaun,
    und plaudernd an John Maynard heran
    tritt alles: "Wie weit noch, Steuermann?"
    Der schaut nach vorn und schaut in die Rund:
    "Noch dreißig Minuten ... Halbe Stund."


    Alle Herzen sind froh, alle Herzen sind frei -
    da klingt's aus dem Schiffsraum her wie Schrei,
    "Feuer!" war es, was da klang,
    ein Qualm aus Kajüt und Luke drang,
    ein Qualm, dann Flammen lichterloh,
    und noch zwanzig Minuten bis Buffalo.


    Und die Passagiere, bunt gemengt,
    am Bugspriet stehn sie zusammengedrängt,
    am Bugspriet vorn ist noch Luft und Licht,
    am Steuer aber lagert sich´s dicht,
    und ein Jammern wird laut: "Wo sind wir? wo?"
    Und noch fünfzehn Minuten bis Buffalo. -


    Der Zugwind wächst, doch die Qualmwolke steht,
    der Kapitän nach dem Steuer späht,
    er sieht nicht mehr seinen Steuermann,
    aber durchs Sprachrohr fragt er an:
    "Noch da, John Maynard?"
    "Ja,Herr. Ich bin."


    "Auf den Strand! In die Brandung!"
    "Ich halte drauf hin."
    Und das Schiffsvolk jubelt: "Halt aus! Hallo!"
    Und noch zehn Minuten bis Buffalo. - -


    "Noch da, John Maynard?" Und Antwort schallt's
    mit ersterbender Stimme: "Ja, Herr, ich halt's!"
    Und in die Brandung, was Klippe, was Stein,
    jagt er die "Schwalbe" mitten hinein.
    Soll Rettung kommen, so kommt sie nur so.
    Rettung: der Strand von Buffalo!


    Das Schiff geborsten. Das Feuer verschwelt.
    Gerettet alle. Nur einer fehlt!


    Alle Glocken gehn; ihre Töne schwell'n
    himmelan aus Kirchen und Kapell'n,
    ein Klingen und Läuten, sonst schweigt die Stadt,
    ein Dienst nur, den sie heute hat:
    Zehntausend folgen oder mehr,
    und kein Aug' im Zuge, das tränenleer.


    Sie lassen den Sarg in Blumen hinab,
    mit Blumen schließen sie das Grab,
    und mit goldner Schrift in den Marmorstein
    schreibt die Stadt ihren Dankspruch ein:


    "Hier ruht John Maynard! In Qualm und Brand
    hielt er das Steuer fest in der Hand,
    er hat uns gerettet, er trägt die Kron,
    er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.
    John Maynard."

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Und hier noch ein maritimes Beispiel aus unserer Zeit.


    Battle of the Baltic von Thomas Campbell


    Of Nelson and the north
    Sing the glorious day's renown,
    When to battle fierce came forth
    All the might of Denmark's crown,
    And her arms along the deep proudly shone;
    By each gun the lighted brand
    In a bold, determined hand,
    And the prince of all the land
    Led them on.


    Like leviathans afloat
    Lay their bulwarks on the brine;
    While the sign of battle flew
    On the lofty British line--
    It was ten of April morn by the chime.
    As they drifted on their path
    There was silence deep as death;
    And the boldest held his breath
    For a time.


    But the might of England flushed
    To anticipate the scene;
    And her van the fleeter rushed
    O'er the deadly space between.
    "Hearts of oak!" our captain cried; when each gun
    From its adamantine lips
    Spread a death-shade round the ships,
    Like the hurricane eclipse
    Of the sun.


    Again! again! again!
    And the havoc did not slack,
    Till a feeble cheer the Dane
    To our cheering sent us back;
    Their shots along the deep slowly boom--
    Then ceased -- and all is wail,
    As they strike the shattered sail,
    Or in conflagration pale,
    Light the gloom.


    Out spoke the victor then,
    As he hailed them o'er the wave:
    "Ye are brothers! ye are men!
    And we conquer but to save;
    So peace instead of death let us bring;
    But yield, proud foe, thy fleet,
    With the crews, at England's feet,
    And make submission meet
    To our king."


    Then Denmark blessed our chief,
    That he gave her wounds repose;
    And the sounds of joy and grief
    From her people wildly rose,
    As death withdrew his shades from the day.
    While the sun looked smiling bright
    O'er a wide and woeful sight,
    Where the fires of funeral light
    Died away.


    Now joy, old England, raise!
    For the tidings of thy might,
    By the festal cities' blaze,
    Whilst the wine-cup shines in light;
    And yet, amidst that joy and uproar,
    Let us think of them that sleep
    Full many a fathom deep,
    By the wild and stormy steep,
    Elsinore!


    Brave hearts! to Britain's pride
    Once so faithful and so true,
    On the deck of fame that died,
    With the gallant, good Riou --
    Soft sigh the winds of heaven o'er their grave!
    While the billow mournful rolls,
    And the mermaid's song condoles,
    Singing glory to the souls
    Of the brave!

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Es gibt da noch ein Werk von John Thelwall, The Trident of Albion, dass zu Ehren Nelsons und der Schlacht bei Trafalgar geschrieben wurde. Leider finde ich dazu im WWW nur eine Parodie, die jedoch wenig Maritimes an sich hat.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Jessica Read

    Hat den Titel des Themas von „maritime Lyrik“ zu „Maritime Lyrik“ geändert.