’t Behouden Huys Terschelling

  • Terschelling gehört zu Holland und ist eine der fünf bewohnten Westfriesischen Inseln ca. 15 km vor der niederländischen Küste. 2018 ankerten wir dort bei unserem jährlichen Frühjahrssegeln und lagen auf Grund widriger Winde einen Tag fest. Was für ein Glück - denn so hatten wir die Möglichkeit, gleich zwei außergewöhnliche Museen maritimer Art besuchen zu können.

    Eines davon ist das ’t Behouden Huys, direkt im größten Ort der Insel, West-Terschelling. Offiziell gilt dieses Museum als Heimatmuseum, aber im Folgenden wird man sehen, dass es unbedingt in die Kategorie "Maritimes Museum" gehört. Klar doch, die Insel ist eng und untrennbar mit der Seefahrt verbunden; der berühmteste Sohn Terschellings war Willem Barents, dessen Leben und Reisen in diesem Museum einen breiten Raum einnehmen.


    Steht man vor dem Gebäude, erscheint einem das recht klein und unscheinbar. Umso mehr ist man dann überrascht, was sich einem nach Betreten des Hauses alles bietet. In zwei miteinander verbundenen alten Häusern und einem Innenhof wird einem jede Menge Geschichte vermittelt - und das wahrlich nicht nur mit langweiligen Schrifttafeln und ein paar alten Scherben, Möbeln und staubigen Teppichen. Nein, es gibt echt viel zu sehen, so u.a. viele Schiffsmodelle, dann Dioramen, die die Geschichte von Terschelling lebendig werden lassen, so auch einen verheerenden Angriff der Engländer im Jahr 1966 während des Zweiten Englisch-Holländischen Seekriegs.









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  • Im Innenhof findet man zuerst ein Teil eines alten Ruderblattes, noch mit den Fingerlingen, also den Teilen, mit denen das Ruderblatt am Achtersteven eingehängt wurde. Dann gibt es einen Nachbau der Hütte, die sich Willem Barents und seine 16 Begleiter auf ihrer dramatischen Reise 1596/97 bauten. Diese Fahrt war der dritte Versuch unter Beteiligung von Barents, die Nordostpassage zu finden, den nördlichen Seeweg zwischen Europa und Asien. Da ihr Schiff im Packeis einfror, mussten sie dort überwintern. Rund um die Hütte spielten sich teilweise dramatische Szenen ab, mehrmals musste man sich den Angriffen hungriger Eisbären erwehren. Passend dazu gibt es im Museumshaus ein nettes Diorama. Ein echter Hingucker ist dann der Blick unter Deck des Expeditionsschiffes von Barents - und nicht nur der Blick, nein, man kann das Deck auch betreten und sich so direkt hineinversetzen in die Enge, die ein damaliges Schiff bot.

    Willem Barents war einer der fünf Männer, die diese Expedition nicht überlebten.





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  • Die Niederlande sind traditionell eine jahrhundertealte Seefahrernation; auch davon berichtet dieses Museum. Interessante Sammlerstücke und Handelsobjekte aus Übersee gibt es dort zu entdecken, so u.a. auch eine Vitrine mit verschiedenen aus Gewürznelken gefertigten Modellen von Schiffen, Wagen, Tassen und anderem mehr.

    Nautisches Gerät aus der damaligen Zeit gibt es ebenfalls zu sehen. Spannend finde ich ein Steckbrett, welches als Logbuch diente. Mit kleinen Holzdübeln wurde die Windrichtung und die Fahrtzeit, während man diesem Wind folgte, festgehalten. Später konnte das dann in der trockenen Kajüte in das richtige Logbuch übertragen werden.

    Besonders interessant ist ein Modell eines schmucken Dreimasters. Es handelt sich um die Halve Maen, das Original gebaut 1608 in Amsterdam. Unter dem Kommando des Engländers Henry Hudson stach es 1609 in See, um die nordwestliche Passage zum Pazifik zu finden. Der Hudson River erinnern noch heute an den Seefahrer, unter dessen Kommando das letztendlich nicht erfolgreiche Unternehmen stattfand. Eine Replik dieses Schiffes ist New Netherland Museum in New York zu besichtigen.




      


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  • Im Museum begeistert mich ein schmuckes Modell der Lutine. Allerdings hat die Geschichte dieses Schiffes einen tragischen Hintergrund: Das Seegebiet rund um Terschelling gilt seit hunderten von Jahren als eines der gefährlichsten der Welt. Dementsprechend gab es auch zahlreiche und oftmals auch dramatische Schiffsunglücke zu verzeichnen. Der Untergang der Lutine wird im Museum besonders eindrucksvoll dargestellt. Diese 1779 in Frankreich gebaute 32-Kanonen-Fregatte ging 1793 im Zuge der Blockade von Toulon und der Übergabe des Hafens durch französische Royalisten an den britischen Admiral Lord Hood an die Royal Navy, die sie zu einer 38-Kanonen-Fregatte umbaute. Am 9. Oktober 1799 strandete das Schiff auf einer Fahrt von Great Yarmouth nach Cuxhaven in einem schweren Sturm auf einer Sandbank vor Terschelling und ging unter. Von den 241 Mann Besatzung überlebte nur einer; eine wertvolle Ladung an Gold und Silber in Form von Barren und Münzen im Wert von 1,2 Millionen Pfund ging verloren.

    Spätere Bergungsversuche brachten u.a. die Schiffsglocke hervor, die noch heute auf einem erhöhten Podest des sog. Underwriting Room, bei der Schiffsversicherungsgesellschaft Lloyd's in London, steht.


    (Bei diesen Bildern ist das WZ unsichtbar...)




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  • Das Museum widmet der Tatsache, dass früher und bis in die heutige Zeit Menschen unter Einsatz ihres Lebens alles daran setzen, Schiffbrüchige zu retten, breiten Raum. Eine ebenso beeindruckende wie bedrückende Tafel zeigt an die 200 Schiffe, die in diesem Seegebiet Schiffbruch erlitten; zu jedem dieser Katastrophen ist angegeben, wieviele Menschen gerettet werden konnten. Zumeist waren das nur sehr wenige; oftmals gingen die Schiffe im wahrsten Sinne des Wortes komplett mit Mann und Maus unter. Und diese Tafel erhebt bei weitem nicht den Anspruch auf Vollständigkeit - nachweisbar sind es weit über 800 Schiffe, die hier verunglückt sind, und es sind sicher noch mehr, denn längst nicht jedes Unglück wurde auch aufgezeichnet und für die Nachwelt festgehalten.

    In einer Vitrine werden Modelle von Schiffen gezeigt, die früher und auch heute derSeenotrettung dienten und noch dienen. Auch die Lebensretter von Terschelling werden in Wort und Bild gewürdigt. Und der Leuchtturm von Terschelling, das weithin sichtbare und nach wie vor wichtige Wahrzeichen der Insel, findet natürlich auch Erwähnung.







    Zusammenfassend kann ich sagen, dass dieses Museum spannend, interessant und höchst beeindruckend ist, vom ersten bis zum letzten Ausstellungsobjekt. fr18