Robert Löhr – Das Erlkönig-Manöver

Robert Löhr – Das Erlkönig-Manöver

Literaturvorstellung Oktober 2021

Allgemein wird ja angenommen, dass Louis Charles, der Sohn des hingerichteten Königs Louis XVI. im Temple von Paris starb. Aber war er wirklich tot, oder hat man seinen Bewachern eine andere Kinderleiche untergeschoben und der rechtmäßige König von Frankreich lebte noch weiter?

Im Jahr 1805 erhält der Geheimrat von Goethe den Auftrag, Louis Charles aus den Fängen Kaiser Napoleon Bonapartes zu befreien. Der vermeintliche Thronanwärter wird in der französischen Festung Mainz gefangen gehalten. Hier soll er seinem ehemaligen Kindermädchen gegenübergestellt werden, um seine Identität zweifelsfrei zu klären. Goethes Plan besteht darin, diese Gegenüberstellung zu nutzen, um Louis Charles nach einer Scheinhinrichtung aus Mainz zu schmuggeln.

Im Anfang war die Tat!

Als Reisegefährten erwählt er seinen Freund Friedrich Schiller und Alexander von Humboldt, der sich gerade in Weimar aufhält. Gemeinsam reisen sie nach Frankfurt am Main, wobei Schiller immer wieder das Gefühl hat, dass sie verfolgt werden. In Frankfurt überredet Goethe die junge Bettine Brentano, die Tochter einer Jugendliebe, an ihrem Vorhaben teilzunehmen. Sie ist bereit, aber ihr Verehrer Achim von Arnim besteht darauf, ebenfalls mitzukommen. Die Gruppe überquert den Rhein und legt sich auf die Lauer, um die Kutsche mit Louis Charles´ Kindermädchen abzufangen. Der Coup gelingt mit Hilfe ihres geheimnisvollen Verfolgers, bei dem es sich um Leutnant von Kleist handelt. Er übergab Goethe kurz vor dessen Abreise aus Weimar ein Manuskript seines Lustspiels „Der zerbrochene Krug“ und erwartet ein umgehendes Urteil des Meisters zu seinem Werk.

Die Begleiter des Kindermädchens sind mit umfassenden Vollmachten ausgestattet, mit deren Hilfe die Gefährten ungehindert nach Mainz gelangen. In einem verlassenen Kloster bereiten sie die Befreiung des Gefangenen vor. Goethe begibt sich als Führer der Eskorte zum Präfekten von Mainz, um die Gegenüberstellung vorzubereiten. Napoleons Befehle sind eindeutig. Sollte es sich um einen Hochstabler handeln, soll er im Gefängnis verschimmeln. Der echte Louis Charles ist umgehend hinzurichten. Der Termin für die Gegenüberstellung wird vereinbart, aber zuvor muss Louis Charles über die geplante Befreiung und die Umstände der Scheinhinrichtung informiert werden. Schiller übernimmt diese Aufgabe in der Verkleidung eines Mönchs, der den Gefangenen die Beichte abnehmen will. Doch auf dem Weg ins Gefängnis wird er aufgehalten. Er soll einem Sterbenden Sakramente erteilen. Jetzt wird es spannend…

Du bist am Ende – was du bist.

Die Helden dieses Romans lesen sich wie ein Who-is-Who des deutschen Schriftsteller-Olymps und bei so einer Besetzung lässt sich leicht eine plumpe Klamaukhandlung erwarten, doch weit gefehlt. Das Buch ist ein historischer Abenteuerroman, in dem trotzdem immer wieder komische Momente aufblitzen, wenn der Autor seinen Protagonisten bekannte Zitate aus ihren Werken in den Mund legt.

Ich fühlte mich bestens unterhalten.

Speedy