Gefion Clausen – Verrat vor Helgoland

Gefion Clausen – Verrat vor Helgoland

Literaturvorstellung November 2021

Manchmal tut ein Perspektivwechsel gut. Die norddeutsche Autorin Gefion Clausen hat ihn gewagt. Das Ergebnis ist ein maritimer Roman, der alle Erwartungen an das Genre erfüllt, aber trotzdem anders ist.

Dieses Anderssein beginnt mit den Helden des Romans. Da ist zunächst ein englischer Aristokrat, der wegen eines vermeintlich gebrochenen Ehrenworts die Royal Navy verlassen musste. Seinem Jugendfreund zuliebe soll er nun ein Handelsschiff von Plymouth ins dänische Tönning bringen. Vor Helgoland läuft das Schiff auf eine Sandbank, während man ihn unter Deck niederschlägt.

Der andere Held ist ein junger Helgoländer, der besser gebildet ist als die meisten seiner Landsleute und aufgrund seiner Sprachkenntnisse zum ersten Ansprechpartner der Engländer wird.

Zwischen Engländern und Helgoländern entspinnt sich ein Duell um die Bergung der Ladung des havarierten Schiffs. Die Engländer wollen retten, was zu retten ist, während die Helgoländer sich auf altes Strandrecht berufen und einen möglichst hohen Anteil für sich einfordern. Dabei schrecken sie auch vor Plünderungen nicht zurück, um den eigenen Anteil weiter zu vergrößern. Doch mit dem englischen Aristokraten Aubrey Deville ist nicht gut Kirschenessen, so dass er recht schnell sein Spitznamen Düwel – Teufel – weghat.

Und während sich beide Seiten noch streiten, erscheint vor Helgoland eine französische Fregatte. Diese steht unter dem Kommando von Aubrey Devilles Todfeind, was eine Kette spannender Fluchten, Kämpfe und Seegefechte auslöst.

Gefion Clausen geht sehr liebevoll mit ihren Protagonisten um, sodass man im Katz- und Maus Spiel zwischen Engländern und Helgoländern beide Seiten verstehen kann. Aubrey Deville hat sein ganzes Vermögen in die Reederei seines Freundes gesteckt und der Verlust des Schiffs mit seiner Ladung wäre sein Ruin, während es für die Helgoländer es ums nackte Überleben geht, denn Napoleons Kontinentalsperre hat den Seehandel so ziemlich zum Erliegen gebracht.

Mein Fazit: Ein spannender und unterhaltsamer Lesespaß, der keine Wünsche offen lässt. Leider ist das Buch nur noch antiquarisch erhältlich und ist ansonsten mit der Pleite des Mondfeld Verlages untergegangen. Eine Neuauflage wäre mehr als wünschenswert.

Speedy