Richard Woodman – Die Wracks von Trafalgar

Richard Woodman – Die Wracks von Trafalgar

Literaturvorstellung Oktober 2020

Mittendrin statt nur dabei könnte man das Motto dieses Romans nennen. Richard Woodman legte bei seiner Drinkwater-Reihe immer größten Wert darauf, die Teilnahme seiner Helden an wichtigen historischen Ereignissen möglichst plausibel zu gestalten. Oftmals nutzte er dabei Lücken in der Überlieferung, wie im Roman ‚Die Mörserflottille‘, wo er Nathaniel Drinkwater eines der zahlreichen namenlosen Hilfsschiffe kommandieren ließ.
Bei der Trafalgarschlacht, die vor 215 Jahren stattfand (21. Oktober 1805), gibt es diese Lücken nicht, denn die zahllosen Augenzeugenberichte und die vielen erhalten gebliebenen Dokumente haben jeden noch so kleinen Aspekt der Seeschlacht beleuchtet.

So bedurfte es eines ganz besonderen Kunstgriffs, Nathaniel Drinkwater an der Schlacht bei Trafalgar teilnehmen zu lassen. Woodmans Lösung ist dabei so einfach wie genial: Er gibt seinem Helden das Kommando über eines der britischen Trafalgar-Schiffe, doch er kann das Kommando niemals antreten, weil er auf dem Weg zu seinem neuen Schiff in französische Kriegsgefangenschaft gerät. Er fällt in die Hände seines Erzfeindes Santhonax, der ihn auf Vizeadmiral Villeneuves Flaggschiff Bucentaure bringt. Hier lernt er den Oberbefehlshaber der vereinigten Flotten kennen und schätzen. Als es dann zur berühmtesten Seeschlacht der Geschichte kommt, steht er so mitten im Feuer der eigenen Kanonen und muss um sein Überleben bangen.

Der originelle Plot erhebt diesen Roman weit über die meisten Trafalgar-Romane. Man lernt die Schlacht aus der Perspektive der Verlierer kennen und entwickelt wie unser Held gewisse Sympathien für Villeneuve , während er im Verborgenen seinen Beitrag zu Nelsons größtem Sieg leistet.

Speedy