Paul Quincy – Entermesser blank – Mut pur 10/19

Paul Quincy – Entermesser blank – Mut pur /

Wild Bull Turner und die Capitana

Literaturvorstellung Oktober 2019

Entermesser blank – Mut pur: der Untertitel ist Programm in der Erstausgabe von Paul Quincys zweiten Roman um William „Wild Bull“ Turner. In der aktuellen Auflage wird aus purem Mut dann die Capitana, womit ein Teil Handlung von Anfang an ersichtlich wird. Da der Romanheld schnell die wahre Identität der Kapitänin entschlüsselt, ist der neue Titel vertretbar, auch wenn so einer netten Hommage an die weiblichen Piratinnen Anne Bonny und Mary Read vozeitig der Wind aus den Segeln genommen wird.

Die unerfüllte Jagd aus dem ersten Band führt den jungen Leutnant tief in die Karibik bis an die Nordküste Südamerikas. Zunächst erleben wir zum Jahreswechsel 1776/77 aber, wie eine bunt zusammengewürfelte Truppe aus Piraten und Schmugglern an eben jener Küste auf blutige Art einen Stützpunkt errichten. Nicht nur einer der Piraten wird Turners Weg mehr als einmal kreuzen…

Während die Piraten also zu Neujahr ein ganz besonderes Feuerwerk zünden, weilt William Turner noch auf Antigua. Nach dem Ausräuchern eines Piratenunterschlupfs und der Erbeutung von Prisen – Schiffe wie Frauen – , macht sich „Wild Bull“ an die Verfolgung des enttarnten Agenten. Dabei versperrt dem jungen Leutnant in Diensten König Georg III. eine überlegene französische Fregatte den Weg. Mit wildem Mut und dem Glück des Tüchtigen gelingt es ihm, diese Gefahr zu meistern.
Aber es kommt, wie es kommen muss: Leutnant William Turner gerät in die Fänge der hübschen Piratin inklusive „Politur des Familiensilbers“.

Das Finale an der kubanischen Küste wird mit einem ganz besonderen Kabinettsstückchen der Seemannskunst eingeläutet. Dabei muss Turner vorher die Wahl treffen, ob er die Capitana oder den Piratenanführer sowie den Verräter aus britischen Reihen zur Strecke bringen will. Das letzte Gefecht wird ein blutiges und der Verräter geht ihm erneut durch die Lappen. Dafür erwartet „Wild Bull“ Turner zum Schluss noch ein überraschendes Geburtstagsgeschenk…

„Wild Bull Turner erobert Yankeebrigg mit Zahnstocher in seiner Faust!“

Paul Quincy, besser bekannt als Uwe D. Minge, lässt den zweiten Band der Turner-Reihe weiterhin vor dem Hintergrund des amerikanischen Unabhängigkeitskriegs spielen. Der Leser erfährt allerdings nur zwischendurch von Neuigkeiten aus den rebellischen Kolonien, die aber keinen Einfluss auf die Handlung haben. „Neutrale“ Umschlagplätze für alle Art von Im- und Exporten spielten im Krieg eine nicht unerhebliche Rolle, z.B. das niederländische St. Eustatius.

Wortwitz wie „weißer Rum, schwarz gebrannt“, gepaart mit Ironie und Sarkasmus, „… dass ein Freiwilliger ein Blödmann ist, der die Frage nicht richtig verstanden hat…“, versüßen die nicht selten eindeutig unerschrockenen brutalen Ereignisse des Seemannslebens und entlocken dem geneigten Leser ein wissendes Schmunzeln.
Dazu trägt auch bei, dass der Autor seine Protagonisten je nach Situation auch sprechen lässt, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist – rau aber herzlos. Die Beschreibung der (Segel-) Manöver ist eine Klasse für sich. Wer den ersten Band lesen durfte, kommt am zweiten Teil auf keinen Fall vorbei!

Richard Howe