20 Jahre nach der Schlacht bei Abukir
gefiel es dem ägyptischen Vizekönig Ali, den Engländern einen
Obelisken als Anerkennung zu schenken. Vielleicht wollte er ihn auch
einfach nur loswerden, denn der 180 Tonnen schwere Granit aus dem 15.
Jahrhundert v. Chr. lag schon seit Jahrhunderten im Sand am Hafen von
Alexandria.
Die Engländer bedankten sich artig,
hatten aber wenig Lust, den Transport in die Heimat zu bezahlen. Erst
1877 spendierte der wohlhabende Arzt Sir William Wilson 10.000 Pfund
für einen Schiffstransfer. Er war Freimaurer, da hatte er vielleicht
ein Faible für Obelisken. Leider waren seine Kumpel alle im
Eisenbahnbau tätig, so dass die Konstruktion eines Lastschiffes eher
ungewöhnlich ausfiel und zur Cleopatra führte.
Die Cleopatra bestand aus einem
eisernen Zylinder von 28m Länge und 4,9m Durchmesser. Die Teile
wurden einzeln nach Alexandria verschifft. Dort buddelte man den
Obelisken aus und baute den Zylinder um ihn drum. Danach rollte man
das Teil ins Wasser, das dort tatsächlich schwamm. Die Aufbauten
kamen an Deck wie ein Deckshaus, Reling, Mast und Takelage. Die Segel
sollten der Konstruktion etwas Stabilität verleihen. Weil das Schiff
nicht besonders seetüchtig war, sollte der Dampfer Olga es nach
England schleppen. Am 21. September 1877 stach die Cleopatra unter
dem Kapitän Carter im Schlepp der Olga in See.
Wenn man im Herbst die Biscaya befährt,
ist es nicht ungewöhnlich, wenn man in einen Sturm gerät. So
passierte es auch unseren beiden Schiffen mit der kostbaren Fracht.
Es stellte sich heraus, dass die Konstruktion der Cleopatra nicht so
ganz für schwere See geeignet war. Das Beiboot zerschellte beim
Zuwasserlassen an der Bordwand und das Schiff drohte zu sinken. Von
der Olga wurde ein Rettungsboot ausgesandt, um wenigstens die Crew
der Cleopatra zu retten, aber das Boot kenterte und die 6
Freiwilligen an Bord ertranken. Mit einem zweiten Rettungsboot gelang
dann die Rettung der Cleopatras. Manchen Berichten zufolge schwamm
die Cleopatra da schon senkrecht und schaukelte auf dem Wasser wie
eine Boje. Sie geriet außer Sicht und man wähnte sie (und den
Obelisken) als verloren.
Nach dem Sturm entdeckten allerdings
spanische Fischer das Schiff und es wurde in den Hafen von Ferrol zur
Reparatur gebracht.
Als nächstes kam der Paddelschlepper
Anglia, um die Cleopatra nach Hause zu bringen, ein Schlepper, der
bereits eine Reihe besonderer Transporte nachweisen konnte. Wegen
seiner 3 Schornsteine wurde die Anglia „Three-fingered Jack“
genannt. Aber das ist eine andere Geschichte.
Diese Reise war erfolgreich und am 21.
Januar 1878 bekamen die Kinder von Gravesend schulfrei und jubelten
zusammen mit den restlichen Einwohnern der einlaufenden Cleopatra zu.
Der Obelisk wurde unter großem Hallo
am Ufer der Themse aufgestellt und bekam die Bezeichnung „Cleopatras
Nadel“.
Die Namen der bei der Rettungsaktion
auf See verlorenen Matrosen findet man heute übrigens auf einer
Bronzeplakette am Fuß des Obelisken.
Auf der englischen Wikipediaseite gibt es 2 Bilder des Schiffes.
In unserer Galerie gibt es Bilder vom Modell Klick