Alexander Kent – Das letzte Riff: Admiral Bolitho verschollen vor Westafrika

Alexander Kent – Das letzte Riff: Admiral Bolitho verschollen vor Westafrika

Literaturvorstellung März 2020

Manchmal kann es schon ein Kreuz mit Richard Bolitho und seinen Abenteuern sein. Da liest man eine an sich wirklich gut geschriebene Geschichte und bleibt am Ende doch ratlos zurück. Ja, die Geschichte ist gut geschrieben, auch wenn sie nicht ganz neu ist. Natürlich erinnert die Odyssee nach dem Schiffbruch vor der afrikanischen Küste an den Roman ‚Fieber an Bord‘, in dem Bolitho ebenfalls mit „seiner Lady“ unterwegs war. Das tut der Story an dieser Stelle jedoch keinen Abbruch. Und während man in England den vermeintlichen Tod „unseres Nelson“ betrauert, erweist sich Adam Bolitho als wahrer Neffe seines Onkels, kämpft dieser doch tapfer ums Überleben.

Und damit beginnt das Ärgernis, denn die „Liebesgeschichte“ zwischen Adam Bolitho und Valentine Keens Ehefrau zeigt wieder einmal, dass moralische Grundsätze bei den Bolithos immer nur für die anderen gelten und die Bolithos niemals davon abhält, sich selbst immer als arme und unschuldige Opfer zu gerieren.

Nachdem Bolitho und sein Gefolge gerettet wurden und somit der Fortgang der Reihe gesichert ist, steht in der nächsten Episode Thomas Herrick im Mittelpunkt. Dem wird nämlich der Prozess wegen angeblicher Befehlsverweigerung gemacht. Zwar wird die Intrige gerade noch rechtzeitig aufgedeckt, doch zurück bleibt ein verbitterter Herrick.

Im dritten Teil des Buchs geht es dann mal wieder in die Karibik, um gegen eine erdrückende Übermacht einen glänzenden Sieg zu erringen. Das könnte so schön sein, wäre das Verhältnis zwischen Bolitho und Herrick nicht vollkommen zerrüttet. Wie konnte es nur so weit kommen? Thomas Herrick leidet noch immer unter dem Eindruck des Kriegsgerichts. Das hat ihn unheimlich mitgenommen was natürlich ungeheuer undankbar von ihm ist. Denn hier darf nur einer Probleme haben und das ist Bolitho. Ihr solltet mal hören, wie Alday vorwurfsvoll schnieft und den Säbel putzt.

Natürlich ist hier bei mir ziemlich viel Polemik ins Spiel. Doch für mich sind die Bolithos nicht die einzigen Helden der Reihe und wenn Männer, die mir mit der Zeit ans Herz gewachsen sind, wie Thomas Herrick und Valentine Keen so mies behandelt werden, verdirbt es mir die ganze Freude am Buch. Dabei ist das Buch wirklich gut geschrieben, was ja nicht für alle Bände des Spätwerkes des Autors gilt.

Speedy