Richard Woodman – Der Mann unter dem Floß

Literaturvorstellung Septmber 2022

Am 7. Juli 1807 trafen sich Zar Alexander I. von Russland und Kaiser Napoleon I. auf einem Floß in der Mitte der Memel bei Tilsit, um Frieden zu schließen (Friedensvertrag als PDF bei Westfälische Geschichte). Im Ergebnis stimmte der Zar großen Gebietsverlusten des Königreichs Preußen zu, verhinderte jedoch seine vollständige Zerschlagung und sicherte den Fortbestand der mit dem russischen Kaiserhaus verwandten deutschen Fürstentümer. Zugleich erhielt der Zar freie Hand im Kampf gegen Schweden – und Russland trat der von Napoleon gegen Großbritannien verhängten Kontinentalsperre bei. Obwohl das Treffen unter größter Geheimhaltung erfolgte, erfuhr die britische Regierung relativ schnell von den getroffenen Vereinbarungen und war so in der Lage, sehr rasch zu reagieren.

Französischer Satan, preußische Madonna

Woher die britische Regierung ihre Informationen bezog, ist bis heute nicht abschließend geklärt. Es gibt dazu vielfältige Theorien, eine davon ist die eines britischen Ohrenzeugen unter dem Floß, der von dort die Gespräche verfolgen konnte. Diese Theorie wird heute für sehr unwahrscheinlich gehalten, doch für Richard Woodman war sie das willkommene Sujet für das siebente Abenteuer seines Helden Nathaniel Drinkwater.

Dieser wird mit seiner Fregatte Antigone in die Ostsee entsandt, um britische Hilfsgelder für die Kriegsführung des russischen Zaren gegen Frankreich zu überbringen. Dabei erfährt er von geplanten Friedensverhandlungen zwischen Russland und Frankreich auf der Memel und beschließt, die Einzelheiten mit Hilfe des britischen Geheimdienstes in Erfahrung zu bringen. Es gelingt ihm, doch er und seine Begleiter werden nun zu Gejagten des französischen Geheimdienstes.

Einmal mehr gelingt es Richard Woodman, historische Fakten geschickt in eine spannende Handlung zu integrieren und somit eine fesselnde Geschichte zu erzählen. Leider ist der Roman, wie die gesamte deutschsprachige Reihe, nur noch antiquarisch erhältlich.

Speedy