Jann M. Witt – Horatio Nelson. Triumph und Tragik eines Seehelden 10/16
Literatur-Vorstellung Oktober 2016:
Jann M. Witt – Horatio Nelson. Triumph und Tragik eines Seehelden
Am 21. Oktober begehen wir zum 211. Mal den Jahrestag der Seeschlacht von Trafalgar. Kein anderer Name ist so sehr mit der Seeschlacht vor der spanischen Südatlantikküste verbunden, wie der des Horatio Nelson.
Nicht ohne Grund trägt die zum 200 jährigen Jubiläum jener Schlacht 2005 erschienene Nelson-Biographie des Marinehistoriker Jann M. Witt den Untertitel „Triumph und Tragik eines Seehelden. Denn für Nelson war sein größter Triumph auch gleichzeitig seine größte Niederlage: den Sieg der britischen Flotte über die verbündeten französisch-spanischen Kräfte bezahlte er letztlich mit dem Tode.
Wie bei vielen „unserer“ Romanhelden begannen auch das Leben und die Laufbahn von Horatio Nelson, der später britischer Seeheld Nr. 1. werden sollte, recht unspektakulär, aber typisch für die Zeit und die Verhältnisse des 18. Jahrhunderts.
Hier setzt die Biographie Witts ein, schildert den Weg des im Siebenjährigen Krieges als Sohn eines Landpfarrers geborenen Horatio Nelson. Witt „will den Menschen Horatio Nelson hinter der Heldenfassade zeigen – mit allen seinen Stärken und Schwächen.“ Um dem Leser die Welt des ausgehenden 18. Jahrhunderts und den Menschen Nelson mit seinem „höchst widersprüchlichen Charakter“ begreiflich zu machen, lässt Witt „wo immer es möglich war“, Nelson selbst oder Zeitzeugen zu Wort kommen. Kein leichtes Unterfangen, den Charakter eines Menschen, der „in mancher Hinsicht ein großer Mann, in anderer ein Kleinkind“ (Gilbert Elliot, Earl of Minto) war, einzufangen bzw. ihm gerecht zu werden.
Witt gelingt diese Aufgabe in der insgesamt gut vierhundert Seiten starken Biographie, indem er weder in Heldenverehrung des Seefahrers noch in Bloßstellung des Ehebrechers (Affäre Hamilton) Nelson verfällt. Vielmehr zeigt er eben diese beiden Seiten: einerseits Nelson als brillanten Strategen, visionären Taktiker und genialen Menschenführer und andererseits als Individuum, welches an seiner eigenen Idealisierung feilte, stets nach Rum und Anerkennung strebte und dabei nur allzu menschlichen Lastern unterlag.
Die Biographie enthält neben dem üblichen Literaturverzeichnis und Namensregister auch eines für die erwähnten Schiffe, Übersichtskarten, Kurzbiographien von Nelsons Freunden und Zeitgenossen sowie ein Glossar zu den wichtigsten Marinebegriffen.
Richard Howe
„Nelson war Englands Kriegsgott einst, und wär‘
Es billig noch, indes der Wind sprang um;
Verklungen ist von Trafalgar die Mär‘
Und liegt, wie unser Held, im Sarge stumm;
Denn heut ist die Armee nur populär,
(Natürlich nimmt das die Marine krumm,)
Der Prinz ist für das Landheer wie besessen,
Und Jervis, Nelson, Duncan sind vergessen.“
George Noel Byron, „Don Juan“