Beiträge von Francis Drake

    Den ersten Teil habe ich auf dem Live-Stream von BBC Radio 3 gehört. Die deutschen Klassiksender haben dieses Jahr offenbar nicht live übertragen. Teil 2 war auf 3sat zwar als live eingeblendet, war aber wohl zeitversetzt. Aber ja, es war sehr schön!

    Gerade beendet habe ich die Lektüre von "A Narrative of Arthur Gordon Pym" von Edgar Allan Poe. Sehr viel maritimer als ich es dunkel in Erinnerung hatte. Aber weiterhin ein merkwürdiges Buch. Die Handlung folgt dem Motto: "schlimmer geht immer". Und das Ende ist mindestens so schräg wie ich es in Erinnerung habe.

    Zur Erholung gibt es jetzt "Imperium" von Christian Kracht. Ist aber auch etwas seltsam. Werde weiter berichten.

    Stendhal , mit richtigem Namen Marie-Henry Beyele. 23 Januar 1783 in Grenoble geboren , 23.März 1842 in Paris gestorben. Französischer Schriftsteller, Militär und Politiker . Zu seiner Zeit eher als Journalist , Kritiker und Essayist bekannt. Heute gilt er als einer der frühesten Vertreter des Literarischen Realismus. Falls den jemand von euch kennt.

    Aus seinen gesammelten Werken lese Ich gerade zur erholung von Perry Rhodan " Die Kartause von Parma "

    1839 geschrieben in einer Übersetzung von Arthur Schurig von 1921 in der Gesamtausgabe als EBook , ebenfalls 1921 von Friedrich von Oppeln Bronikowski. liest sich etwas sperrig aber gut. spielt während der Koalitions oder auch Napoleonischen Kriege, beginnt 1796 in Mailand und endet nach 1815 im zweiten Teil mit dem Satz " To the Happy Few "

    Beide Stendhal-Werke, die Kartause und Rot und Schwarz habe ich mit Genuss gelesen. Die Kartause wäre wohl zur erneuten Lektüre drangekommen, wenn mein bevorstehender Urlaub uns nach Oberitalien und nicht an den Bodensee geführt hätte. Die Kartause habe ich in der Ausgabe des Winkler-Verlags, Rot und Schwarz die Neuübersetzung bei Hanser.

    Zitat von August Lafontaine: Quinctius Heymeran von Flaming

    Schon das Motto dieses Romans könnte zur Vorrede dienen; allein da Latein nicht aller Leser Sache ist, noch ein Paar Worte zur Erklärung desselben.

    Unsere Zeiten sind, bis auf einige Kleinigkeiten, recht hübsch. Eine dieser Kleinigkeiten ist ein unerträglicher Egoismus, dessen Mutter Unwissenheit, und dessen Glanz ein Paar Dutzend Worte sind, bei denen die Meisten, die sie am häufigsten im Munde führen, am wenigsten denken. Da blättert der Jüngling, der denken lernen sollte, ein Paar Journale durch, greift alles Paradoxe auf (und das Meiste, das Einfachste scheint ihm paradox, weil er es nicht versteht); übertreibt alles, was er liest und hört; ermüdet die Ohren aller Menschen mit den stolzen Wörtern: Weltbürgersinn, Freiheit, Gleichheit, Kritik der Moral, Kritik des Kriminalrechts, der Vernunft, Kritik der Kritik, Hyperphysik, Unglaube, Philosophie, objektive und subjektive Wahrheit, erkennbar, reine Vernunft, Menschen-Racen, und so weiter; redet ewig von allgemeinen Kenntnissen, und ist höchst einseitig und langweilig; von Principien, und kann noch nicht Eine Sprache reden; athmet endlich in einem ganz gewöhnlichen Leben thatlos und gedankenlos fort, und – was der Eitle am wenigsten glaubte – stirbt unbedauert und unbekannt.

    Dies Buch soll ein Spiegel für diese Art junger Herren seyn; auch können es, denke ich, noch Andre, als diese, zum Spiegel gebrauchen.

    Projekt Gutenberg hat drei seiner Werke zu bieten, davon zwei seiner bekanntesten, den hier zitierten Flaming und Klara du Plessis und Klairant. Wenn ich mir dieses Vorwort anschaue, muss ich feststellen, dass sich die Menschheit in den letzten 200 Jahren bis auf Rechtschreibung und teilweise die Wortwahl kaum verändert haben, auch wenn wir das nicht wahrhaben wollen.

    Und ich habe den Flaming in der schönen Ausgabe der Haidnischen Alterthümer von Zweitausendeins im Regal. Muss ich auch noch lesen. Schließlich hat Arno Schmidt den auch empfohlen.

    Takelage hin oder her. Am Mast weht die Tricolore, die erst ab 1794 Seekriegsflagge war. Kann sich also nicht um Schiffe des 16. oder 17. Jhds. handeln, oder schlicht einen typischen Anachronismus in schlecht recherchierten Filmen. (Ich erinnere mich an eine "Lederstrumpf-Verfilmung" mit Blacky Fuchsberger, in der die Soldaten des 18. Jhds. in den Uniformen der US-Kavallerie der 2. Hälfte des 19. Jhds. dargestellt waren und mit Winchesters und Colts um sich schossen).

    Ich glaube, in diesem Thread kann noch ein wenig ergänzt werden. Ich bin ein absoluter Stevenson-Fan. Ich mag alles, was ich von ihm gelesen habe. Der absolute Favorit ist Kidnapped. Da besitzte ich eine "Original-Spelling-Edition", die bis auf die Interpunktion auf die erhaltenen Teile des Originalmanuskripts zurückgreift und damit den Text bietet, den Stevenson selbst geschrieben hat.

    In Deutschland wohl noch weniger bekannt als Kidnapped ist die Fortsetzung Catriona. Jahre später geschrieben setzt die Handlung aber genau da ein, wo Kidnapped aufhört: David Balfour verlässt die British Linen Company's Bank. Er erfährt vom Prozess gegen James (of the Glens) Stewart und will zu dessen Gunsten aussagen, da er als Augenzeuge des Appin-Mordes dessen Unschuld beweisen kann. Politisch ist das aber nicht opportun. So wird er erneut entführt und auf der Felseninsel Bass im Forth of Firth festgehalten bis nach dem Todesurteil. Er lernt Catriona kennen, die Tochter des James More, ältester Sohn von Rob Roy McGregor. James More spielt eine äußerst unrühmliche Rolle, aber David und Catriona kommen sich nach vielen Abenteuern in Flandern und Nordfrankreich schließlich näher. Erst beim zweiten Lesen des Romans ist mir die tiefgründige Ironie richtig bewusst geworden, mit der der Roman erzählt wird.

    Und ein weiteres wunderbares Buch ist St. Ives, das Stevenson nicht mehr zu Ende schrieb. Nach seinem Tod fügte der Autor Arthur Quiller-Couch die abschließenden Kapitel an. Es ist zwar kein maritimes Buch, spielt aber zu napoleonischer Zeit. Ein französischer Kriegsgefangener flieht von Edinburgh Castle, wo sich tatsächlich ein Kriegsgefangenenlager befand, und will um das Erbe seines Großonkels kämpfen, das von einem schurkischen Cousin beansprucht wird. Spannende Abenteuer erwarten den Flüchtling. Ein absolut lesenswertes Buch.

    Mein Klassiker aus meiner Jugendzeit war:

    Habe ich noch ein einer festgebundenen Ausgabe von 1971. Eine gute Schilderung der Vorgänge von der Übernahme des Kommandos der Bounty duch Lieutenant Bligh, die Fahrt, Meuterei und das Nachspiel: Blighs Fahrt im offenen Boot und das Schicksal der Meuterer auf Pitcairn und der Prozess derjenigen, die auf Tahiti geblieben waren. Gut erzählt wie ein Roman, aber näher an der historischen Wahrheit als alle Verfilmungen.

    Gibt es wohl auch auf deutsch:

    Ich habe mir dieses Sachbuch aus den Niederlanden mitgebracht, von der Bataviawerft. Ich halte es für absolut lesenswert. LIest sich wie ein spannender Roman, aber alles Geschilderte sind historische Tatsachen. Es handelt sich um die erste Ostindienfahrt der neu gebauten Batiavia im Jahr 1628. Vor der Küste Australien lief die Batavia am 14.04.1629 bei den Wallabi-Inseln, dem nördlichen Teil des Houtman-Abrolhos-Archipels, auf ein Riff und sank. Der größte Teil der Besatzung und der Passagiere, insgesamt mehr als 200 Menschen, konnte sich auf die umliegenden Inseln retten. Der Kapitän und der Oberkaufmann der VOC machen sich im offenen Boot auf, um Hilfe zu holen, und erreichen nach 1600 Seemeilen tatsächlich Batavia. Währenddessen errichtet der Unterkaufmann Jan Cornelisz unter den zurückgebliebenen eine Schreckensherrschaft. Mehr als 120 der Überlebenden ließ Cornelisz von seinen Todesschwadronen ermorden. Als das Rettungsschiff eintrifft, wollten die Meuterer das Schiff entern und übernehmen. Nur die Warnung durch einen der wenigen überlebenden loyalen Soldaten auf einer Nebeninsel scheiterte der Plan. Die Meuterer wurden überwältigt, Cornelisz noch an Ort und Stelle hingerichtet.

    Viele Informationen über die VOC, heretische Bewegungen in den Niederlanden, Seefahrt im 17. Jahrhundert treffen auf eine Handlung, die wie eine dystopische Version der Insel Felsenburg oder wie eine historisch belegte Handlung von Der Herr der Fliegen (aber unter Erwachsenen) wirkt. Und die Fahrt im offenen Boot nimmt zum Teil Blighs Meisterleistung nach der Meuterei auf der Bounty voraus.

    Empfehlung: fünf von fünf Sternen.

    Kein Hörspiel, nicht "unsere" Zeit, aber sicherlich maritim: heute kommt auf DLF ab 23:00 Uhr

    "Ich bin vielleicht mehr als ein Schriftsteller der See" - Die Lange Nacht über Joseph Conrad

    Und jetzt habe ich mit Suspense von Joseph Conrad begonnen, dem Romanfragment, das er nicht mehr beenden konnte und das erst posthum erschien. Größer angelegt als das letzte vollendete Buch "The Rover" und wie dieses zu napoleonischer Zeit angesiedelt. Suspense ist die Spannung, die über dem Mittelmeer liegt, als Napoleon auf Elba verbannt war. Cosmo Latham, Adelsspross aus Yorkshire, erlebt diese Zeit in Genua. Ich werde mehr berichten, wenn ich mit dem Buch durch bin.

    Eine schöne Druckausgabe gibt es aktuell nicht zu kaufen. Den Text bekommt man auf

    http://gutenberg.ca/ebooks/con…onradj-suspense-00-h.html

    Habe gerade einen weiteren Roman einer in Deutschland weitgehend unbekannten Autorin. Inzwischen würde ich sie zu meinen Lieblingsautoren zählen: Josephine Tey, gestorben 1952. In Großbritannien gehört sie zu den Great Ladies of Crime. In "Miss Pym Disposes" passiert über weite Teile des Buches nichts, was auf einen Krimi deuten würde. Aber in der Schilderung des Lebens in einem College für angehende Sportlehrerinnen werden in brillianter Erzählkunst alle Figuren höchst lebendig, und wenn dann ein Unfall passiert, der sich als Mordanschlag herausstellt, findet sich die Hauptfigur in einem moralischen Dilemma. Sehr lesenswert.

    Das Buch "Daughter of Time" (deutsch: "Alibi für einen König") ist für den historisch interessierten noch spannender. Teys Ermittler aus mehreren Romanen liegt mit gebrochenem Bein für Wochen im Krankenhaus und langweilt sich entsetzlich. Die Bücher, die er geschenkt bekommt, vermögen ihn nicht zu interessieren. Auf Anraten einer Freundin, er solle sich doch mit historischen Kriminalfällen beschäftigen, führt ihn zufällig auf den Fall der zwei Prinzen im Tower, da er das Porträt Richards III nicht für das eines skrupellosen Mörders hält. Er taucht in die Marterie ein, geht den Quellen nach und belegt, dass Richard eigentlich kein Motiv gehabt hätte, die beiden Prinzen umzubringen. Andere Nichten und Neffen, die ebenfalls einen Thronanspruch hätten äußern können, überlebten Richard. Alles weit, nach dieser Deutung, auf Henry Tudor als Auftraggeber hin. Eines der wirkungsvollen Bücher der Ricardisten, die Richard III entlasten wollen.

    Habe gerade eine Hörspielaufnahme zu Ende gehört: vierteiliges Hörspiel der BBC nach einem Roman von Sir Arthur Conan Doyle: Rodney Stone. Ja, der Sir Arthur, und nein, dieser Roman hat gar nichts mit Sherlock Holmes zu tun. Hatte ich vom BBC aufgenommen. Leider nicht mehr abrufbar, sonst hätte ich es an anderer Stelle gepostet, denn dieses Hörspiel ist nach einem der historischen Romane des Sir Arthur produziert und spielt zu "unserer" Zeit. England im Jahre 1804. Rodney Stone ist des Sohn eines Leutnants zur See. Sein Freund ist der Ziehsohn des Dorfschmieds und hat das Zeug zu einem Preisboxer. Dass er aber gar nicht der Neffe des Schmieds ist kommt erst später heraus und ist Teil einer sehr verwinkelten Geschichte. Viel geradliniger verläuft die Geschichte der Titelfigur, der bei den Bestrebungen eine Stelle als Midshipman in der Marine Lord Horation Nelson begegnet. Also durchaus eine Story, die in dieses Forum passt.

    Aktuell läuft auf BBC eine weitere Produktion nach einem Roman von Conan Doyle: Micah Clarke, spielt aber früher, nämlich 1685. Nehme ich jetzt auch auf und will es mir dann komplett anhören. https://www.bbc.co.uk/programmes/m000knv2