Mir fiel wohl wegen des im Thread auftauchenden Begriffes „die Großen“, den ich garnicht mag, eine kleine Episode die etwas mit diesem Begriff zu tun hat wieder ein.
Holmegaard Glasverk – oder Royal Copenhagen – irgendwann Ende der 80ziger Jahre. Zu der Zeit konnte man die Glasbläserei während des Betriebes besichtigen. Keine kleine Showwerkstatt! Hier arbeiteten circa 200 Glasbläsergesellen, und bliesen mit großer Handwerkskunst diese weltbekannten dänischen Gläser, Lampen, Schalen und dergleichen mehr. Man konnte sich bei der Besichtigung zum Schauen soviel Zeit nehmen wie man wollte. Der Weg führte unmittelbar an den Arbeitsplätzen entlang. Blieb man stehen so war der jeweils am Schluß der Arbeitsgruppe das fertige Glas end zu Bearbeitende auch gern bereit, wenn es der Rhythmus der Arbeit zuließ Fragen zu beantworten.
Auf der halben Strecke war die Station der Meister. Einige Schreibtische und mehrere Sitze an einem Tisch. An den Schreibtischen arbeiteten mehrere jüngere Männer, am Tisch saßen drei ältere Herren in Glasbläsermontur. Auf meine Frage hin wer wer sei hieß es: an den Tischen und unterwegs im Werk das sind die jungen Meister,die lenken die Produktion, und die drei Älteren, das sind die Zunftältesten der Glasbläser. Nun gut, wir gingen weiter. Als einer der Ältesten sich langsam erhob und zwei Gesellen zu ihm traten. Sie gingen zu einer nebenan liegenden Glaslinie. Einer der Gesellen bildete mit der Glaspfeife in der zugehörigen Glaswanne eine ungewöhnlich große Luppe, die er dem Ältesten zeigte und auf dessen Wink hin nochmals in der Wanne weiter aufbaute. Dann reichte er die Pfeife an den alten Meister zum Blasen weiter. Während dessen wurde es in der Produktionshalle immer stiller. Als der Meister ansetzte ruhte an allen Glaslinien die Arbeit, und alle Gesellen und Meister sahen gebannt der Arbeit des Alten bewegungslos zu. Mit sehr ruhigen Bewegungen, sichtbar vom Blasen des großen Glases angestrengt formte er eine große Schale. Absetzen, betrachten wieder weiter Blasen. Man mochte vor Spannung kaum atmen. Dann zeigte er einem seiner Meisterkollegen das fertige noch glühende Werk. Der betrachtet sie genau und die Hände hebend rief er aus: „Ja, gelungen.“ Der Älteste hob das Stück an der Pfeife so hoch, daß alle es sehen konnten, und lauter Jubel und Beifallsrufe brandeten auf.
Da sagte einer der neben uns stehenden Glasbläser zu mir: „Da hattet ihr das Glück zu sehen wie einem unserer Besten etwas Großes gelang.“ Der Alte danke seinen Gesellen mit einem Kopfnicken, und setze sich, sichtlich ermüdet, wieder an seinen Platz.
Gefragt wie oft so ein Stück gelinge sagte der Galsbläser: " Wenn eins von fünfen maklelos ist, so ist das sehr, sehr gut."