Beiträge von Angarvater

    Wie anderen Orts zu lesen war, wurden die Finknetze erst deutlich nach der Einführung der Gangways entwickelt. Allem Anschein nach spielte bei der Einführung der Gangways der bessere Schutz der Artilleristen gegen Z.B. Scharfschützenbeschuss auch durchaus eine Rolle. Dabei ging es wohl nicht um Personalschutz im Sinne des heutigen Arbeitsschutzes, sondern eher um die Binsenwahrheit, dass von Scharfschützen des Gegeners getötete Artilleristen der Hauptwaffen in der Kuhl während des Einsatzes nicht zu ersetzen waren und den eigenen Waffeneinsatz sehr minimiertesten.


    Hmm, gab es also noch andere Gründe für die Lücken zwischen Gangways und Back? Oder doch ein Fehler in der zeichnerischen Darstellung? ( siehe Aga‘s Anmerkung)

    Auch diese Variante ist durchaus denkbar. Aber so ist das wenn technische Systeme, und letztendlich sind auch die alten Segler solche, weiterentwickelt werden. Mal durchgespielt: führst Du Hängematten ein brauchst Du ziemlich schnell einen Lagerort dafür. Gut, da kommt einer auf die Idee, die Dinger in den Finknetzen auf der Reling zu stauen. Gut, dann brauchst Du aber eine Bedienungsebene. also einen Steg entlang der Schanz. Geht aber nur bis zu den Taljereeps der Pardunen. Auch gut. Aber dann kommt man über den Steg nicht bis zur Back. Also, musst Du eventuell die Pardunen anders takeln. Na gut, dann........ und so weiter und so fort.
    Das führt dann irgendwann dazu, dass man eine ganze Konstruktion von Grund auf neu macht, was aber wiederum reichlich neue Probleme schaffen kann.


    Aber wie hat mein großes Vorbild Daniel Düsentrieb gesagt: dem Ingenieur ist nichts zu schwör! :D:D:D

    Die Laufgänge wie wir sie aus dem Age of Sail kennen sind insbesondere auf kleineren Kampfschiffen eine relativ späte Entwicklung.
    Ausgehend von den Vorgängertypen, den Karaken und Galeonen, könnte es so gewesen sein, daß man erst nach und nach erkannte, daß diese Laufgänge arbeitserleichternd sind. Auf den Karaken und Galeonen wären sie bei den Gefechten eher hinderlich gewesen, da man einen Gegner im Wesentlichen nur über die Kuhl erobern konnte, da die Vorder- und Achterkastelle nicht nur sehr hoch sondern auch nach oben hin wesentlich schmaler als die Hauptrumpflinien waren, also von dort nicht übergestiegen werden konnte, was zu Nelsons Zeiten weder vorn noch Achtern ein Problem war.


    Wenn man die Bilder und Zeichnungen aus dem 16. und 17.Jahrhundert ansieht findet man fast keine Niedergänge
    ( insbesondere nicht in Treppenform) zu Achterdeck und Back, sondern hier sehr stabile Schotten die in Richtung der Kuhl bestückt sind um, wie auch berichtet wurde, den dort eingedrungenen Gegner niederzukämpfen. Man erreichte Achtern und Back allem Anschein nur durch die Unteren Decks. Bei den späteren Fregatten und größeren Schiffen wurden, soweit ich das weiß, die Enterangriffe im Wesentlichen von der Back aus vorgetragen. Um vor dem Entern oder bei der Abwehr Kräfte verschieben zu können waren, nach dem man das erkannt hatte, die Laufgänge eine taktische Notwendigkeit.


    Aber wie ich vorab schon mal schrieb: bei den häufig sehr konservativen Seeoffizieren dauerte es seine Zeit bis man den veränderten Gegebenheiten Rechnung trug. Immer schön nach dem Motto: das haben wir noch nie so gemacht.


    Und die Herren vom Achterdeck? Was sollte der Kapitän und sein Stab beim Gefecht in der Kuhl oder auf der Back? Zum einen gab es dort die Subkommandierenden, die ihre Stationen selbständig führten, zum anderen verlöre so ein Kommandeur im Getümmel der Kuhl sehr schnell den Überblick. Ausgenommen eben solche überraschenden Sondermanöver wie sie Nelson bei der Eroberung feindlicher Schiffe praktizierte, bei denen er selber führte. Aber auch dann blieb sein Erster als Stellvertretender Kommandant auf dem Achterdeck um das Schiff von dort aus im Gefecht weiter zu führen.


    P.s. In Jack Aubreys Gestalt hat O'Brian m.E. nach gerade bei seinen Angriffsaktionen Lord Nelsons Verfahrensweisen in neuer Gestalt aufleben lassen. Was ja auch eine Art Homage ist.

    Aye, Bonden


    Stimmt schon grundsätzlich. Das Problem beim Bau der GH liegt darin, daß ich jetzt das achterliche Schott der Kuhl, also zum Raum unter dem Achterdeck hin einbauen muss. Praktischer Weise steht aber hinter diesem Schott jeweils die vierte Kanone, und an die komme ich nach dem Einbau des Schott nicht mehr ran. Daher zum jetzigen Zeitpunkt die Überlegung ob ausgerannt oder auf Marschfahrt.


    Beste Grüße


    Angarvater

    Eure freundlichen Worte zu meiner Werkelei sind mir sehr angenehm. Danke.


    In den letzten Tagen gab es mal wieder "nur" einen Haufen Kleinkram am Schiff zu machen als da wären:


    Anfertigen und einbauen der beiden Schibgats für die Fock.



    Darstellung der Plankennagelung auf dem Großdeck





    Fertigmachen der Relinganschlüsse zur Back und zum Halbdeck und schließlich noch etliche Bereiche inne und außen Malen.




    Derzeit erwartet Angarfathers Dockyard eine Lieferung von Kanonenrohren. Ich überlege gerade die Kanonen für Marschfahrt getakelt einzubauen. Also mit geschlossenen Pforten und die Stücke gegen die Bordwand gelascht, und eventuell das Schiff, wenn es dann fertig ist sozusagen schwimmend aufzubauen. Damit wird allerdings der Platzbedarf für dieses Minidiorama recht groß. Ein Haupthindernis ist, daß ich noch keine Quelle für die Beschaffung der (Zinn?)Mannschaft gefunden habe.


    Cheers!


    Angarvater

    Aye, Mate!


    Webeleinen knüpfen ist aber wirklich eine fast schon meditative Arbeit. Nicht verkehrt da es mir dann so geht, daß ich rundum alles andere vergesse. Aber, lieber Bonden, jetzt kommen die, zumindest für mich, spannendsten Arbeiten wenn es an die Takelung des laufenden Gutes geht.
    Welch Triumph wenn man z.B. eine Brasse betätigt und das entsprechende Segel willig rumkommt.


    Weiterhin viel Vergnügen beim Takeln.


    Best regards and cheerio!


    Angarvater

    Wie anfangen?


    Als erstes könnte ich Herrn Einstein zitieren: "Weiteres Nachdenken ergab", :hmm:


    oder auch Bundeskanzler Konrad Adenauer: "Wenn ich das so gesagt habe, habe ich das so nicht gemeint", oder auch: "
    Was schert mich mein Geschwätz von Gestern, :hmm: oder Klartext: nach langem Hin- und Herdenken gefiel mir meine Schwerlastgräting nicht mehr. Ergo habe ich die wieder rausgenommen ( die Grätings liegen ja lose in ihren Luken ) und feinzierlich neue gemacht. Die hätten dann eine Lochweite von circa 6 x 6cm.



    Also zuerst mal wieder die Querträgerteile gefräst





    Dann werden die Latten geschnitten, eingeleimt und siehe da, da ist sie.





    Und weils in diesem Format nett aussieht mache ich auch noch die übrigen Grätings fertig. Hier die erste für das Großdeck.





    Ach ja, auf der Back wurden noch die beiden kleinen Kreuzhölzer eingebaut und die Plankennagelung dargestellt.



    Cheers!



    Angarvater


    P.s. Die "Kanonenfrage" läst mir keine Ruhe, sodaß ich in den letzten Tagen immer mal wieder in meinen Büchern und in diversen Foren recherchiert habe. Schlüssiges gibt es dazu nicht wirklich. Wenn man die Größen der Culverienen der Mary Rose ansieht wird klar, daß der artige Riesenteile einfach nicht auf die kleine GH gepaßt hätten. Auch die Untersuchungen zu der wirklichen Größe der GH geben in den seriösen Ausarbeitungen Kiellängen von möglichen 18m bis zu 31m.
    Ein etwas belustigter Blick in das Buch von Hockel, das 1970 in der DDR erschienen ist. Da fiel mir auf, daß in dem breughgelschen Bild einer Galeone, auf der es hoch her geht, das auf dem Großdeck in Mittelpunkt des Bildes sich zärtlich zugewandte Pärchen fehlt. Na nu, durfte so was Nettes nicht sein? :hmm:

    Der intensive Gedankenaustausch gefällt mir sehr. Aber nun weiter im Text.


    @ Bonden Was ich an Hoeckels Buch und auch seinen Plänen sehr seltsam finde ist, daß er einerseits im Text argumentiert, daß es keine Kanonen auf rücklaufenden Lafetten gewesen sein könnten andererseits aber diese im Plan ( den ich für mein Modell benutze) darstellt. Zudem enthält der Plan keine Jagdgeschütze die ja angeblich auch von Drake verwendet wurden
    Es würde mich mal interessieren von wem dieser Plan eigentlich mal und auf welcher Grundlage gezeichnet wurde. Er taucht nämlich nicht nur bei Hoeckel und zu Mondfeld auf, sondern auch bei Curti und anderen. Seltsam!


    Zur Armierung. Die Untersuchungen von Corbett, Oppenheim und Lewis und der Funde im Wrack der Mary Rose lassen es naheliegen, daß Drake möglicherweise entweder Wrought iron Portpieces oder Fowler,also Hinterlader /Kammerbüchsen verwendete oder sehr gekürzte "Mini"-Culverinen. Halbe und ganze Culverinen sind derartig große Teile, daß sie auf der GH nicht unterzubringen waren.Dabei kann es durchaus auch sein, daß die Kanonen auf der GH ohne Rücklauf, also fest angelascht und von aussen geladen geführt wurden.
    Dann wäre durchaus nicht nur das Minikaliber der Kammerbüchsen denkbar. Sicherlich hatte Drake auch Borddwandkanonen mit. Die, wie im Grunde genommen auch die Kammerbüchsen waren kaum geeignet gegnerische Bordwände größerer Schiffe zu durchschlagen, hätten jedoch bei Bordwandtreffern auf der Innenseite durchaus einen hässlichen Splitterregen auslösen können.


    Aber bisher ist da noch vieles sehr unklar.

    Aye, Speedy,


    nur zur Erinnerung: die Löcher sind 9 x 10cm. Also keine Luken in die die Kanone reinfallen kann. Die Größe der Lafetten und verwendeten Kanonen ist bei diesem Schiff ein ziemliches Ratespiel, vor allem wenn man als Purist, der ich nicht bin, so ein Schiffchen baut. Es ist von der GH nur bekannt, daß sie bewaffnet war. Klingt seltsam, ist aber wohl so. Weder die Art der Bestückung noch deren Kaliber sind wirklich bekannt. Wenige Jahre später, als Drake offizielle Schiffe der Königin führte wurde über die Bestückung und auch die Ausrüstung recht genau Buch geführt. Aber das waren ja auch Schiffe die aus den öffentlichen Mitteln der Krone bezahlt wurden.


    Zurück zu Deiner Frage, und dazu hier eine Zimmermnannsantwort: wenn die Löcher eben diese Größe konstruktiv bedingt haben machen wir die Räder der Lafetten so breit und groß, daß sie glatt zurückrollen kann und nicht hängen bleibt. Lafetten und zugehörige Räder wurden soweit ich weiss einzeln nach Auftrag gebaut. Daher siehe Vorstehendes.


    Ich versuche gerade herauszufinden was denn der gute Drake da wohl an Armierung mitgeführt hat. Bei späteren englischen Galeonen wären das halbe Culverinen. Also etwa Neunpfünder. Die wären aber nach den mir zugänglichen Quellen im Maßstab des Modells etwa 75mm lang. Bei einer Breite des Großdecks von 135mm gibt das dann auf Deck schon einige Probleme die Kanonen soweit einzurennen, daß man mit Ladestock und Wischer einigermaßen arbeiten kann. Von parallelen beidseitigen Breitseiten mal ganz abgesehen. Aber dafür hätte der gute Francis wohl auch nicht genügend Kanoniere an Bord gehabt.


    Na schön, weil ich da im Augenblick nicht so recht weiter komme (ich mache das Schiffchen sozusagen abteilungsweise weitgehend fertig - also derzeit die Back und die Gallion, und wollte eigentlich die beiden Kanonen für die Back anfertigen. Aber siehe oben.) habe ich mich mal ein wenig mit der Dekoration beschäftigt. Darüber weis man auch nichts ganz Genaues, nur sozusagen die Systematik, und natürlich, daß das späte Mittelalter es bunt liebte. So, hier nun einige Dekostreifen an der Back.






    Mir macht dieses lustig bunte Schiffchen viel Spaß.


    Cheerio!!


    Angarvater

    Aye Speedy,


    Mit Entwässerung haben die Grätings nichts zu tun, Dafür gibt es auf der Back einfache Abströmöffnungen unter der Relingsverkleidung dieser Mittelalterschiffe. Ansonsten auf dem Großdeck, und bei Zwei- und Dreideckern auch auf den unteren Decks die Speigatten, die das Wasser aussenbords leiten. Nicht umsonst hat man später Grätings mit Sülrändern gebaut um bei richtigem Regen und /oder überkommender See Persenningen zum Abdichten darüber spannen zu können.


    Na ja, die Grätings sind so eine Sache. In späteren Zeiten waren sie so angeordnet, daß die Kanonen nicht drauf rollten. Das hatte zur Folge, daß man das Holzwerk aus dem die Dinger gemacht wurden entsprechend leichter auswählen konnte. Damit ergab sich auch problemlos eine kleinere "Maschenweite". Also z.B. zwei cm starke senkrecht stehende Bretter lassen sich ganz gut so kombinieren, daß hier Öffnungen von 5 -7cm im Quadrat möglich sind. Da mußten die Grätings ja auch nur begehbar sein.


    Bei der GH laufen auf allen Grätings aus Platzgründen die Kanonen beim Schuß auf. Mit den entsprechenden Lasten. Da erscheinen mir für die Trägerelemente der Gräting mit 9 x 9 resp. 9 x 18cm halbwegs angemessen. Dann ergeben sich schon ganz ordentlich Löcher in der Gräting.


    Im übrigen denken ich, daß Queen Elizabeth I. und ihr Verwaltungsstab andere Vorstellungen vom Arbeitsschutz auf Seeschiffen gehabt haben als Queen Elizabeth II. Work Health and Safety Organisation. ^^^^^^


    Best regards


    Angarvater


    P.s. Und die Sache mit dem : dann sollen die Kerle eben aufpassen, dann treten sie da nicht rein, ist eine typische über viele Jahrzehnte vielleicht Jahrhunderte gebrauchte Denkweise, die sich kaum Gedanken um die sichere Bedienbarkeit von Konstruktionen machte, und erst in den letzten 100 Jahren mehr und mehr vom Arbeitsschutz verdrängt wurde.


    Hier ein für mich klassisches Beispiel für diese Denkweise aus einem anderen Bereich, der KFZ Technik. Als der Ing. Glas, der später das Goggomobil baute, in seinem Stammbetrieb BMW vorschlug, ein Warnsignal für den Fahrer beim Verlassen des Autos und noch nicht ausgeschalteten Scheinwerfern einzubauen damit, wenn das Abschalten vergessen wurde, die damaligen 6Voltakkus nicht ganz schnell leer waren, wurde das mit der Begründung : "Da muß der Fahrer eben dran denken" abgelehnt.

    Aye, Speedy,


    mit heutigen Augen gesehen geht eine Gräting mit mehr als 30 x 30mm Löchern gar nicht. Aber ich denke, daß man lange Zeit im Schiffbau mehr nach den für den Schiffsbetrieb wichtigen Dingen baute. Hies hier: stabil genug machen um die Kanonen drauf zu kriegen. Sicher war ein Schiff und seine Einrichtungen wenn es bei jedem Wetter sauber lief und auch dicke Stürme abreiten konnte. Nach unseren Sicherheitsaspekten wären z.B. auch die Marse wegen der Absturzgefahr absolut unzulässige Arbeitsplätze, ud die für uns so selbstverständlichen Rettungsboote und -Mittel gab es einfach nicht. "Sollten die Kerls doch tunlichst aufpassen."
    Aber vielleicht irre ich mich da auch sehr. :S:pardon:


    Hier ein Bild mit meinem vornehmen Barockdiener der mit seinen "Trittchen" auf der Gräting herumlatscht.



    Best regards


    Angarvater

    Nächster Schritt, die Gräting auf der Back.


    Nach den üblichen Überlegungen werden die teile meistens sehr filgran gemacht. Insbesondere geht es dabei wohl um die Größe der Öffnungen in der Gräting. letzlich schrieb jemand dazu die Öffnungen dürfeten nicht zu groß sein damit man nicht mit dem Absatz hinein treten kann. Hm, welche Absätze? Soweit ich weis trugen die Jantjes in Drakes zeit keine Schuhe. Da war was für die hohen Herren.


    Icvh hab die Gräting für die Back mit einer Lochgröße von circa 9 x 10cm gemacht. Die Balken wären längs 9 x 9cm und die Querhölzer 9 x 18cm. In Annäherung an die alte Zimmermannsregel: Holz unter 15cm ist kein Balken sondern eine Leiste. Diese Gräting würde m.E. nach auch die beiden kleinen Kanonen, die auf die Back kommen aushalten.


    Ich habe die Teile nach den Darstellungen von zuMOndfeld und Curti gemacht.







    Cheers!


    Angarvater

    Nun ja, Mate,


    Ich habe ja keine Erfahrungen mit richtigen Segelschiffen. Bei mir waren es vor langer Zeit Frachter und in letzter Zeit zusammen mit Mylady als Gast Reisen auf Containerfeedern und Hurtigrutenschiffen.


    Aber eins hat sich wohl seit Drakes Zeiten, egal ob die Männer damals mit ihren winzigen Holzschiffen den Wind nutzten oder wir heute mit unseren Stahlschiffen mit der Kraft der Maschinen unsere Reisen machen nicht geändert, und das ist die erhabene Weite und Macht der See


    Aber gleich bin ich out of Topic. Also: Morgen geht‘s in der Werft weiter. Der Neubau wartet.


    Best regards


    Angarvater