Beiträge von Angarvater

    Aye, Speedy, hör mal dem Gespräch im Werftkontor zu.


    Ampersborough Hard. Kontor des Shipwright.


    "Reinkommen, die die Tür ist nicht abgeschlossen, braucht also auch nicht eingeschlagen zu werden!" Der Werftherr dreht sich zum Eintretenden um: " Good Morning, Alistor Kinley, was führt Euch so stürmisch hier her?" Good Mornig, Shipwrigt, Euer Zimmerbaas wollte mich einfach mitsamt meiner Lieferung nicht auf den Neubau lassen." "Womit er wohl recht hatte. Wir haben abgesprochen, daß Ihr die Fensterrahmen und die Tür der Heckgalerie frühestens Ende der Woche liefert und einbaut."
    "Aber nun bin ich mit meinen Gesellen schon mal hier, und da ist es doch nur sinnvoll die Teile gleich einzubauen!" "Eben nicht! Im Augenblick ist nur das Tragwerk der Galerie fertig und da wird noch mit richtigem Holz gearbeitet. Was glaubt Ihr wie so ein Fenster oder die Tür nach einer Kollission mit einem von unseren "kleinen" Hölzern aussieht." Der Tischler grummelt ein wenig vor sich hin, muß dann aber zugeben, daß der Shipwright damit wohl Recht hat. "Arthur, Arthur!" "Ja, Master?" Lager mal die Sachen, die Master Kinley mit seinen Jungs bringt im Segellager ein. Da muß in den nächsten Tagen keiner großartig was rein- oder rausbringen." und zum Tischler: " Alistor, ich gebe Dir Bescheid wenn wir soweit sind, daß Du loslegen kannst."

    Hier die ersten Bauschritte bei der Fertigung der Heckgalerie.


    Beim Orignal hat man wahrscheinlich das Tragwerk gleich aus an den Spanten angeschlagenen Balken gemacht. Hier beim Modell verkneife ich es mir die Bordwand dafür nochmal aufzumachen. Erster Schritt war daher das Fertigen und einmessen der jeweils zwei Knie an den Borwänden, danach der EInbau des Targwerkes und danach das Einpassen der Heckknie.







    Cheerio! ANgarvater

    Aye Peter h


    Ein wirklich schönes Modell, dass Du da baust. In der Tat scheint es aus der selben Familie wie die Pinken zu stammen. Ich mag diese manchmal etwas verrückten Mittelmeerschiffe sehr gern, und bleibe daher besonders gern an DeinemLogbuch dran.


    Beste Grüße


    Angarvater


    P.s. Warum muss der Heckaufbau außer gut auszusehen einen Sinn haben? Selbst heute baut man auf jedem Neubau irgendwelche netten Teile an oder drauf ,einfach nur weil der Reeder Lust darauf hat.

    Gute Überlegungen, Gentlemen.


    Wenn ich den Hinweis von Sir Wainright ( einer der Schiffbaubeauftragten Elizabeth 1.) bedenke, daß auf den Heckgalerien im Gefecht Schützen postiert wurden, werden die Wände aus Holz als Waffenträger und zumindest Teildeckung gegen Musketenbeschuß gemacht worden sein. Nach den Plänen sind die "Schanzkleider" hier immerhin 95cm hoch. Da kann man dann schon mal eine Drehbasse draufbauen. Dementsprechend muß das Ganze auch ziemlich stabil gemacht worden sein. Ich denke, daß so eine Einpfünderbordwandkanone ( wohl auch hier Kammerbüchse), die ja ohne Rückstoßdämpfer in ihrer Lagergabel saß, ganz schön einruckte. Und das sollte die Reling der Galerie unter Umständen bei mehreren Waffen dieser Art aushalten.


    Ergo: Lattengerüst mit Bespannung scheint mir daher unwahrscheinlich.

    Als nächstes steht die Konstruktion der Heckgalerie an. Wenn die GH Schon mal auf dem Meßdock liegt kann die KWL zur Vorbereitung des Unterwasseranstrichs angezeichnet werden.



    Anschließend werden die Ansatzpunkte für die Heckgalerie eingemessen. Dazu gibt es einige kleine Überlegungen zur Heckgalerie selbst.


    Nach den hoeckelschen Plänen ist die Galerie rundum geschlossen.
    Überschlägig berechnet hat die Heckgalerie (gerechnetes Volumen des umwehrten Bereiches der Galerie) ein Volumen von 6,4 Kubikmetern. Wobei sie im Mittel zwei Meter über KWL liegt.
    Meine Überlegung daher: sollte das Schiff bei schwerem Wetter hart überliegend bei zum Beispiel achterlich auflaufender See hart einsetzen und die Galerie Wasser schöpfen könnten das bei überliegendem Schiff durchaus geschätzt 3,5 bis 5 Kubikmeter Wasser sein ( ich gehe nicht von einer vollständigen Flutung -6,4m3 - aus ) die dann sehr schnell in die Galerie reinfluten. Wenn diese dann da drin befindliche Wassermenge in der rundum dichten Galerie herumschwappt macht das für den Trimm und die Steuerung des Schiffchens schon eine Menge aus, zumal diese Last sehr weit achtern liegt. Außerdem würde man das Wasser bei der Konstruktion kaum los, und es würde leicht durch die Galerietür ins Schiff eindringen können.
    Meiner Meinung nach hat die Umwehrung der Galerie daher entweder unten recht große Abströmöffnungen (Speigatten) gehabt, oder der Fußboden bestand ganz oder teilweise aus Grätings. Das bietet sich im vorderen teil der Seitengalerie an, da diese tiefer als der achtere Teil liegen.


    Regards


    Angarvater



    P.s. Verwendung der Galerie. Nach Sir Wainright waren die Galerien bei den Militärs besonders beliebt als Einsatzort für Musketenschützen und Drehbassen. Ausserdem ließen sich von dort aus Brände gut bekämpfen.

    Aye, Mates,


    Die Reling der Poop ist fertig und gemalt. Hier ein paar Bilder zum Zustand von heute Abend.






    Und einmal von Achtern nach vorn




    Noch so ein kleines Problem. Nämlich die Frage wie man vom Halbdeck auf die Poop kommt. DUrch die kapitänskammer geht nicht, also mittels Niedergang am Schott hoch. Meistens werden dafür auch binnenbords auf den Modellen die Außenstufen a la Victory gemacht. Dann braucht man aber noch einen Tampen längs des Niederganges, sonst kommt man da nicht rauf. Ich würde meinem Schmied sagen, daß er mir ein paar Steigeisen macht, die ans Schott geschraubt werden. Oder ist das zu modern gedacht?


    Cheers Angarvater

    Der Fallenknecht des Besan. Sieht im Photo etwas rau aus. Nach dem Einbau wird er, wie alle Bauteile noch fein zierlich lackiert, dann bekommt er auch eine schön glatte Oberfläche


    Damit sind die Hauptbauteile binnenbords angefertigt und eingebaut. ( Stimmt nicht ganz da die Klampen für die Öffnungsreeps der Stückpforten zwar bereit liegen, aber erst zusammen mit den Kanonen an Bord genommen werden.



    Nach Höckel sieht die Poop so aus:



    Nach allem was ich inzwischen gelesen habe war die Poop ein bevorzugter Kampfplatz bei Angriff und Verteidigung auf dem Musketenschützen und teilweise auch Hakenbüchsen und im 17.Jahrhundert frühe Drehbassen stationiert wurden. Das wäre aber ohne Reling als Waffenauflager und teilweise auch als Deckung kaum sinnvoll zu machen. Zudem kommt hinzu, daß es keine wirklichen Darstellungen der Golden Hind gibt, man also nur anhand einiger Berichte ein Typschiff "kleine Galeone" als Golden Hind" darstellen kann.


    Ergo: Drake hatte nicht vor beim Bau/Umbau der ehemaligen Pelikan ein Frachtschiff mit einer kleinen Artillerie gegen Piraten zu bauen, sondern ein nicht zu großes, möglichst schnelles und wendiges Kampfschiff. Und da wird er auf die taktisch wichtige Waffenposition auf der Poop nicht verzichtet haben. So, schluß mit dem Theoretisieren. Hier sind die seitlichen Relingen der Poop . Die kriegen natürlich noch einen achteren Abschluß und eine nette Dekomalerei.





    Best regards and cheers!!!



    Angarvater

    Nun, Master Drake, meinen untertänigsten Dank.


    Der Seiten- und Heckbalkon und die zugehörigen Fenster und die Tür werden als Nächstes hergestellt.


    Ansonsten ist noch zu klären ob das Quarterdeck wie bei den größeren Galeonen mit einer Reling versehen werden soll.
    So wäre es als hochgelegene Gefechtsplattform nicht besonders gut zu gebrauchen.


    Your ever humble serveant


    Angarvater

    Vielen Dank für die Likes und die freundlichen Worte!


    Speedy. Ja, ich finde auch, daß das Schiffchen recht hübsch werden wird. Zuerst habe ich mich mit ihren Formen und Farben etwas schwer getan, da ich bis dato nur Schiffe aus dem Age of Sail gebaut hatte, und die sind von der Form und Farbgebung her doch viel nüchterner. Selbst die geschmückten Galionen der großen Kampfschiffe und die Heckdekorationen machen ja nur einen kleinen Teil des nelsonschen Schiffes aus. Wenn ich mich hier im Büro umdrehe und die dort drüben liegende Agamemnon an sehe, sehe ich einen mächtigen Artillerieträger mit etwas Deko an Heck und Bug, der klar signalisiert: leg Dich nicht mit mir an. Selbst die noch im Verhältnis stark dekorierte kleine Pegasus, eine Korvette, ist ein mit Kanonen und Bordwandkanonen gespicktes sehr wehrhaftes Schiff, mit dem im Ernstfall nicht zu spaßen ist, die also deutlich ihre Zähne zeigt.. Dem gegenüber läßt die fröhliche Bemalung der kleinen G H oder der viel größeren Revenge sowie die bunten Segel der damaligen Königsschiffe die Bordartillerie zumindest vom Bild her sehr in den Hintergrund treten.


    Eine Ausnahme im Age of Sail stellt die Staatenjacht Utrecht dar. Nur ist sie von Rumpf und Takelung ein ganz typischer Kutter ihrer Zeit. Natürlich zeigen ihre Eigner durch die protzige Deko ganz bewußt und deutlich wer sie sind. Abe sie ist ja auch kein Kampfschiff, auch wenn sie ein paar Erbsenschleudern ( max. Dreipfünder. Maximal!) an Bord hat. Die sind letztendlich aber keine Gefechtrswaffen sondern Signalkanonen, und im Bild dieser Schiffe so untergeordnet, daß sie kaum wahrnehmbar sind.Nach den Museeumsunterlagen führte so eine Staatenjacht statt der nach Pfortenzahl möglichen acht nur meistens zwei Kanönchen mit. Siehe Vorstehendes.
    Hinzukommt, daß z.B. die englischen Königsjachten, entweder originale Staatenjachten oder spezielle ebenfalls sehr komfortable und sehr geschmückte Schiffe, den Berichten nach niemals allein sondern immer mit schwerem Geleit der Royal Navy fuhren.


    Sieht man sich die letzten Entwicklungen im Holzkriegsschiffbau, wie z.B. die Fregatte Ylland in DK an, so findet man selbst an Bug und Heck kaum noch Dekoration. Diese Schiffe kaschierten an keiner Stelle, daß sie hochentwickelte und sehr effiziente Kampfmaschinen waren. Was sich in der Formensprache der nachfolgenden maschinengetriebenen Panzerschiffe noch brachialer fortsetzte.

    1576 Angarfathers Dockyard Zeichenboden des Shipwright.


    "Master, da war gestern schon wieder dieser Lord Croidon auf der Werft und hat sich den Neubau, Ihr wißt den für Kapitän Drake, genau angeshen."
    "Und? hat er was gesagt?" "Na ja, Ihr wißt doch wie die hohen Herren sind. Mit uns Gesellen reden die doch nicht. Aber er wirkte vom Schiff ganz angetan."


    "Hmm," der Shipwright streicht sich nachdenklich den Bart: "Seit mal freundlich zu dem Mann. Vielleicht springt da ja ein weiterer Auftrag heraus. So, nun aber wieder an die Arbeit! Ich habe hier auch noch genügend zu tun!"


    2019 Freut den Shipwright wenn das Schiffchen gefällt.


    Best regards Angarvater

    Nächster Schritt


    Auf den achteren Seitenflächen wurden die noch fehlenden Schmuckleisten und die oberen Abdeckungen der Schanzkleider
    angebracht.



    Der Achterdeck Niedergang wurde verbolzt und die Grätings angefertigt und eingesetzt.



    AN anderer Stelle wurde gefragt, ob an solchen Niedergängen nicht noch Geländer angebracht sein müßten. Nachheutigem Verständnis immer. Nach damaligem aber nicht. Wenn ich bei der Recherche nichts übersehen habe wurden Niedergangshandläufe erst als Prunkgeländer frühestens 100Jahre nach der GH eingebaut, und das dann nur auf den großen Eimern.




    Best regards and cheers!


    Angarvater

    Wie anderen Orts zu lesen war, wurden die Finknetze erst deutlich nach der Einführung der Gangways entwickelt. Allem Anschein nach spielte bei der Einführung der Gangways der bessere Schutz der Artilleristen gegen Z.B. Scharfschützenbeschuss auch durchaus eine Rolle. Dabei ging es wohl nicht um Personalschutz im Sinne des heutigen Arbeitsschutzes, sondern eher um die Binsenwahrheit, dass von Scharfschützen des Gegeners getötete Artilleristen der Hauptwaffen in der Kuhl während des Einsatzes nicht zu ersetzen waren und den eigenen Waffeneinsatz sehr minimiertesten.


    Hmm, gab es also noch andere Gründe für die Lücken zwischen Gangways und Back? Oder doch ein Fehler in der zeichnerischen Darstellung? ( siehe Aga‘s Anmerkung)

    Auch diese Variante ist durchaus denkbar. Aber so ist das wenn technische Systeme, und letztendlich sind auch die alten Segler solche, weiterentwickelt werden. Mal durchgespielt: führst Du Hängematten ein brauchst Du ziemlich schnell einen Lagerort dafür. Gut, da kommt einer auf die Idee, die Dinger in den Finknetzen auf der Reling zu stauen. Gut, dann brauchst Du aber eine Bedienungsebene. also einen Steg entlang der Schanz. Geht aber nur bis zu den Taljereeps der Pardunen. Auch gut. Aber dann kommt man über den Steg nicht bis zur Back. Also, musst Du eventuell die Pardunen anders takeln. Na gut, dann........ und so weiter und so fort.
    Das führt dann irgendwann dazu, dass man eine ganze Konstruktion von Grund auf neu macht, was aber wiederum reichlich neue Probleme schaffen kann.


    Aber wie hat mein großes Vorbild Daniel Düsentrieb gesagt: dem Ingenieur ist nichts zu schwör! :D:D:D

    Die Laufgänge wie wir sie aus dem Age of Sail kennen sind insbesondere auf kleineren Kampfschiffen eine relativ späte Entwicklung.
    Ausgehend von den Vorgängertypen, den Karaken und Galeonen, könnte es so gewesen sein, daß man erst nach und nach erkannte, daß diese Laufgänge arbeitserleichternd sind. Auf den Karaken und Galeonen wären sie bei den Gefechten eher hinderlich gewesen, da man einen Gegner im Wesentlichen nur über die Kuhl erobern konnte, da die Vorder- und Achterkastelle nicht nur sehr hoch sondern auch nach oben hin wesentlich schmaler als die Hauptrumpflinien waren, also von dort nicht übergestiegen werden konnte, was zu Nelsons Zeiten weder vorn noch Achtern ein Problem war.


    Wenn man die Bilder und Zeichnungen aus dem 16. und 17.Jahrhundert ansieht findet man fast keine Niedergänge
    ( insbesondere nicht in Treppenform) zu Achterdeck und Back, sondern hier sehr stabile Schotten die in Richtung der Kuhl bestückt sind um, wie auch berichtet wurde, den dort eingedrungenen Gegner niederzukämpfen. Man erreichte Achtern und Back allem Anschein nur durch die Unteren Decks. Bei den späteren Fregatten und größeren Schiffen wurden, soweit ich das weiß, die Enterangriffe im Wesentlichen von der Back aus vorgetragen. Um vor dem Entern oder bei der Abwehr Kräfte verschieben zu können waren, nach dem man das erkannt hatte, die Laufgänge eine taktische Notwendigkeit.


    Aber wie ich vorab schon mal schrieb: bei den häufig sehr konservativen Seeoffizieren dauerte es seine Zeit bis man den veränderten Gegebenheiten Rechnung trug. Immer schön nach dem Motto: das haben wir noch nie so gemacht.


    Und die Herren vom Achterdeck? Was sollte der Kapitän und sein Stab beim Gefecht in der Kuhl oder auf der Back? Zum einen gab es dort die Subkommandierenden, die ihre Stationen selbständig führten, zum anderen verlöre so ein Kommandeur im Getümmel der Kuhl sehr schnell den Überblick. Ausgenommen eben solche überraschenden Sondermanöver wie sie Nelson bei der Eroberung feindlicher Schiffe praktizierte, bei denen er selber führte. Aber auch dann blieb sein Erster als Stellvertretender Kommandant auf dem Achterdeck um das Schiff von dort aus im Gefecht weiter zu führen.


    P.s. In Jack Aubreys Gestalt hat O'Brian m.E. nach gerade bei seinen Angriffsaktionen Lord Nelsons Verfahrensweisen in neuer Gestalt aufleben lassen. Was ja auch eine Art Homage ist.