Vorab ist zu sagen, daß es sich bei allen Seglern „unserer Zeit“ und auch bei den Großseglern bis ins 20. Jahrhundert immer um Verdänger, niemals um „Gleiter“handelt. Bei den Verdrängern ist die erreichbare Höchstgeschwindigkeit von der „Rumpfgeschwindigkeit“ begrenzt. Diese ist von der Länge des Lateralplanes des Schiffes abhängig. Man könnte, angenommen das Rigg würde das aushalten, auch bei Sturm und Vorwindkurs, alle Segel die das Schiff setzen kann, setzen, so würde die Rumpfgeschwindigkeit nicht überschritten werden können. Das geht nur, wenn ein Schiff mit sehr hoher Antriebsleistung, so schnell wird, daß der Rumpf auf die Bugwelle steigt, und drauf gleitet. Das ist nur mit Motorschiffen mit relativ sehr hohen Leistungen machbar. Sondersituationen wie die heutigen Superrennjachten kommen immer ins Gleiten, aber deren Konstruktionsprinzipien haben nur wenig mit dem Bau der klassischen Segler zu tun.
Noch ein paar Worte aus der Hamburger Tradition der Großsegler. Winde bis 4 waren eben Winde oder, wenn sie leicht waren auch „Kühlte“, oder wenn schwach“labberige Kühlte“ genannt. Das hieß dann, alle Segel gesetzt, damit das Schiff auch dann noch einigermaßen Fahrt machte. Wenn möglich seine Rumpfgeschwindigkeit erreichte.
Winde 5 bis 9 (!!) wurden als „Brisen“ , also richtige Segelwinde bezeichnet, in denen schon erheblich gerefft wurde, weil ein weiteres ,höheres Belasten des Riggs und des Rumpfes bei steigendem Winddruck, wenn das Schiff seine Rumpfgeschwindigkeit erreicht hatte und hielt, außer Bruch nichts brachte.
Wie Bonden schon schrieb, war die Krängung möglichst gering zu halten, um die guten Laufeigenschaften beizubehalten.
Welche Segel weggenommen wurden war z.B. auch von der Höhe und dem Lauf der Wellen abhängig. So konnte es optimal sein die Untersegel wegzunehmen und unter Mars- und Bramsegeln, oder bei den Großseglern den Royals zu laufen, da die Untersegel in den Wellentälern bekalmt wurden.
Da drüber war es eben Sturm, der sich aber durch entsprechende Segelführung auch noch sicher segeln lies. 11, 12 und mehr, also Orkan, mußte ggf. mit völlig gerefften Segeln „ unter Top und Takel lenzend“ abgewettert werden.
Welche Lappen gesetzt oder gerefft wurden entschied der Kapitän aufgrund seiner Kenntnis seines Schiffes und seiner Erfahrung mit der See. Was man dann als Seemannschaft bezeichnete.