Beiträge von Angarvater

    Ich denke, daß die obenstehenden Überlegungen wohl zutreffend sein werden. Die andere Frage ist dann auch zu was „Namensschilder“ gut sein sollten. Identifizieren konnte man ein in Sicht kommendes Schiff damit erst, wenn man sein Heck sehen konnte. Reichlich spät, wenn es entweder um Freund/ Feindkennung geht. Oder, und das dürfte den größten Teil der Schiffer interessiert haben, erkennt die Hafenbehörde meine Zufahrtsrechte an, und lässt mich den für uns freigegebenen Liegeplatz ansteuern, oder kommt der Zollkutter raus und führt mich in den Zollhafen zwecks Akkreditierung, Erstabfertigung und dergleichen mehr.In dem Fall war es dann schon besser beizudrehen und vor Anker abzuwarten was die lokaleAutorität machte.



    Und für die Hafenautorität war es wichtig das Einlaufen entsprechend zu regeln, und im Zweifelsfall einen Eindringling mit ihren Kräften abzuweisen. All diese Identifikationen ließen sich m.E. nur mittels der auf jedem Schiff mitgeführten, großen Flaggen machen.


    In Preußen galt die allgemeine Schulpflicht ab 1717, was zur Folge hatte, daß auch der einfache Dienst, wie z.B. Soldaten und Matrosen, Orders und Kennungen lesen konnten.Wie das in England war weiß ich nicht. Außerdem ( Spekuliermodus) konnte man ja mit so einem Namen „ unter sich“ seine Bildung demonstrieren. So eine Agamemnon zeigt schon, daß der Namensgeber seinen Homer gepaukt hatte, und somit nicht nur von Stand, sondern auch von hoher Bildung war.

    Ich denke, daß der Schiffsraum zumindest mit Holzschutz, also wohl Tar ( Holzteer oder -Öl ) eingelassen wurde. Insbesondere in der Bilge und den unteren Partien des Laderaumes gab es immer Feuchtigkeit. Sei es durch Schwitzwasser (das gibt es auch bei Holzkonstruktionen ), Leckwasser (dicht im Sinne heutiger Schiffe waren die Holzschiffe wohl nie) und von oben kommendem Regen und überkommender See.


    Im Unterschiff gab es immer Bereiche die auf Fahrt nicht oder kaum zu erreichen waren und wohl auch nie richtig trocken wurden. Ballast und Ladung lassen sich auf See schlecht verräumen um am Holz zu arbeiten. Da werden die Schiffbauer m.E. nach schon beim Bau begleitend zum Bauvortschritt Konservierung veranlaßt haben. Ich kann mir vorstellen, daß man irgendwann die Isolation gleich mit eingefärbt hat ( z.B.mit Ocker).

    Und dann darf man auch nicht vergessen, daß so ein Schiff, ich rede jetzt nicht von den Königsschiffen, für die gelten andere Regeln, immer eine große Investition war, die lange Zeit auf vielen Reisen Cargo von einer Ecke der Welt zur anderen schaffen sollte. Und je haltbarer das Schiff war, um so länger konnte es fahren, und um so mehr Gewinn brachte es ein. Da ist und war zusätzliche Farbe ein Kostenfaktor, der den Ertrag nicht wesentlich schmälern durfte.


    Ich finde die manchmal so erzählte Gründe für das Rot in Kampfschiffen etwas seltsam. Psychologische Hilfe für die Männer an den Kanonen mit Hilfe von Rot angemalten Wände etc., kann ich mir, zumindest im Age of Sail, nicht so richtig vorstellen. Das bisschen rote Farbe tarnte kaum das was an menschlichem Blut und Körperteilen bei direkten Treffern oder durch den Splitterregen bei Durchschüssen vergossen wurde. Die Kanoniere standen in diesem Schrecken mitten drin. Das gilt auch für die San. stationen. Die Verwundeten, die keine Narkose vor und während der Operationen bekamen, nahmen wohl kaum etwas vom Raum wahr.

    Die Frage ob nicht Weiß bei der Lichtverteilung als nützlich angesehen wurde, kann eine sinnvolle Überlegung zum Thema sein.

    Andererseits wird Rot oder rotes Licht auf und in Kampfschiffen bei Klarschiff zum Gefecht auch heute noch eingesetzt, da man bei relativ geringer Beleuchtungsstärke in der Farbe Rot sehr gut sehen kann. Das könnte in den Batteriedecks mit ihrer Lampenbeleuchtung auch ein denkbarer Effekt bei rotgemalten Wänden und Decken gewesen sein.

    Mylords, Myladys, and mates,


    Es geht wieder auf der Werft los. Hier wieder ein kleiner Schritt zur Fertigstellung des Rumpfes, das Ruder



    Ansonsten werden seit Tagen die Bauteile der Heckgalerie gefertigt. Bis da etwas Zeigbares, und nicht nur ein Haufen Zuschnitte, entsteht ediert es noch ein paar Tage. Aber immerhin, es geht wieder weiter.

    Vorab ist zu sagen, daß es sich bei allen Seglern „unserer Zeit“ und auch bei den Großseglern bis ins 20. Jahrhundert immer um Verdänger, niemals um „Gleiter“handelt. Bei den Verdrängern ist die erreichbare Höchstgeschwindigkeit von der „Rumpfgeschwindigkeit“ begrenzt. Diese ist von der Länge des Lateralplanes des Schiffes abhängig. Man könnte, angenommen das Rigg würde das aushalten, auch bei Sturm und Vorwindkurs, alle Segel die das Schiff setzen kann, setzen, so würde die Rumpfgeschwindigkeit nicht überschritten werden können. Das geht nur, wenn ein Schiff mit sehr hoher Antriebsleistung, so schnell wird, daß der Rumpf auf die Bugwelle steigt, und drauf gleitet. Das ist nur mit Motorschiffen mit relativ sehr hohen Leistungen machbar. Sondersituationen wie die heutigen Superrennjachten kommen immer ins Gleiten, aber deren Konstruktionsprinzipien haben nur wenig mit dem Bau der klassischen Segler zu tun.


    Noch ein paar Worte aus der Hamburger Tradition der Großsegler. Winde bis 4 waren eben Winde oder, wenn sie leicht waren auch „Kühlte“, oder wenn schwach“labberige Kühlte“ genannt. Das hieß dann, alle Segel gesetzt, damit das Schiff auch dann noch einigermaßen Fahrt machte. Wenn möglich seine Rumpfgeschwindigkeit erreichte.

    Winde 5 bis 9 (!!) wurden als „Brisen“ , also richtige Segelwinde bezeichnet, in denen schon erheblich gerefft wurde, weil ein weiteres ,höheres Belasten des Riggs und des Rumpfes bei steigendem Winddruck, wenn das Schiff seine Rumpfgeschwindigkeit erreicht hatte und hielt, außer Bruch nichts brachte.


    Wie Bonden schon schrieb, war die Krängung möglichst gering zu halten, um die guten Laufeigenschaften beizubehalten.

    Welche Segel weggenommen wurden war z.B. auch von der Höhe und dem Lauf der Wellen abhängig. So konnte es optimal sein die Untersegel wegzunehmen und unter Mars- und Bramsegeln, oder bei den Großseglern den Royals zu laufen, da die Untersegel in den Wellentälern bekalmt wurden.

    Da drüber war es eben Sturm, der sich aber durch entsprechende Segelführung auch noch sicher segeln lies. 11, 12 und mehr, also Orkan, mußte ggf. mit völlig gerefften Segeln „ unter Top und Takel lenzend“ abgewettert werden.


    Welche Lappen gesetzt oder gerefft wurden entschied der Kapitän aufgrund seiner Kenntnis seines Schiffes und seiner Erfahrung mit der See. Was man dann als Seemannschaft bezeichnete.

    Als ich das erstmal vor Langem in Marstal war, und natürlich auch das Museum besuchte empfand ich beides, Stadt und Museum als solide, aber nicht besonders aufregend. Später las ich dann sehr fasziniert „ Wir Ertrunkenen“, dabei stiegen immer wieder die Bilder vom Besuch der Stadt auf. Später, wieder einmal in Marstall, war es vertraut, einwenig wie zu Hause, und im Museum wurden die vielen sehr ähnlichen Schiffe, zu Individualitäten von den Gestalten des Romans belebt und gefahren.

    Aye, Aga,


    Diese Bauweise begrenzte dann auch die Masthöhe, zumal man im Mittelmeer ja keine Kompositmasten, also aus Kantelen die mit Wuhlingen gebunden wurden, einsetzen konnte, da man dann die Lateinersegel nicht mehr richtig heißen oder niederholen konnte.


    Den vorderen Teil der Ruten bekam man, wenn man sich die Konstruktion ansieht, durchaus unter den Stagen durch. Entweder ging das einfach so, oder man gab am achteren Ende der Rute Lose und holte die Rute vorn mittels einer der Schoten weiter runter um sie dann zur anderen Seite zu schwenken.

    Aye, Mates,


    Danke für die Likes und eure netten Worte zum Baustand.


    @ Bonden. Die Blickwinkel oder Bildausschnitte entstehen, wenn ich, wie gestern, über die nächsten Details nachdenke und dabei mein Blick auf dem Neubau ruht. ( klingt etwas hochgestochen, aber na, ja). Trotzdem kommen die Bilder die die Kamera festhält, nur näherungsweise dem, was ich sehe nahe.


    Aber, wie sagte der Admiral bei der Werftinspektion: es ist doch etwas anderes die Schiffe zu sehen, als nur als Bild zu betrachten.

    Derzeit geht es nur mit keinen Schritten weiter. Aber davon hier einige Bilder.


    Als Überblick: die Decks sind fertiggestellt und nochmal lackiert. Zuvor wurden die Speigatten eingebracht.



    Das Gallion bekam seinen Lieger, und die Stückpforten ihre Deckel.






    Wenn schon der Rumpf des Dickschiffes, bis auf einige Linien und den achteren Aufbau, geteert, und ohne große Farbspielereien gemacht werden, habe ich die Stückpforten in Englisch Rot gemalt. Dazu meine Überlegung: Sinn der Bewaffnung des Dickschiffes dürfte es in erster Linie gewesen sein Piraten abzuschrecken, oder, wenn die dämlich genug waren sich dem Beschuss durch die garnicht so kleinen Kanonen auszusetzen, die hart zutreffen. Sind die Pforten aber kaum erkennbar, da geteert, schrecken sie auch mit ihren dahinter stehenden Stücken, niemanden ab.




    Den Bänder der Pfortendeckel fehlen noch die Gegenlager und natürlich die Aufholer. Kommt noch.


    best regards


    Angarvater

    Damit es in den Clubs nicht wieder heißt: auf Angarfathers Dockyard tut sich garnichts. Möchte mal wissen ob der Shipwright nichts anders im Kopf hat als mit ihrer Ladyschaft sich auf Reisen zu begeben oder sich im Royal Theater

    ( und dann auch noch im Hoftheater des Königreich Hannover) unterhalten zu lassen- hier ein sehr kleiner Einblick.


    Derzeit werden solche nicht gerade photogenen Details wie Rüsten, Nagelbänke, Augbolzen mit O Ringen ( im Dutzend auch nicht billiger), Kreuzhölzer und Scheibgatten angefertigt. Ein Kleinteil ist vielleicht vorzeigbar, die Pumpe.





    Parallel hierzu werden die Fertigungszeichnungen für die Gestaltung des Hecks gearbeitet.


    Best regards


    Angarvatr

    Zwischendurch bekamen die oberen Handläufe der Reling ihre Farbe.



    Weiter ging es mit der Anfertigung der Grätinge für die Großdeckluken.

    Herstellungsweise: Zuerst werden die Bauteile gesägt und auf Maß abgerichtet. Also die Querträger und die Längsholme.

    Um die Quereträger besser bearbeiten zu können habe ich sie statt der benötigten 4mm 11mm hoch gemacht. 11mm weil Holz mit der Stärke von 11mm vorhanden war. Diese Leisten wurden auf 2mm geschnitten, gehobelt und dann auf die benötigte Länge von 20mm geschnitten.

    In jeweils 11 Stück wurden dann auf der Oberfräse im Päckchen die Nuten für die Längsholme eingefräst.



    Gebraucht wurden insgesamt 70 dieser Teile. Hier ein kleiner Teil davon.



    Um die Grätinge zusammenzubauen machte ich eine Lehre, in die, wie hier zu sehen, die Querträger eingesetzt wurden.



    Das Ganze wird mit hochfüssigem Acrylcyankleber geklebt.


    Dann wird die künftige Gräting in die Form des Decksprungs geschliffen und es werden zum Abschluß die Arbeistüberstände der Unterseite bis auf 3mm abgeschliffen.




    Nach einigen Nacharbeiten, als da sind von offenen Restkleber eingesammelten Schleifstaub entfernen, die Gräting an die Passform der Luke anpassen usw., sind jetzt die Grätings des Großdecks holzmäßig fertig. Augbolzen und O-Ringe für das Handling der Grätings sowie die Lackierungen kommen im nächsten Arbeitsschritt dran.




    Cheers!


    Angarvater

    Aye, Mr. Pullings,


    Lehren haben schon ihre Berechtigung, nur frage ich mich wie das hier vor sich gehen soll. Also: werden die Jungferntaljen auf der Lehre fertiggemacht und dann als gesichertes Paket auf die Rüsten gebracht, an die Rüsteisen angeschlagen und dann das jeweilige Want getakelt?


    Ich mache das so, daß ich mir zwei stabile Drähte als Abstandshalter mache, die ich dann in die untere Jungfer, die ja schon mit ihren Püttingseisen angeschlagen ist,und in die freie Jungfer einhänge. An die wird das Want getakelt. Dann wird das Want mittels der Jungferntalje steif geholt. Sicherlich werden die Jungferntaljjen dabei nicht ganz gleichmäßig, aber das sind / waren sie im Age of Sail mit Sicherheit auch nicht, da sich die Naturfaser der Wanten unterschiedlich beim Durchsetzen längten.

    Die Ketch ist (die Shipwrights mögen meine Saloppe Darstellung nachbesser) ein Vollschiff, bei dem man den Fockmast weg genommen hat. Zumindest provoziert die etwas asymetrische

    Mylord mögen mir die Besserwisserei verzeihen.

    Ein Vollschiff hat drei rahgetakelte Masten. Z.B. handelt es sich bei der Gorch Fock nicht um ein Vollschiff, sonder um eine Bark, da ihr Besan nur mit Schratsegeln getakelt ist.


    Eine Ketsch fährt außer dem Großmast einen wesentlich kleineren Besan, der im Regelfall innerhalb der Lote steht, also vor dem Rudergänger.


    Eine Brigg hat Vor- und Großmast, die beide rahgetakelt sind. Zudem führt sie am Großmast ein Schratsegel ( Briggsegel), häufig als Gaffelsegel getakelt.