Beiträge von Bonden

    Erinnerungen an einen Freund - mein ganz persönlicher Nachruf


    Paul Quincy – dass ich ihn, als ich ihn das erste Mal persönlich traf, schon seit 1990 kannte, war mir bis kurz vor dieser denkwürdigen ersten Begegnung in keiner Weise bewusst. Wobei: Ich kannte ihn ja nicht wirklich. Aber ich kannte seinen bürgerlichen Namen. Uwe D. Minge galt und gilt nach wie vor als der beste der Übersetzer „unserer“ Bücher aus dem Englischen ins Deutsche. Eben die Bücher, die ich mir nach dem Mauerfall endlich alle kaufen konnte.


    Quincy vs. Groothus
    Im Jahr 2007 tauchte plötzlich ein neuer Autor maritim-historischer Romane auf, ein gewisser Paul Quincy. Neugierig kaufte ich sofort und war begeistert. Als 2009 der erste Band eines gewissen Ole Groothus auf den Markt kam, dessen Titelbild ebenfalls maritim-historisches Lesevergnügen versprach, zögerte ich auch hier nicht mit dem Kauf. Im direkten Vergleich dieser beiden neuen Reihen schnitt für mich Quincy um Längen besser als Groothus ab. Ich weiß noch, wie ich damals im alten Forum schrieb, Groothus solle sich bei Quincy eine dicke Scheibe abschneiden. Wie peinlich mir diese Bemerkung bald werden würde, ahnte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht.


    Erstes Treffen
    Kurz darauf kam die Nachricht, Paul Quincy würde im sächsischen Großenhain eine Lesung geben. Ich war ziemlich irritiert, denn ich war bis dahin der Meinung, Paul Quincy sei ein Engländer. Erst jetzt, beim Suchen im Internet, erkannte ich zum einen, dass es sich um einen deutschen Schriftsteller handelt, und zwar um den uns als Übersetzer schon lange bekannten und beliebten Uwe D. Minge – und, oh Schreck, gleichzeitig auch noch um Ole Groothus. Nun gut, dachte ich mir, wahrscheinlich kennt er unser Forum gar nicht, und wenn, musst Du Dich ja nicht als der Urheber des schlimmen Spruches zu erkennen geben.
    Sehr gespannt fuhr ich also nach Großenhain, wo ich über eine Stunde vor Lesungsbeginn eintraf. Die Veranstaltung fand in einem Café statt, so dass bei einem guten Capuccino das Warten nicht schwer fiel. Pflichtgemäß hatte ich mir mein Bolitho-Shirt übergestreift. Als der Meister dann eintraf, ließ ich ihm die Zeit, sein Equipment aufzubauen und sich überhaupt auf seinen Auftritt vorzubereiten. Dann aber ging ich zu ihm, stellte mich artig vor, und er tippte mir mit einem Lächeln auf den Sextanten auf meiner Brust und sagte: „Das ist ‘ne tolle Seite, da schaue ich öfters rein!“ Dann nahm er sich die Zeit, meine liebevoll vorbereiteten Fragen zu beantworten. Die Lesung selbst war kurzweilig und spannend, und im Anschluss kaufte ich dann noch auftragsgemäß für abwesende Forumsmitglieder das eine oder andere Buch (ich hatte sie ja schon alle) und lies diese sowie auch ein paar mitgebrachte eigene Bände vom Meister signieren. Wir schnackten dann noch eine Weile, und bei der Verabschiedung gab er mir noch einen Prospekt von sich mit – darauf u.a. auch seine E-Mail-Adresse.


    Ganz ohne Pressgang
    In den kommenden Wochen entspann sich dann ein intensiver Schriftverkehr, in dessen Verlauf ich ihm auch meine „Sünden“ beichtete. Ich brachte aber auch meine Bewunderung dafür zum Ausdruck, wie er es schafft, zwei völlig unterschiedliche Schreibstile hinzubekommen. Seine Art, mit Kritik umzugehen, hat mir damals schon gefallen; er war mir kein Stück böse, ermutigte mich im Gegenteil, auch weiterhin so kritisch seine Werke zu betrachten.
    Das wohl wichtigste Ergebnis dieser schicksalshaften Begegnung in Großenhain aber war dann der Tag, an dem sich Paul Quincy in unserem Forum anmeldete – mein beharrliches Werben führte zum Erfolg! Die Bolithos hatten fortan einen neuen Messekameraden – und was für einen! Schon nach kurzer Zeit meinte man, er sei schon immer da gewesen. Etliche Zeit später sagte er zu mir, dass dieses Forum für ihn mit zum Besten zählt, was ihm in letzter Zeit passiert ist. Nun, das beruhte auf Gegenseitigkeit.


    Quincy als Gastgeber
    Dem ersten Treffen in Großenhain folgten die etliche weitere – viele davon in „Falconlake“, also beim Meister zu Hause. Ich erinnere mich immer wieder gern an meinen ersten Besuch dort: Als wir noch im Hausflur standen, meinte Quincy lapidar: „Schau mal nach oben.“ Ich schaute. „Und, was fällt Dir auf?“ Ich schaute erneut: „Ja, die Deckenlampen sind unsymmetrisch angebracht.“ „Schau mal nochmal hin!“ meinte er grinsend. Ich schaute erneut:„Boh, wie geil! Der große Wagen!“ Quincy: „Und exakt nach Norden ausgerichtet.“
    Bei Quincy war man stets gern. Freundlichere Gastgeber als ihn und seine liebenswerte Frau Martina erlebt man selten – man wurde zuvorkommend bedient und mit den feinsten Getränken bewirtet – und dazu gab es jede Menge Seemansgarn, Geschichten aus seinem an Anekdoten, spannenden Erlebnissen und Salzluft verströmenden Berichten so reichen Leben. Ganz nebenbei erwies sich unser literarisches Dreigestirn auch als exzellenter Koch – beim Gedanken an seine Curry-Huhn-Pfanne beispielsweise läuft mir sofort wieder das Wasser im Mund zusammen. Und am Ende des Abends fuhr er einen dann noch zum Bahnhof.


    Quincy als Bolitho
    Im Forum war er nahezu an allen Ecken zu finden. Hemmungsloses Herumgealbere machte ihm dabei genau so viel Spaß wie tiefgreifende und seitenlange Fachdiskussionen – eine Bereicherung überall. Seine jahrelange Erfahrung als aktiver Seemann war ein ständiger Quell an interessanten Informationen. Und in den wenigen Jahren, die ihm im weltbesten Forum vergönnt waren, hat er mehr Forumstreffs besucht als manch alter Hase. Seine Lesungen waren legendär – ob in Hamburg oder in Berlin oder in Falconlake – stets spitzte man die Öhrchen und war dank seiner bildreichen Sprache stets schnell mittendrin im Geschehen.
    Wir haben beide häufig – und dann auch meist recht lange – miteinander telefoniert. Diese Gespräche werden mir fehlen, und ich bedauere, dass ich oftmals nicht die Zeit hatte, seine Anrufe zu beantworten.


    Danke für alles, old chap!


    Ja, soweit mein Text von damals, hinter dem ich selbstredend auch heute ohne Abstriche stehe.


    Für alle, denen es nicht vergönnt war, ihn persönlich kennenzulernen, hier noch ein paar Fotoimpressionen von diversen Treffen:

    In diesem Forum muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass die allermeisten Bände durch unseren Master, Freund und Bo(a)rdkameraden "Quincy" Uwe D. Minge ins Deutsche übersetzt wurden. Und wenn man sich mit dem Master unterhalten hat, wozu ich glücklicherweise des öfteren Gelgenheit hatte, war immer wieder zu spüren, dass Woodman einer seiner absoluten Lieblingsautoren war. Das merkt man auch an den Übersetzungen - die beiden waren, ohne dass sie sich persönlich kannten, auf einer Wellenlänge. ;)

    Da ich es schon lange nicht erwähnt habe: Mein Traum war immer, diese Reihe mal verfilmt zu erleben - mit Antonio Banderas als Ramage. Heutzutage sicher zu alt für die Rolle - aber als ich die Reihe zum ersten Mal las, war für mich niemand anders in der Rolle denkbar. :)

    Danke, Angarvater! Wie es der Zufall will, haben McTotty und ich uns heute Mittag gegenseitig von der Arbeit abgehalten und erst mal eine Weile über das Kleeden gefachsimpelt! :D
    Werde mir das hier auf jeden Fall nochmal intensiv reinziehen, wenn ich mit der MERCURY soweit bin, dass ich die Taue anbringe, die gekleedet werden sollten. ;)

    Unglaublich, dass der Film aller Filme noch keinen eigenen Thread hat! Nun, jetzt herrscht endlich Ordnung. :D


    Master & Commander bleibt für mich auch nach gefühlten 500 Vorstellungen spannend von der ersten bis zur letzten Minute. Da passt einfach alles, sieht man mal von der eklatanten Fehlbesetzung einer seeeehr wichtigen Rolle ab. Aber das hab ich mit Peter besprochen, da ist also wieder alles im Lot zwischen uns. :D

    Sabatini war in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhundert ein sehr erfolgreicher Autor. Als Kind eines italienischen Tenors und einer englischen Sopranistin war ihm die Kunst sozusagen in die Wiege gelegt. Mit 26 Jahren brachte er seinen ersten Roman heraus. Leider gibt es auf Deutsch nur wenige Romane; drei maritime Bücher sollten aber in den Bücherregalen dieser Gemeinschaft hier nicht fehlen:


    Captain Blood - verfilmt mit Errol Flynn als "Unter Piratenflagge"
    Der Seefalke
    Der Schwarze Schwan

    Sehe ich ähnlich wie Angarvater. Ich habe es so nebenbei beim Kanonen takeln, am PC im Live-Stream, geschaut, wobei bei Teil 2 der Werftbetrieb zum Erliegen kam, denn die Aufnahmen von Bergung und Konservierung waren hochspannend. Schließlich brachten dann die Bilder aus dem Museum, wie es heute zu erleben ist, wieder schöne Erinnerungen an meinen Besuch im September 2013 hoch. Also insgesamt hat es sich gelohnt, das zu schauen.

    Der Rutenmann brachte ja neulich eine Reeperbahn der Firma Krick. Der Zusammenbau ist lustig; wenn man die deutsche Bauanleitung mit viel Text und sehr kleinen, nicht wirklich aussagekräftigen Bildern mit der ebenfalls beiliegenden italienischen Anleitung kombiniert, die mit deutlich weniger Text auskommt, dafür aber mit größeren und außerdem selbsterklärenden Bildern punktet, bekommt man es hin. Witzigerweise bleibt dabei ein großes Teil über, und das scheint Standard zu sein, denn ich habe das auf verschiedenen Seiten im Netz gelesen.
    Die Reeperbahn arbeitet im vereinfachten Verfahren, also nicht nach der traditionellen Weise mit Hoofd und so, sondern mit einem Drehteller.
    Im Folgenden will ich zeigen, wie ich ein Tau schlage, welches später als Wantenpaar am Besan meiner Mercury Verwendung finden wird.


    Zuerst werden die beiden "Schlitten" mittels Schraubzwingen an der Tischkante befestigt. Zwischen Getriebeschlitten und Drehtellerschlitten befestige ich drei Taueenden 0,25 mm Amati-Takelgarn schwarz, und zwar so, dass alle drei etwa gleichen Zug haben.
    Jetzt wird die Kurbel am Getriebeschlitten gedreht. Dadurch werden die einzelnen Adern in sich verdrillt. Man muss nur darauf achten, dass man einen der Schitten löst und mit einer Hand festhält, so dass die Fäden straff bleiben, der Schlitten aber durch das Verdrillen unweigerlich auf sein Gegenstück zurutscht. Fangen die Fäden an Wirbel zu bilden, reicht es.


    Jetzt wieder leicht straff spannen und nun am Drehtellerschlitten die Kurbel betätigen. Nun werden die drei Adern miteinander verdrillt.

    Auch hier muss man wieder einen Schlitten lösen und vorsichtig und mit Gefühl "mitführen".


    Am Anfang sieht das Tau erstmal so aus:


    Sieht es dann so aus, kann man aufhören:



    Man sieht sehr schön, wie weit sich die beiden Schlitten angenähert haben.



    Jetzt klemme ich den losen Schlitten nochmal fest, tupfe an jedes Ende des Taus einen Tropfen Sekundenleim und schneide das Tau dann aus der Bahn. Und husch, verwirbelt es total!



    Macht aber nix, einfach den Faden nehmen und glatt ziehen, und dann sieht es so aus:


    Ach ja, das Verkleben der Enden vor dem Herausschneiden aus der Bahn ist reine Vorsicht. Man kann die auf die oben geschilderte Art geschlagenen Taue an jeder beliebigen Stelle zerschneiden, ohne dass sie dadurch auffasern.


    Man sieht, es schaut gut aus, aber man erkennt auch noch einige Fusseln:



    Nun, dafür hat uns Tante Maja ja etwas Bauschutt aus ihrer Behausung dagelassen.



    Einmal kräftig durchgezogen, dann den Faden noch ein paar mal kräftig zwischen den Fingern hin und her gleiten lassen, um das überschüssige Wachs wegzubekommen, und gut ist. Der kritische Blick durch die Lupe zeigt: Praktisch fusselfrei!


    Das alles hat reichlich 5 Minuten gedauert, also durchaus eine überschaubare Zeit. Ich bin echt überrascht, wie gut man mit diesem ja doch recht einfachen Gerät Taue schlagen kann. Da werde ich jetzt immer mal wieder das eine oder andere Tau fertigen, wenn ich grad zu nix anderem Lust habe - allein von der hier gezeigten Sorte benötige ich so ca. 20 Stück.

    Heute mal ein kleines Update. Ich bin ja derzeit dabei, die Geschütze des Achterdecks zu takeln und anzubringen - eine recht aufwändige Angelegenheit. Vier Kanonen und vier Karronaden müssen dort aufgestellt werden. Während das Takeln der Kanonen ja, bereits sehr routinebehaftet, recht zügig von statten geht, nehmen die Karronaden doch mehr Zeit in Anspruch. Dazu kommt noch die in meinem Baubericht bereits erwähnte Problematik des seeeeehr vorsichtigen Bohrens der Löcher für die Augbolzen im Schanzkleid hinzu. Insofern geht es da jetzt etwas langsam voran.


    Und auch das ist wieder ein lernender Prozess. Ich möchte das mal anhand der ersten beiden Karronaden illustrieren. Die erste hatte ich ja bereits im Baubericht gezeigt. Ich war sehr froh, als sie endlich an Ort und Stelle ordentlich vertäut war. Beim späteren Betrachten der Bilder und des Originals machte sich eine ganz leise Unzufriedenheit in mir breit: Die Taue der Seitentakel waren mir einfach zu wenig straff. Das sollte bei der zweiten Karronade besser werden. Ich finde, das ist mir auch gelungen. Hier die erste Karronade:



    Und hier die von heute - die Taue sind straffer, es sieht einfach edler aus, finde ich.



    Ok, wenn alle Geschütze auf dem Achterdeck in Position sind und alles andere, was da draufgehört (Ruderstand, Kompasshäuschen, Nagelbänke) an Ort und Stelle ist, fällt das wahrscheinlich nicht mehr so auf. Aber es ist die Summe der kleinen Details, welche ein hoffentlich gutes Modell ausmacht, insofern sehe ich meine heutige Mühe nicht umsonst.


    Ist übrigens interessant: Für eine Kanone brauche ich mittlerweile nur noch eine reichliche Stunde, um die bereits schon gefertigte und angemalte Lafette mit dem Kanonenrohr und den verschiedenen Takeln und dem Schildzapfenschloss zu verbinden und das alles an Ort und Stelle einzubauen; für eine Karronade benötige ich reichlich 2 1/2 Stunden.


    So, jetzt das an Geschützen, was ihr hier seht, noch einmal (links seht ihr die leeren Stückpforten), und dann ist das Achtereck komplett bestückt - von den Drehbassen mal abgesehen, die dann noch auf die bereits zu sehenden Halterungen kommen. ;)