Hier lagen wir einen Tag fest, da am Folgetag draußen derartig starker Wind und Wellengang war, dass unser Skipper meinte, dass wir gar nicht aus der Bucht rauskommen würden. Schade, aber auch das war kein verlorener Tag. Sønderborg ist ein hübscher Ort und bietet ein paar schöne Fotomotive.
Am nächsten Tag dann endlich wieder Segelwetter! Unser Ziel war Flensburg, und das sollte der arbeitsreichste Törn der ganzen Tour werden. Das Wetter war recht durchwachsen, wolkig, kalt, ein wenig nass - aber egal, wir sind zum Frühjahrssegeln auf der Ostsee, da muss das so. Ich durfte wieder ans Ruder, und als ich mich dann irgendwann ablösen ließ, war ich echt erstaunt, dass ich dort 2 Stunden gestanden hatte - man merkt gar nicht, wie die Zeit vergeht! Der Skipper hatte mir gesagt, auf was ich zu achten hatte: Zum einen auf die ganz fern verschwommen wahrnehmbare Landmarke, dann natürlich immer den Blick zum Marssegel, um je nach Erfordernis anzuluven oder abzufallen, mit dem dritten Auge der Blick auf den Kompass, um den Kurs zu halten, und mit dem vierten Auge durfte ich die Aussicht genießen.
Das nasskalte Wetter hatte meine Handschuhe schon längst durchgeweicht, ich spürte meine Finger kaum noch, aber ich wusste nur eins: Das ist jetzt MEIN Steuerrad! Man bekommt recht schnell ein Gefühl, wie das Schiff auf das Ruder reagiert; das Trägheitsmoment ist gewaltig, und doch gelingt es schon bald, den Kurs wunschgemäß zu korrigieren. Total spannend, kann ich euch sagen!!!!
Dann liefen wir Flensburg an, und der Wind pfiff uns, wie bereits erwähnt, voll in die Zähne. Also hieß es kreuzen, kreuzen, kreuzen. Wir fuhren 18 Wenden! Hier mal unser Kurs:
Es war echt verrückt: Kaum hatte man sich mal schnell in der Messe mit einer Tasse Tee aufgewärmt, kam schon wieder die nächste Durchsage über die Lautsprecher, und Raggi, unser Käptn, rief uns zum nächsten Manöver. Also hieß es wieder Taue loswerfen, Taue ziehen, Brassen, Taue belegen, Taue aufschießen. Ahnt ihr, wieviel Spaß das macht? Und es hat unser Team noch mehr zusammengeschweißt.
Und diese Genugtuung, wenn wieder eine Wende perfekt gelungen war!
Als wir dann in Flensburg festmachten, waren wir wohl alle stolz auf unsere Leistung - andere wären da feige mit Motorkraft in die Bucht getuckert.
Flensburg selbst ist wunderschön, der Hafen bietet für Segelschifffreunde jede Menge Hingucker!