Wie gesagt, lag es nicht in meiner Absicht Dein Modell zu kritisieren. Es sollte nur ein Hinweis sein.
Ich habe doch gar nichts gegen Kritik - solange sie konstruktiv-positiv-lobend-bejubelnd ist!
Nee, war Spaß - wenn es kritische Hinweise gibt: Nur her damit!
Kommen wir nochmal zu den Rüsteisen. Ich hatte ja weiter vorn berichtet, dass ich beim Anbringen der Rüsteisen an der Steuerbordrüste des Großmastes das Problem hatte, Teile immer wieder austauschen zu müssen, damit am Ende die Gesamtkonstruktion eine einigermaßen gerade Linie ergibt. Das hat Ursachen - man sollte manchmal auch das lesen, was irgendwo geschrieben steht, und zwar auf der Seite von dafi, also da, wo man die Ätzteile bestellen kann:
Lustigerweise hatte ich, als mich dafi auf diesen Hinweis aufmerksam machte, bereits sämtliche Rüsteisenteile aus der Platine geschnitten und fröhlich ins gemeinsame Brünierbad geschmissen. [Blockierte Grafik: http://www.die-kartonmodellbauer.de/wcf/images/smilies/smiley207.gif]
Zur Erklärung: dafi hat bietet seine Ätzteile ja an sich für Leute an, die eine Victory im Maßstab von 1:100 bauen - dafür passen die Teile perfekt. Ich baue eine 1:72-6rate-Fregatte und nutze dafür die Rüsteisen der "kleinen" Vic. Zufällig passen sie bei mir, klasse. Aber ich bin mir sicher, dass ich die Probleme, die ich dabei habe, auch gehabt hätte, wenn ich die Teile in der für die Vic vorgesehenen Reihenfolge genommen hätte. Zum einen hat die Vic mehr Wanten als die Mercury, zum anderen sind die Abstände und jeweiligen Winkel auch unterschiedlich.
Warum erzähle ich das? Zum einen, um mich selbst zu bestärken, dass mein wildes "Alles muss raus"-Gemetzel in dafis Ätzplatine doch kein so großer Fehler war, zum anderen, um eine Einleitung für meinen heutigen Baubericht zu liefern.
Da ich mir denken kann, dass auch andere Nicht-Vic-Bauer dafis wunderbare Ätzplatinen nutzen oder nutzen wollen, möchte ich heute zeigen, wie ich das mache.
Nachdem ich bei der Steuerbordrüste des Großmastes erste Erfahrungen sammeln konnte und dann auch mitbekommen habe, dass die Teile unterschiedliche Größen haben, wobei die Abweichungen von einem zum anderen oftmals winziglig sind, überlegte ich, wie ich das etwas struktierter angehen kann. Ok, die kritischen Teile sind jeweils die oberen Teile der Rüsteisen, also die, die direkt in die Einfassung der unteren Rüstjungfer gehängt werden. Also klebte ich mit Klebeband etwas Klebeband auf einen Karton, und zwar so, dass ein schmaler Streifen Klebefläche nach oben zeigt. Ein vorher gezogener Strich war die Grundlinie - und an der ließ ich dann die oberen Teile Aufstellung nehmen. Ich machte mir dabei nicht die Mühe, das der Größe nach zu befehlen - das sollte auch so gehen.
Die Mittelteile sind zwar auch unterschiedlich groß, aber da gibt es nicht so viele Varianten, die waren schnell sortiert und liegen da einfach so rum, ebenso wie die gekröpften Glieder, also die unteren Teile. So sieht das ganze aus:
In der Mitte liegt ein Pärchen, bereit zum Einbau.
Das wird nun in die Jungferneinfassung eingehängt:
Dann wieder der Trick mit dem Takelgarn am eingesteckten Mast, um die Richtung der Wanten zu bestimmen. Eine Stecknadel durch die Öffnung des Mittelstückes, dann die Suche nach der richtigen Position, mit der Pinzette wird das Ende an die Bordwand geschoben, um den Punkt zu finden, an dem das Rüsteisen straff, aber auch richtig ran sitzt. Da muss man ein bissel hin und her probieren.
Wenn ich die vermeintlich richtige Stelle gefunden habe, kam die Gegenprobe: Sitzt das Endstück, ausgehend von dem eben gefundenen Punkt, so, dass sich die unteren Enden der Rüsteisen alle einigermaßen auf Linie befinden?
Und manchmal kommt man ja auf das Einfache erst, wenn man merkt, dass das Komplizierte genau das ist: kompliziert. Ab da habe ich das Pferd also rückwärtes aufgezäumt: Zuerst wurde die exakte Position des unteren Stücks gesucht, was sehr einfach ging, mit Fadenmethode und nur wenig probieren - und dann dort mutig ein Loch in die Bordwand gestochen.
Zwar muss ich jetzt noch immer nach dem passenden oberen Teil suchen, aber ich muss mir nicht die Bordwand auf der Suche nach der richtigen Position zerstechen, sondern brauche nur zu prüfen, ob mit dem ausgesuchten Teil und dem eben gestochenen Loch die Gesamtkonstruktion straff sitzt. Klingt jetzt vielleicht etwas wirr - ich hoffe, ich konnte mich einigermaßen verständlich machen - aber am Ende ging es wesentlich schneller. Dann das Farbtöpfchen geöffnet, die Nägelköpfe geschminkt und fertig ist. Auch hier werden die unteren Nägel erst dann eingesetzt, wenn die Wanten stehen, um so die exakte Ausrichtung zu garantieren.
Vorbereitend auf weitere Rüsteisenorgien habe ich nun sämtliche Rüstbretter angebracht. Damit ist der Rumpf endlich ein ganzheitliches Ding, und da dachte ich mir, machen wir doch mal eine Draufsicht:
Und jetzt keine Bange: Ich nerve jetzt nicht mit weiteren umfangreichen Rüsteisenanbringorgien - wollte eben nur mal exemplarisch zeigen, wie ich das mit den dafi-Dingern gelöst habe, auch für eventuelle Mercury-Nachbauer. [Blockierte Grafik: http://www.die-kartonmodellbauer.de/wcf/images/smilies/smiley228.gif]
Nur das noch:
Dieses winzige Rüsteisenleinchen über der Sückpforte hat mich fast zum Wahnsinn getrieben! Immer wieder fiel das ab, verkantete sich, passte nicht... Nun ist diese Stelle ja auch sowas von modellbauerunfreundlich! Dicht unter dem Rüstbrett - friemelig. Rundrum alles schwarz - augenfeindlich. Kanone ist einem ständig im Weg - nervig. Und so sieht das aus, wenn der Bonden mit den Tücken des Modellbaus kämpft - da wird auf allen vieren gearbeitet! [Blockierte Grafik: http://www.die-kartonmodellbauer.de/wcf/images/smilies/smiley182.gif]
Da hat das Knieen vor dem Modell selbst für mich überzeugten Atheisten einen Hauch von spiritueller Demut.