So, jetzt gibt es wieder was Spannendes und was zum Lesen und was zum Schauen.
Eingangs erzähle ich euch allen eine kleine Geschichte: Mein Maschinenpark ist ja sehr übersichtlich. Motorgetrieben ist da nur meine Proxxon. (Nun ja, und die selbst verbesserte Reeperbahn. Die Kleedemaschine hat einen 1-BH-Antrieb. Nee nee, BH steht hier für Bonden-Hand.)
Für die Proxxon gibt es ja viele tolle Sachen, die man da in das kleine Bohrfutter spannen kann, u.a. eben auch Bohrer. Die haben einen kleinen Schaft, mit dem man dann auch sehr gut ohne die Maschine, nur mit den Fingern, Löcher bohren oder - wie bei den Blöcken - erweitern kann. Leider gibt es im Baumarkt nur die Stärken 0,5 mm und 0,8 mm. Also es gibt natürlich noch viele andere Stärken, aber ich wollte eben auch 0,6 und 0,7 mm haben, und die bietet leider kein Baumarkt an. Also habe ich mich erfolgreich im Netz umgetan. Aber beim Bestellen ist mir wohl ein Fehler passiert: Die 0,6er kamen richtig, aber für das Maß 0,7 mm bekam ich den hier im Bild zu sehenden langen dünnen Wicht:
Das zur Vorgeschichte. Jetzt wenden wir uns wieder dem Anbringen des stehenden Gutes am Besanmast zu. Da kommt nach den Wanten auch ein Stag. Am Besan ist es nur eins, dort wird kein Borgstag gefahren. Am Großmast hatte ich im unteren Bereich schon vor einiger Zeit vorbereitend einen Leitkragen mit einer Kausche angebracht und war davon ausgegangen, dass am Ende des Besanstags ebenfalls eine Kausche eingebunden wird und diese beiden dann mittels Taljereep verbunden werden. Ein Blick in meine heilige Fibel, den Schrage, verriet mir aber, dass dem nicht so ist. Der Leitkragen dient tatsächlich nur zum Durchleiten des Stages. Es wird durch die Kausche des Leitkragens geführt, bekommt dann am Ende eine Kausche eingebunden, und diese wird mittels Taljereep an einem Augbolzen, der hinter dem Großmast ins Deck eingelassen ist, steif gesetzt.
Da war nun guter Rat teuer. Zur Erinnerung, es geht um das mit Nr. 22 bezeichnete Tau:
Rund um den Großmast ist die sog. Mastbeting, und kurz hinter dem Mast fängt das Achterdeck an. Also wie da unten jetzt einen Augbolzen einlassen?
Und da kam dann mein Fehlkaufbohrer ins Spiel! Ideal, sage ich euch! Durch die Kausche des Leitkragens gesteckt, diese diente als Führung, und dann vorsichtig, mit sanftem Druck, mit den Fingern den Bohrer gedreht, bis endlich das Deck durchbohrt war:
Dann habe ich aus starkem Blumendraht einen großen Augbolzen geformt und diesen dann mit einem recht langen Stück Draht am Ende in die frisch gebohrte Öffnung gezwängt, wobei auch Sekundenleim im Spiel war. Das war eine äußerst diffizile Angelegenheit, ich wollte nicht abrutschen und dabei die Mastbeting beschädigen und auch den Augbolzen nicht verbiegen. Aber hier seht ihr das Ergebnis - irgendwie war er plötzlich drin und sitzt bombenfest:
Nun die nächste Überlegung: Das Stag hat ja oben am Mast ein großes Auge mit der Stagmaus. Und die Kausche des Leitkragens ist grad mal so groß, dass das Stagtau knapp durchpasst. Also musste die Kausche am Ende des Stags direkt am Schiff eingebunden werden. Und zuvor musste die richtige Länge ermittelt werden - Schrage schreibt, dass diese Kausch etwa einen Meter über Deck war. Also Stagauge um den Masttop, festziehen, Stag durch die Leitkausche stecken und Maß nehmen. Das hab ich mit einer gegenläufig arbeitenden Pinzette gemacht - man sieht sie im ersten Bild schon am unteren Bildrand:
Jetzt das Tau ein Stück zurückziehen, schön vorsichtig, damit die Pinzettenmarkierung nicht verloren geht, und das Stagauge wieder vom Masttop holen. Dann sanft das andere Ende so weit es geht Richtung Bordwand ziehen, die dritte Hand dicht ans Schiff stellen und das Tau dort zum Kausche einbinden fixieren.
Der "Rest" war dann fast nur noch Spaß. Ein Taljereep wurde an der Stagkausche befestigt und dann mit zwei Pinzetten und viel Geduld das Stag steif gesetzt. Und so sieht es jetzt aus:
Das Taljereep ist noch nicht endgültig fest, auch hier behalte ich mir noch die Möglichkeit des Nachspannens vor.
Tja, und damit sind dann alle Unterwanten und alle Stage der Untermasten gesetzt.
Das liest sich jetzt wahrscheinlich viel komplizierter als es letztendlich war; ich hab mich jedenfalls riesig gefreut, dass am Ende alles gut geworden ist.