Zuerst einmal vielen Dank für die netten Kommentare, @Aga @Speedy @AnobiumPunctatum und @Lord Croidon :thumbup:
Irgendwie wollte ich das alte Jahr nicht gehen lassen, ohne wenigstens noch ein klein bissel was an meinem Schiffchen gewerkelt zu haben.
Und so ging es heute also um die Wurst! Und zwar um die erste Püttingswurst. Püttingswürste waren gekleidete Taustücke, die zur Befestigung der Püttingswanten und der Schwichtschenkel dienten. Püttingswanten seht ihr gleich, die Schenkel kommen später.
Für meine Püttingswürste habe ich mir kein Tau gekleedet, sondern mich für einen recht starren Blumendraht entschieden. Der ließ sich auch gut kleeden und bietet die Gewähr, sich nicht durch ein paar Zugkräfte, die unweigerlich auf die Wurst einwirken werden, gleich zu verbiegen.
Mein erster Versuch des Anbringens ging irgendwie schief. Ich hatte mir mit Klebeband auf den Wanten die Linie markiert, auf der die Wurst befestigt werden sollte, habe dann mit Ponal Turbo meine Wurst gegen die Wanten gepresst und musste dann feststellen, dass es doch schief war. Warum auch immer. Also wieder runtergefetzt, die hässlichen Kleberflecken so gut es ging entfernt und letztendlich die Methode angewandt, die auch früher am Original üblich war - mit gutem alten Tau!
Beginnend beim vorderen Want, habe ich also die Wurst mit einer Kreuzbindselung befestigt. Dann wurde das andere Ende ebenso befestigt, dabei immer Blickkontrolle mit Augenmaß und im Zweifel auch mit dem Lineal, und schließlich, als Höhe und Ausrichtung stimmten, Want für Want festgebindselt. Und so sah es dann aus:
Jetzt wollte ich wissen, wie ich mit den Püttingswanten klar komme. Dafür kleedete ich mir ein Tau, das etwas dünner als die Wanten ist und die selbe Stärke hat wie später die Stengewanten. Püttingswanten sind immer komplett gekleedet. Wozu dienen sie? Nun, zum einen werden diese ja später auch mit Webleinen versehen und bilden so das letzte Stück Weg der Seeleute, wenn sie in die Mars oder noch höher müssen. Aber der Hauptzweck ist ein anderer: Die Püttingswanten geben den Stengewanten, also denen der "zweiten Etage", den nötigen Halt - genauso wie das die Rüsteisen am Rumpf für die Unterwanten tun. Außerdem halten sie die Marsplattform nach unten fest.
An ein Ende band ich einen Haken ein und hakte diesen in das Püttingseisen der Stengewantjungfer, welches unten aus der Marsplattform schaut, ein. Mit dem anderen Ende wurde dann ein Rundschlag um ein Unterwant sowie um die Püttingswurst gemacht und dann mit zwei Bindselungen an das Wanttau gelascht - und genauso habe ich es auch gemacht. Für die Bindselung war der Einsatz einer Nähnadel gut, wie man auf folgendem Bild sieht:
Und schon sitzt die erste Püttingswant. Nee, sie steht, gehört ja schließlich zum stehenden Gut.
Hier oben wird es übrigens richtig spannend! Schon beim ersten Want muss man darauf achten, den Zug nicht zu schlaff und nicht zu stark anzusetzen. Zu schlaff: Klar, die Püttingswant hängt auf halb acht und erfüllt ihren Zweck nicht. Zu stark: Ein Knick nach außen in der Unterwant.
Beim ersten bekommt man das noch hin, aber schon, wenn Püttingswant Nummer 2 gesetzt wird, merkt man, was passiert, wenn man dieses zu straff zieht: Die Püttingswant Nummer 1 wird schlaff. Also "ganz vorsichtig jetzt, ganz behutsam". (Das war ein Filmzitat - wer errät, aus welchem Film, darf zur Belohnung "Master and Commander" gucken. Und wer noch zusätzlich errät, dass das Leutnant Pullings vor der finalen Schlacht mit der Acheronsagt, darf ihn sogar zweimal gucken! :P )
Nun, ich darf berichten, dass sich beide Püttingswanten gut vertragen und stramm wie eine Eins stehen. Und ich berichte nicht nur in Wort, sondern auch in Bild:
Die weiteren Würste und Wanten setze ich dann im kommenden Jahr - aber ich habe jetzt einen Plan, wie es geht, und ich habe auch bereits weitere Taue dafür gekleedet.
Was ich auch realisiert habe, ist die Schlangenleine zwischen Großstag und Großborgstag. Immerhin haben wir ein Kriegsschiff des Königs im Bau. Da soll es vorkommen, dass man auch mal unter Feindbeschuss gerät. Falls nun ein Stag durch einen Glückstreffer beschädigt wurde, konnte es durch diese Leine am Herabfallen gehindert und schnell repariert werden.
Bei dieser Leine habe ich geschummelt, ich gebe es zu. Normalerweise wurde sie immer abwechselnd an die beiden Stänge gebändselt; ich habe mit nur einem langen Taustück gearbeitet - der Ringstek macht's möglich. Ich weiß mich mit diesem Trick aber in prominenter Gesellschaft, insofern hab ich da kein schlechtes Gewissen.
So, die Werft macht jetzt dicht für dieses Jahr - draußen hängt ein Zettel, könnt ihr alle mal gucken: