Beiträge von Bonden

    Auch wenn ich nicht hundertprozentig zufrieden bin, gefällt mir die Pinta sehr gut. Der Bausatz hat so seine Macken, aber wenn man mit Shipyard schon Erfahrungen gesammelt hat, schafft das so gut wie keine Probleme. Und wie bereits erwähnt bin ich dann doch an einigen Stellen von der Bauanleitung abgewichen und habe mich mehr an Mondfeld, Holz und Soyener gehalten.


    Nun fragt ihr euch vielleicht, welches der beiden noch ausstehenden Schiffe ich nun in Angriff nehme. Tja, was soll ich sagen? Keins von beiden. :pf: Die Kolumbusflotte bekommt eine Pause; mir fehlt da im Moment ein wenig die Motivation, jetzt alles noch zweimal genauso oder wenigstens ziemlich ähnlich zu bauen. Und da geht ja mein sehnsüchtiger Blick schon sehr lange immer wieder zu einer ganz bestimmten Kiste hier im Regal des Marinezimmers... Dazu dann gleich mehr in einem neuen anderen Thread.


    Diesen Baubericht lege ich erstmal auf Eis - aber eben nur auf Eis, nicht auf "abgebrochen".

    Tja, was soll ich sagen... Heute ging alles irgendwie ganz schnell, und plötzlich gab es nichts mehr an der Pinta zu tun. Will sagen: Das erste Schiff der Kolumbusflotte ist fertig. :huzzah:


    Die Anker sind dran, das Ruder ebenso, und die Flaggen sind gesetzt. Die Reling des Achterdecks hat noch zwei kleine Bleispritzen spendiert bekommen. Schließlich fand ich noch ein schmuckes Holzbrettchen, welches ich mal für ein anderes Projekt für einen Modellständer vorgesehen, dann aber verworfen hatte. Von einem Rundstab sägte ich zwei kurze Stückchen ab, feilte in beide auf einer der Schnittflächen eine passende Nut, klebte die zwei Stummelchen auf das Brett und lackierte das Ganze mit mattem Klarlack. Und da steh sie nun, die PINTA:



    Mehr Bilder gibt es gleich in einem neuen Galeriethread.

    Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich habe bei weitem nicht alles, was da im Mondfeld-Buch steht, umgesetzt. Das ist mir dann für dieses recht kleine Schiffchen doch zu viel Strippenkram; ich habe Sorge, dass das dann am Ende so gar nicht gut aussieht. Also habe ich an dem Lateinersegel Buline und Gordings weggelassen.

    Die anderen Arbeitstaue sind aber dran, wie ihr euch auf den Bildern überzeugen könnt. Interessant: So ein Lateinersegel fährt gleich zwei Brassenpaare. Zum einen haben wir da die Halsbrassen - die erfüllen die selben Aufgaben wie die Brassen an den Rahsegeln und sitzen an der unteren Rutenspitze. Hier habe ich die leeseitige Brasse nicht gesetzt, sondern nur als Taurolle an Deck liegend dargestellt. Steif gesetzt ist sowieso immer nur die luvseitige Brasse, die an der Leeseite wäre hier nur als Stolperfalle auf dem Achterdeck im Weg. Wird eine Wende gefahren und die Rute umgelegt, kann diese sehr schnell durch den Brassenblock geschoren werden; festgesetzt wird sie einfach nur an der Reling.

    Das zweite Brassenpaar sind die sog. Oberbrassen. Sie diente weniger der Bewegung als der Befestigung der in diesem Bereich doch schon recht schwachen Rute, um diese gegen ein Durchbiegen nach vorn abzusichern. Steifgesetzt wird hier auch nur die Luvbrasse; die Leebrasse flattert da locker rum, würde ansonsten ja auch nur das Segel beim Blähen behindern.


    So, damit ist die Takelage fertig. Jetzt ist noch einiges an Kleinkrams zu tun. Ruderblatt und Anker anbringen, Strickleiter für das Krähennest fertigen, Flaggen setzen, kleine Schönheitsfehler ausbessern - so Sachen eben. Aber in weiter Ferne ist schon Land zu sehen... :sun:

    Sehr schön! Auch wenn es ja nun leider nicht mehr so einfach ist, mal eben schnell nach Old England zu reisen, gibt es ja hier hoffentlich bald einen Grund mehr, mal wieder den Kanal zu überqueren. Und nun noch schnell die Vic wieder ordentlich aufriggen, dann kann es losgehen. :D

    Spannend finde ich, dass man über den Autor im Netz zwar seinen Geburtstag (22. August 1908 in Halle/S.), seine Werke (5 historische Romane) sowie die Information, dass er um 1978 als Masseur in Schkeuditz lebte, aber darüber hinaus scheinbar nichts weiter über ihn in der Öffentlichkeit bekannt ist.

    "Kulturhistorischer Roman" steht unter dem Buchtitel auf Seite 3. Der Roman erschien 1976 im Prisma-Verlag Leipzig.

    Wer bei dem Titel vermutet, dass es um die Wikinger geht, die bekanntlich lange vor Kolumbus als erste Europäer amerikanisches Festland betraten, vermutet richtig.


    Die Geschichte erzählt, wie Leif Erikson, Sohn von Erik dem Roten, im Jahr 1000 von Grönland nach Nidaros (Norwegen) segelt, um bei König Olaf um dessen Gunst für seinen geächteten und zwangsweise von Island nach Grönland verbannten Vater zu ersuchen. Sein Vorhaben gelingt, und so macht sich Leif auf den Rückweg. Was er nicht ahnt: Unter den in Nidaros neu angeheuerten Seeleuten ist auch der Sohn eines Mannes, den Erik der Rote einst im Kampf besiegte und erschlug. Der will Rache nehmen und heuert daher unter falschem Namen bei Leif an. Ein langanhaltender Sturm und widrige Winde bringen Leifs Schiff aber an die Küste Nordamerikas, wo sie schließlich an der Küste des heutigen Neufundland (das sie Vinland nennen, da sie dort u.a. wilden Wein entdecken) ihr Lager bauen, um dort zu überwintern. Gegen Ende dieser Zeit an Land kommt es zu ersten Begegnungen mit den Ureinwohnern dieser Gegend, die zuerst friedlich und vom Handel geprägt verlaufen. Dann aber kommt es nahezu zwangsläufig zu kriegerischen Auseinandersetzungen; nur knapp können Leif und seine Mannen mit ihrem Langboot entkommen. Wenig später erreichen sie Grönland - hier kommt es dann zum erwarteten Showdown.


    Der Roman ist unterhaltsam und spannend geschrieben. Die Sprache ist überwiegend einfach gehalten, das Buch war wohl in erster Linie als Jugendbuch gedacht, was auch aus dem Klappentext des Schutzumschlages hervorgeht. Was wohltuend auffällt: Der Autor hat sich offensichtlich sehr gründlich über die Wikinger, ihr Leben, ihre Bräuche, ihren Glauben an Götter, Geister, Hexen, Eisriesen etc. informiert; vor allem aber vermittelt er hohe maritime Sachkunde, weiß spannend und nachvollziehbar die Handhabung eines Langschiffes bis ins Detail zu schildern und lässt einen besonders am Kampf gegen den Sturm bei der missglückten Ansteuerung von Grönland hautnah teilnehmen.


    Ich hatte mit dem Buch zwei spannende Nachmittage auf der Couch; die etwas mehr als 200 Seiten waren schnell "weggeatmet".


    Fast hätte ich es vergessen zu erwähnen: Es gibt Illustrationen, eine Übersichtskarte sowie 16 Seiten mit Fotos archäologischer Funde aus der Wikingerzeit, dabei auch das Osebergschiff und das Gokstadschiff.


    Ich vergebe fünf von fünf Langriemen! :5*:


    Mein Exemplar befindet sich seit meiner frühen Jungend in meinem Besitz. Weitere Exemplare gibt es nur noch antiquarisch, z.B. hier.

    Ahoi allerseits,


    jetzt geht es flott voran! Die Fock steht, ich arbeite jetzt für den Besan. Hier möchte ich mal wieder ein paar Details der Arbeiten zeigen.


    Zuerst werden zwei Rundstäbe (-stäbchen...) geschliffen, an jeweils einer Seite auf einem vorher abgemessenen Abschnitt auf eben geschliffen und da dann zusammengeklebt. Die Lateinerrute war damals ebenso wie die großen Rahen nicht aus einem Stück, sondern gebaut, hier aus zwei Teilen.

    Nun wurde nochmals schön glatt geschliffen, anschließend gebeizt und mit Acryl Firnis matt versiegelt. Dann habe ich die Wuhlings gesetzt.

    Das Segel bekam an allen drei Seiten Liektaue gesetzt und dabei auch ein Schothorn eingebunden.



    Im nächsten Schritt kommt dann wie gewohnt das Segel an die Rah, die hier Rute heißt. Dazu dann später mehr.

    Weiter geht's. Die losen Strippen sind alle fest, und es sind noch ein paar dazu gekommen, auch wenn noch nicht alle Taue dran sind an der Fock. Es fehlen noch die Halsen und die Buline.

    Das ist alles so klein! search Manchmal wünsche ich mir die Mercury wieder in die Werft - das waren zwar ungleich mehr Taue, aber eben alles viel größer. :D Die Pinta ist ja mal bloß 'ne Hand voll Schiffchen. :lupe:

    Aber es geht voran, und ich war auch so schlau, die Ankerkabel einzufädeln, bevor ich damit angefangen habe, die vielen losen Taue zu belegen.




    Und bald schon ist der Besan dran - das wird dann spannend, da ich noch nie ein Lateinersegel getakelt habe.

    Hornblower Hier noch ein guter Ratschlag, der vielleicht erstmal komisch klingt: Lies Bücher! :D Und zwar nicht irgendwelche, sondern von den einschlägigen Romanreihen über unsere hier verehrten (fiktiven) maritimen Helden. Und zwar ganz speziell immer die ersten Bände. Die allermeisten der später teilweise bis in den Admiralsrang aufsteigenden jungen erfolgversprechenden Midshipmen und Leutnants haben logischerweise ihre ersten Kommandos auf genau solchen Schiffen, die dich hier so besonders interessieren. Und die Woodmans, Foresters, Kents, Popes etc. dieser Bücherwelt haben wohl stets ziemlich gut recherchiert, so dass die Beschreibungen der Schiffe, der Besatzungen und des Lebens an Bord insgesamt vermutlich ziemlich dicht an der historischen Wahrheit liegt. ;)

    Der Nutzen von dieser Leserei wiegt doppelt: Du findest jede Menge Informationen, und du hast jede Menge Lesespaß. Und wenn du dich dann noch dazu hinreißen lässt, über das eine oder andere buch, das dir besonders gefallen hat, hier im Forum einen Beitrag im jeweiligen Thread zu schreiben, haben wir alle was davon. fr18 :wink:

    Wenn du "Nelson's Navy" von Lavery hast, kannst du dort zumindest auf den Seiten 52 bis 57 etwas zu den "Unrated Ships and Vessels" lesen.


    Vom Altmeister Marquardt hätten wir dann auch noch was auf Deutsch: Seiner Majestät bewaffneter Schoner Berbice 1789/96


    Hier haben wir dann noch den von AP schon erwähnten AotS-Band über die Granado.


    Auch in unserer Forumsbibliothek zu finden: Monografie - Le Cygne 1806-1808


    Ich hoffe, das hilft dir etwas weiter.

    Ein weiteres Update, und heute dann mit etwas mehr Text.


    Das Großsegel der Pinta ist gesetzt. Nach doch recht langer Zeit ohne jegliche Takelarbeit musste ich mich erst mal wieder reinfinden. Aber es ging recht gut. Die Erfahrungen - und die damals gebauten Hilfsmittel - haben viel geholfen. Es ist nur alles viel kleiner. Zum einen ist die Pinta gegenüber der Mercury sowieso ein Winzling, und dann kommt auch noch der kleinere Maßstab hinzu. Aber insgesamt ist die Takelage jetzt nicht so viel anders; Toppnanten, Brassen, Halsen, Schoten, Geitaue und Buline hat auch dieses Segel, und die Rah hat ein Rack und ein Fall. Die Besonderheit hier ist die Bauweise der Rahen damals, zumindest die größeren waren geschiftet, wie man auf den Bildern auch gut erkennen kann. Shipyard hat das zwar nicht vorgesehen, aber entgegen anfänglicher Pläne weiche ich ja doch wieder vom Bauplan ab, zumindest ein wenig... :pf:


    Als nächstes kommt jetzt die Fock dran. Jetzt aber erst mal die aktuellen Bilder:




    Ach ja, noch ein Wort zum Segel und dessen Bemalung. Da habe ich viel herumexperimentiert. Schlussendlich bin ich dann bei Wachsmalstiften gelandet. Mir gefällt es. Textilfarbe und andere Farben schlagen zu sehr durch, und das große Kreuz auf Japanpapier drucken, ausschneiden und dann aufkleben war auch keine so gute Idee. Die kleinen Motive in den Ecken wären mit der Methode schon dreimal nicht gegangen. Ich wollte aber auf jeden Fall die Stoffsegel des Bausatzes nutzen und keine Papiersegel basteln. Der Stoff ist, dem Maßstab entsprechend, auch schön dünn, deutlich dünner als der 1:72-Stoff der Mercury. Das hat Shipyard richtig gut gemacht. fr18