Brian Lavery – Nelson’s Navy 11/15
Literatur-Vorstellung November 2015:
Brian Lavery – Nelson’s Navy
Wer sich mit der britischen Marinegeschichte auf dem Zenit des Age of Sail während der napoleonischen Ära zwischen 1793 bis 1815 beschäftigen möchte, kommt um das Standardwerk Nelson’s Navy von Brian Lavery nicht herum. Wie der Untertitel ‚The Ships, Men and Organisation‘ bereits verrät, gibt Lavery eine leicht verständliche und umfassende Einführung in die Belange der britischen Royal Navy zu Zeiten der napoleonischen Kriege – der Marine, in der der weit über England hinaus bekannte, geschätzte und gefürchtete Horatio Nelson seinen Dienst versah.
Lavery verliert sich jedoch nicht in romanhafter Seefahrerromantik, in der Landlubber durch mutige Aktionen zu Helden werden, sondern geht in 14 geordneten Kapiteln sachlich den Fragen nach, die sich im Zusammenhang mit Schiffen, Seeleuten und der komplexen Organisation der britischen Marine am Wechsel zum 19. Jahrhundert gerade beim Lesen entsprechender Romane aus den Händen von Patrick O’Brian, Cecil Forester, Alexander Kent u.a. sowie aus der teils unüberschaubaren Fülle von Fachbüchern zur Geschichte der britischen Marine ergeben.
So gibt uns der Autor eine kurze Einführung in Marinehistorie sowie die bewegte politische Welt jener Epoche, bevor er sich dem ersten großen Thema, den Schiffen, ihrem Aufbau und deren Ausrüstung mit Mensch und Material, widmet. Anhand zahlreicher, überwiegend zeitgenössischer, Zeichnungen, Karten und Schaubildern werden die behandelten Themen verbildlicht, lassen sich leichter nachvollziehen und ermöglichen darüber hinaus einen vielschichtigen Einblick in die Gegebenheiten dieser längst vergangenen Zeit. Lavery gelingt es dabei, die entsprechenden Sachverhalte stets klar und prägnant zu erklären und verweist gegebenenfalls auf weiterführende Literatur bzw. die dem Thema zugrunde liegenden Quellen.
Der größte Teil des Werkes beschäftigt sich mit den Menschen, die ihr Leben zur Verteidigung ihres Vaterlandes auf See verbrachten und den schweren, arbeitsreichen und oft lebensbedrohlichen Bedingungen in der Marine fernab der Heimat unterworfen waren. Nicht nur das Leben an Bord mit all seinen Gefahren schildert Lavery, sondern auch den oft nicht freiwilligen Weg in die Royal Navy sowie die Laufbahnen von einfachen Seeleuten bis hin zu den Offizieren. Neben einem Blick auf andere europäische Marinen dieser Zeit geht Lavery ebenfalls auf die Aufgaben der Seeleute und Schiffe im großen Gefüge der Flottenaktionen und –Administration rund um die Welt ein.
Aufgrund der faktenreichen und kompakten Darstellung dieser umfangreichen und unserer heutigen Lebenswelt längst entrückten Materie, ist Lavery’s: Nelson’s Navy zum allgemein anerkannten Standardwerk über die Royal Navy des ausgehenden 18. Jahrhunderts geworden. Als neugieriger Leser wird man auf die allermeisten Fragen zur Seefahrt der napoleonischen Ära auf den über 300 mit Informationen und Bildmaterial gefüllten Seiten eine Antwort oder weiterführenden Hinweis finden.
Richard Howe