Patrick O’Brian – Feindliche Segel 08/17

Literatur-Vorstellung August 2017:

Patrick O’Brian – Feindliche Segel

Angeblich sollte Patrick O’Brians Roman „Kurs auf Spaniens Küste“ ein Einzelwerk bleiben, eine Hommage an die Leistungen der Royal Navy einer längst vergangenen Zeit, fokussiert auf einen ihrer größten und doch vergessenen Helden – Thomas Cochrane. Nimmt man die Zeitspanne zwischen „Kurs auf Spaniens Küste“ und „Feindliche Segel“ so scheint das diese These zu bestätigen, zumal der Roman ein für die Reihe untypisches Ende hatte.

Aber Patrick O’Brian schienen seine Protagonisten ans Herz gewachsen zu sein, so dass er drei Jahre später fortfuhr, ihre gemeinsamen Abenteuer zu erzählen. Doch anders als fast alle seiner Kollegen widerstand er der Versuchung, den Frieden von Amiens zu ignorieren und seine Helden auf irgendeine obskure Mission in fernen Gewässern zu schicken. Jack Aubrey und Stephen Maturin zieht es zunächst an Land, wo sie ein kleines Anwesen mieten und das Leben englischer Landedelleute genießen.

Patrick O’Brian wird gern eine gewisse Nähe zu Jane Austen zugeschrieben. In „Feindliche Segel“ kommt er ihr meiner Meinung nach am nächsten. Das betrifft sowohl die liebevolle und kenntnisreiche Schilderung des damaligen Landlebens in den besseren Kreisen, sondern auch seine starken Frauen Sophia Williams und Diana Villiers.

Alles könnte so schön sein, wäre da nicht das liebe Geld. Jacks Prisenagent geht bankrott, eine Prise wird als unrechtmäßig erklärt und die beiden Freunde begeben sich nach Frankreich, damit Jack der Schuldhaft entgeht. Dort überrascht sie der erneute Kriegsausbruch, was sie zu einer fast schon phantastisch anmutenden Flucht nach Spanien zwingt. Als sie endlich wieder in England sind, ist Jack gezwungen, das Kommando über die merkwürdige Sloop „Polychrest“ anzunehmen, denn alle guten Posten sind längst vergeben.

Für den Hardcorefan maritimer Literatur ist dieser Roman sicherlich grenzwertig. Er ist halt mehr amphibisch als maritim. Aber je öfter ich die Geschichte lese bzw. höre, desto mehr wächst sie mir ans Herz, weil sie einfach gut geschrieben ist, mit all ihren Irrungen und Wirrungen, auch im Verhältnis zwischen Jack und Stephen. Und gemessen an den sonstigen Büchern der Reihe lässt es Patrick O’Brian mit drei ausgewachsenen und ausführlich beschriebenen Seegefechten ja auch richtig krachen. Also keine Angst vor dem festen Land und unbedingt lesen. Es lohnt sich.

Speedy

 

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