Carola Herbst – Die Hohen-Lützow Saga. Band 1&2 05/17
Literatur-Vorstellung Mai 2017:
Carola Herbst – Die Hohen-Lützow Saga (Band 1: Weiße Geheimnisse, Band 2: Septemberfrost)
Die Romane der Hohen-Lützow Saga von Carola Herbst spielen bisher ausschließlich an Land und bestenfalls mal an der Küste. − Aber die Auflösung scheint dann doch auf See zu liegen, weshalb ich es wage, diese etwas aus der Zeit gefallene Reihe hier vorzustellen.
Wir schreiben das Jahr 1816. Das Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin erlebt das erste Friedensjahr nach den Napoleonischen Kriegen. Franz von Klotz, Leutnant bei den preußischen Gardedragonern, kehrt auf das Familiengut zurück, um hier seinen Urlaub zu verbringen. Doch es wird nichts mit den erhofften unbeschwerten Tagen, denn sein Vater befindet sich in tiefer Sorge. Sein ältester Sohn Johann, der in Rostock studiert, um sich so auf sein Leben als Erbe der väterlichen Güter vorzubereiten, ist spurlos verschwunden. Franz erhält den Auftrag, seinen älteren Bruder zu suchen, was sich als unerwartet schwierig herausstellt.
Das ist die Ausgangslage für diese auf drei Bände konzipierte Geschichte, die mehr sein will, als nur ein Kriminalroman.
Die in Rostock geborene Schriftstellerin Carola Herbst nimmt uns mit auf eine Zeitreise in das frühe 19. Jahrhundert und entwirft dabei ein sehr realistisches Bild des Lebens im alten Mecklenburg. Noch sind die alteingesessenen Rittergutsbesitzer die Herren im Land und bewirtschaften mit leibeigenen Bauern ihre riesigen Ländereien. Aber die großen gesellschaftlichen Veränderungen, die selbst das rückständige Mecklenburg erfassen werden, werfen bereits erste Schatten voraus. Zu den Stärken der Geschichte gehört, dass bei Carola Herbst nicht nur die Schicksale der gräflichen Familie von Klotz erzählt werden. Gerade ihre Schilderungen des einfachen und harten Lebens der Leibeigenen sind sehr gelungen und wenn sie dem einfachen Volk aufs Maul schaut, dann ist es ganz großes Kino. Daneben erleben wir auch das Leben in der großherzoglichen Residenz Schwerin und die ersten Badeversuche der feinen Gesellschaft im mondänen Heiligendamm.
Die Autorin lässt sich mit ihrer Geschichte sehr viel Zeit, der Leser wird sozusagen entschleunigt und so auf das Lebenstempo der damaligen Zeit gebracht. Wer die Geduld aufbringt, sich auf diesen Erzählstil einzulassen, wird reichlich mit dem Lebensgefühl der damaligen Zeit belohnt. Wenn man bedenkt, dass es sich um ein Erstlingswerk handelt, so ist das schon mehr als bemerkenswert. Bisher sind zwei Bände erschienen. Der dritte und letzte Band soll noch in diesem Jahr folgen.
Speedy