Robert Louis Stevenson – Entführt: Die Abenteuer des David Balfour 2/18

Literatur-Vorstellung Februar 2018:

Robert Louis Stevenson – Entführt: Die Abenteuer des David Balfour

Kaum ein Buch hat mich beim ersten Lesen dermaßen berührt wie dieser schmale Band aus der Feder des Schöpfers solcher Werke wie Die Schatzinsel, Der schwarze Pfeil oder Der Selbstmörderclub. Vermutlich lag es daran, dass dieser David Balfour für mich damals eine Art Altersgenosse war.

Die Handlung zog mich sofort in ihren Bann, als ich mit David Balfour aufbrach, um sein Erbe im Haus der Shaws anzutreten. Kontinuierlich lässt Stevenson die Spannung ansteigen vom Erstaunen Davids ob seiner Herkunft, über die Irritation, als ein altes Weib ihm einen Fluch auf den Weg gibt bis hin zum merkwürdigen Empfang im Haus der Shaws, der im beinahe tödlich endenden Abenteuer im Turm des Hauses gipfelt. Dann lässt die Spannung wieder etwas nach und prompt findet sich David Balfour als zukünftiger Sklave an Bord der Covenant of Dysart wieder.

Ja, ein Segelschiff spielt eine sehr wichtige Rolle in der Handlung, so dass es sicherlich legitim ist, dieses ansonsten recht landlastige Buch hier vorzustellen. An Bord der Covenant of Dysart trifft David Balfour auf Alan Breck Stewart, der für seinen im Exil lebenden Clanchef in Schottland war, um die Pacht einzutreiben. David Balfour rettet ihm das Leben und nach einem Schiffbruch treten beide eine abenteuerliche Flucht durch die Highlands an.

Dabei werden Land und Leute so liebevoll geschildert, dass man kein Herz im Leibe haben kann, wenn man sich dabei nicht als glühender Anhänger der Jakobiten fühlte. Aber trotz aller Sympathie wahrt Stevenson immer eine spöttische Distanz zu seinen Protagonisten, zum Beispiel als es zum Streit zwischen den Freunden und Alan Breck Stewart erklärt: „Ich trage den Namen eines Königs.“ Und David Balfour antwortet ihm: „In den letzten Tagen traf ich auf viele Männer, die den Namen eines Königs tragen und allen stünde es nicht schlecht zu Gesicht, wenn sie sich einmal wüschen.“

Sir Walter Scott, den ich sehr verehre, möge es mir verzeihen, aber für mich wird Entführt – Die Abenteuer des David Balfour immer der schottischste aller Romane bleiben.

Speedy