Julian Stockwin – Kydd: Zur Flotte gepresst 03/17

Literatur-Vorstellung März 2017:

Julian Stockwin – Kydd: Zur Flotte gepresst

Wir alle kennen sie, die großen Helden der Seefahrt. Wir stehen auf Du und Du mit Jack Aubrey und Lord Ramage, sind erschüttert, wenn den tapferen Richard Bolitho ein weiterer Schicksalsschlag ereilt und bewundern David Winter ob seines vorbildlichen sozialen Engagements. Wir kennen natürlich auch den treuen Jackson, den armen Tregembo oder den verwegenen Bonden und dank dem guten alten Alday wissen wir sogar, wie man einen Säbel richtig putzt.
Wen wir aber nicht kennen, ist die verdammte Landratte, die nicht im Wege rumstehen soll, die einfach nur ein Tau festhalten und daran ziehen soll, wenn man es ihr sagt. Das lässt sich ändern, denn mit dem Roman „Kydd – Zur Flotte gepresst“ stellt uns der gestandene Seemann Julian Stockwin einen dieser namen- und gesichtslosen Helden vor.

Thomas Kydd ist ein einfacher Perückenmacher und damit eigentlich nicht das typische Ziel der berüchtigten Pressgangs, doch im Jahr 1793 sind erfahrene Seeleute rar geworden und so hat er das Pech, zum Dienst auf dem Linienschiff Duke William gepresst zu werden. Von einem Augenblick zum nächsten wird er in eine Welt geworfen, die nicht seine ist, die er nicht versteht, aber in der er sofort zu funktionieren hat, wenn er nicht die Starter der Bootsmannsmaate spüren will. Nur langsam findet er sich in dieser neuen Umgebung zurecht, doch dann wartet der nächste Alptraum auf ihn – er soll ausgepeitscht werden.

Julian Stockwin zeigt uns in seinem Roman, der den Auftakt zu einer ganzen Reihe um Thomas Kydd bildet, die Welt der Männer vor dem Mast. Diese Welt hat er selbst erlebt. Im Alter von nur 14 Jahren wurde er auf die Schiffsjungenschule auf der ehemaligen HMS Nile, einem alten Linienschiff aus dem Krimkrieg geschickt. Später diente er als einfacher Seemann und als Unteroffizier in der britischen und der australischen Marine. Seiner persönlichen Erfahrung verdanken wir einen äußerst lesenswerten Roman aus einer ungewohnten aber um so ehrlicheren Perspektive.

Speedy

 

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