Beiträge von Francis Drake

    Ein wenig schwieriger ist die Lokalisierung einer Episode aus dem 9. Kapitel. Stephen berichtet er sei mit James Dillon über Ulla hinaus gewandert, um antike Steinmonumente zu besichtigen. Zwei katalanische Bauern unterhalten sich über die Engländer und vermuten, dass sie die Taula d'en Xatart und die Navetta besucht hätten. Das Lexicon auf wiki.hmssurprise.org übesetzt mit Mr Xatart's tablet, was immer auch damit gemeint sein soll. Nun gibt es keinen Ort auf Menorca mit dem Namen Ulla. Spricht man das aber mit einer Mischung aus spanischer und englischer Aussprache aus, ergibt sich vielleicht etwas wie "Alya", was ein Engländer aus dem Ortsnamen Alaior verballhornen könnte. Und in der Nähe von Alaior befindet sich die prähistorische Stätte Torralba d'en Salort mit der schönsten Taula aus talaiotischer Zeit. Und das ist dan wieder phonetisch relativ nah an Taula d'en Xatart. Diese megalithische Stätte musste einem Briten natürlich "druidisch" vorkommen, wie Stephen behauptet (auch wenn Stonehenge und die Megalithkultur in Großbritannien deutlich vor die keltische Zeit zu datieren ist). Ich glaube nicht, dass Patrick O'Brian das bewusst mystifiziert hat. Vielleicht hat er die Beschreibung eines britischen Reisenden aus "unserer Zeit" verwendet, wo die Ortsnamen so geschrieben wurden. Hier also die Taula von Torralba d'en Salort:

    Auf dem Gelände finden sich noch künstlich angelegte Bestattungshöhlen aus der talaiotischen Zeit:

    Als Navetta bezeichnet man megalithische Begräbnisbauten, die wie ein umgekehrter Schiffsrumpf aussehen:

    Oder die eindrucksvolle Navette des Tudons bei Ciutadella:

    An der Südseite der Hafeneinfahrt lag das Castell San Felipe oder St. Philipp's Fort, das auch in Master and Commander kurz erwähnt wird. Teilweise von den Spaniern abgerissen, bauten es die Engländer nach 1796 wieder auf, ab 1805 endgültig geschliffen und daher nur noch in Ruinen zu sehen.

    Auf dem nächsten Bild sieht man im Hintergrund die Fortezza La Mola, die allerdings erst Mitte des 19. Jhds. gebaut wurde, nie angegriffen und berüchtigt als Gefängnis in der Franco-Diktatur.

    Auf der anderen Seite der St. Stephen's Cove bauten die Briten Fort Marlborough, das man heute noch besichtigen kann.

    Der Eingang ist etwas unscheinbar, aber dann führt er über viele Meter als Tunnel durch den Fels.

    Ein Wehrtunnel ermöglicht, den Innenhof zu beschießen, falls die Feinde bis hierher vorgerückt wären.

    Das ganze dient dazu, mit Artillerie die Festung San Felipe zu decken.

    Noch einmal der Blick auf das Arsenal, die Marinewerft mit der Illa del Pinto.

    Und das dürfte in etwa dem Blick entsprechen, den man auf diesem alten Stich sieht.

    Der Blick zur Franziskuskirche, an der Jack vorbeikommt, als er -ich glaube- zum Hafenkommandeur geht.

    Und unten am Hafen die Gin Distillerie Xoriguer, die allerdings erst seit 1947 dort ist.

    Allerdings sieht man auf einem Bild aus "unserer Zeit", das unten am Hafen schon destilliert wurde und hochwahrscheinlich Gin.

    Und noch ein Foto der Franziskuskirche.

    Dann kommen noch ein paar Bilder. Zunächst vom Hafen von Mahon. Hier kann man sehen, wie hoch die Stadt über dem Hafen liegt. Das es Jack und Stephen möglich gewesen sein soll, aus dem Fenster eines Gasthofs mit einer einfachen Bewegung des Handgelenks Austernschalen bis ins tief unter ihnen liegende Hafenbecken zu werfen, halte ich allerdings für unwahrscheinlich. Zumindest heute ist die Straße und Hafenmole dafür zu breit. Auf dem Foto links ist die Karmeliterkirche, in der Mitte Santa Maria, rechts die Franziskanerkirche zu erkennen.

    Hier noch von etwa näher in der Mitte Santa Maria, hinter der Stephen logierte. Erkennbar auch Treppen, die von der Altstadt zum Hafen führen, die Pigtail Stairs?

    Und umgekehrt der Blick von oben über Santa Maria auf das Hafenbecken.

    Die Illa del Latzeret war zu den Zeiten von Jack und Stephen noch kein Hospital, das neue Quarantänehospital nahm erst 1817 den Betrieb auf. Ursprünglich keine Insel, war die Anlage von einem doppelten Mauerring umgeben.


    Die ursprünglich Quarantäneinsel wurde nämlich zu klein. Heute stehen nur kleine Gebäude darauf, obwohl die US-Marine im 2. Weltkrieg dort eine Ausbildungseinrichtung betrieb.

    Erst der Bau des Canal Sant Jordi machte aus der Illa del LLatzeret eine Insel.


    Am Ufer ein Befestigungsturm, der noch aus britischer Zeit stammen müsste, sieht aus wie ein Martello-Tower.

    Beruflich bin ich aktuell etwas stärker eingespannt, aber hier doch noch ein paar Fotos.

    Zunächst der Blick von der Hafenrundfahrt nach Norden zum Haus San Antonio oder Golden Farm, von dem es heißt, Nelson habe dort genächtigt.


    Gegenüber auf der Südseite Admiral Collingwood's House, heute ein Hotel.

    Vielen Dank für die detaillierte Karte. Auf der kann man sehr gut die von mir fotografierte Illa del Pinto (Pinta Island oder Arsenal Island) sehen. Auch ist der Kanal noch nicht gebaut und die Illa del Llatzeret (wie sie auf katalanisch geschrieben wird) ist noch keine Insel. Das mehrfach bei POB erwähnte Cape Mola nördlich der Hafeneinfahrt ist der östlichste Punkt Spaniens. Weitere Fotos folgen, aber wahrscheinlich erst am Wochenende

    Wie versprochen folgt ein Reisebericht aus Menorca. Zwei Wochen sind wie im Flug vergangen. Aber mit der richtigen Reiselektüre war es möglich den einen oder anderen Ort aus Master and Commander (Kurs auf Spaniens Küste) auszumachen. Beim Museo de Menorca habe ich um Erlaubnis angefragt, dort gemachte Fotos zu posten, aber leider keine Antwort bekommen. Bei Gemälden liegt das Copyright sicherlich beim Museum, bei Druckwerken wie Seekarten aus dem 18. Jhd. dürfte das Copyright wohl abgelaufen sein. Wenn die Admins einverstanden sind würde ich die im Verlauf des Berichtes mit einbauen.

    Beginnen will ich mit dem letzten Foto, das ich von der Insel gemacht habe, nämlich ein Blick aus dem Flugzeug auf den Hafen von Mahon. Man sieht den langen Fjord, rechts die Altstadt von Mahon und dahinter mit dem schachbrettartigen Straßenmuster Es Castell, zu Aubreys Zeiten Georgetown. Gegenüber der Altstadt die kleine künstlich aufgeschüttete Insel der britischen Marinewerft, dann Richtung Georgetown die Illa del Rei mit dem ältesten erhaltenen britischen Marinelazarett, wo Stephen immer wieder aushalf. Sehr klein dann die Quarantäneinsel und noch weiter zur Hafenausfahrt dann die Illa de Llazarett, das Quarantänelazarett, das erst nach 1810 errichtet wurde und ursprünglich auf einer Landzunge lag. Erst um 1900 machte der Bau des Canal Sant Geordi das ganze zu einer Insel.