Beiträge von Angarvater

    Aus der Bordsprache des Age of Sail


    Ruf des Wachhabende oder des Bootsmannes: Reise, Reise, überall zur Hängematten. - wecken am Morgen auch der Freiwache, kurz vor Frühstück.


    Kommando: Backen und Banken - die Backschaften stellen für das gemeinsame Essen die Back ( Tisch der unter dem darüberliegenden Deck verzurrt ist) auf und rücken die Bänke, häufig ihre Seekisten an die Back.


    Dazu gehört der Backschafter, das wechselnde Mitglied der Backschaft, der nach dem Kommando : Essen fassen! ZurAusgabe des Essens an der Kombüse geht und es für seine Kameraden heranschafftet.


    Alle Mann! Kommando in besonderen Situationen nachdem alle Hands auf Station gehen, auch die Freiwachen.


    Heutzutage ist die Bordsprache auf fast allen Schiffen, zumindest denen auf großer Fahrt, Englisch, da die Crews aus aller Herren Ländern kommen. Auch wichtige Dienste in der Großschiffahrt sind international besetzt. So gibt es z.B. holländische Lotsen, die die Schiffe in die Schleusen des Nord Ostsee Kanal führen.


    Rein deutsche Crews findet man gelegentlich auf kleinen Fähren oder durchaus wichtigen Arbeitsschiffen, wie z.B. Hafenschleppern oder den Schiffen der DGzRS.

    P.s. Wer würde es im Atlantik zur damaligen Zeit wohl gewagt haben einen Indienfahrer der Vereinigten Indischen Handelskompanie der Niederlande, oder etwas später einen der EIC der Engländer anzugreifen. Solche Angriffe wurden nach der althergebrachten Reaktion mit einem Handelsembargo entweder über den Heimathafen des Kaperers oder unter Umständen über eine ganze politische Einheit als Reaktion verhängt. ( althergebrachtes Modell der deutschen Hanse - Man nannte das dann die Verhansung). Um sich die Wirtschaftsmacht der Niederländer klar zu machen gibt es ein Beispiel. Phillip2. von Spanien ließ 200 holländische Frachter an die Kette legen. Die sieben Provinzen hatten zu der Zeit etwa, ohne Berücksichtigung der großen Zahlen an kleineren Frachtern, über 500 Fernreisefrachter unter Segel. Reaktion sinngemäß: wir stellen ab sofort alle Transporte von und nach Spanien ein. Wenn Majestät dies wollen, und Euer Land das verträgt, soll das ab jetzt so sein.

    Reaktion des Spaniers: nach Ankunft der holländischen Botschaft wurden die Schiffe innerhalb einer Woche wieder freigegeben. Nach einigen Verhandlungen erfolgten dann etliches später Entschädigungszahlungen an die Skipper der Holländer.


    Nach meinem Kenntnisstand sind selbst in den Seekriegen zwischen England und Holland fast keine Handelsschiffe aufgebracht worden. Ungestörter Seehandel war wohl kriegswichtig. Das Prisenmachen kam wohl erst im 18.Jahrhundert auf, insbesondere während der englisch / französischen Kriege, mit dem Höhepunktder Kontinentalsperre und der ständigen Jagd auf die Versorger des jeweiligen Gegners.

    Aber Dein Pinaßschiff wird doch Kanonen bekommen, oder? Sonst wäre es doch selbst für andere Handelsschiffe eine leichte Beute gewesen.

    Moin, Maat.


    Jetzt kommt mal wieder mein altes Fahrensmanndenken zu Tage. Nämlich die Frage nach Sicherheit auf Fahrt.


    Aber, hören wir doch mal zu, was der Käptn mit seinen Leuten bespricht.


    Die Witsen ist seit 72 Tagen in See und steht irgendwo im Atlantik mit Kurs Kap de Goode Hop. Wind 6 abnehmend 4, man kann also wieder mehr Segel setzen, und vielleicht bald wieder unter Vollzeug fahren. Also: alle Mann! Klar zum Segelsetzen."

    Das Schiff läuft, mit einiger Krängung, über Backbordbug . Die Witsen schaufelt, bei diesem Wind und Kurs, öfter eine recht ordentliche Bugsee über die Back. Gelegentlich schlägt die Dünung backbord bis aufs Oberdeck, um dann gurgelnd und rauschen durch die Speigatten abzufließen.


    Der Zimmerman van der Meer kommt von seinem Inspektionsgang wieder auf Achterdeck. "Aye, Käptn. Die Kalfaterungen der Pforten sind alle dicht. Selbst auf Backbord." "Gut ,Jan, wir werden ja voraussichtlich zwei Wochen in Kapstadt liegen. Da hast Du mit Deiner Gang genügend Zeit die Luken wieder freizumachen." "Sicher, Käptn." Der Alte nickt: " Wenn wir ums Kap rum sind möchte ich die Kanonen schon gern einsatzbereit haben. Gab ja in den letzten Jahren ab da immer mal wieder Ärger mit Seeräubern. Weis der Satan wo die herkommen. Von Madagaskar oder dem afrikanischen Festland." Der zweite Steuermann, der dazukommt sagt: " Die Rohre aus der Last zu holen möchte ich auch nicht gern auf See machen. Ich denke, daß wir die Stücke für den ersten Teil der Strecke nach dem Kap längsdecks an der Bordwand anlaschen." "Gut, so machen wir das."

    Aye, Bonden,


    klassisch würde man in jede der vier Ecken ein Loch bohren und dann entlang der Linien weiter Löcher und die Zwischenstege dann mit eine Minihandstichsäge durchschneiden. Dann wird das Ganze auf Maß gefeilt.


    Ich mache das mit einem Eintauchsägeblatt, das ich auf dem Oszilationsschleifer montiert habe.



    Hier nun der Stand von gerade eben.




    Ich säge die Pforten möglichst etwas kleiner als das Endmaß und dann kommt Teil zwei der alten Methode : auf Maß feilen.


    Das ist für Stückpforten, die nicht bestückt werden eine menge Fummelei, aber was solls.


    Angarvater

    Aye, Mates,


    Einige Schritte weiter. Das dritte Bargholz und die zugehörige Plankung wurden fertig gemacht. Anschließend konnten die Positionen der Stückpforten festgelegt werden und es wurde die erste der Pforten ausgeschnitten.




    Die Pfortenausschnitte sind 14 x 12 mm (672 x 576 mm) groß. Geöffnet kommt dann nach ein "Rahmen" von 1mm Stärke hinein. Dadurch ergibt sich eine "Nutzöffnung" von 12 x 10mm ( 576 x 480 mm). Das sind meiner Kenntnis nach keine Stückpforten für wirklich schwere Kanonen. Aber wohl schon sachgerecht. Schließlich handelt es sich um ein armiertes Handels- und kein Kriegsschiff.




    Da ich für mich noch nicht geklärt habe, ob ich die Witsen mit ausgerannten Kanonen baue oder nicht, schneide ich alle Pforten aus, dann halte ich mir beide Optionen offen. Die Pforten zu einem späteren Zeitpunkt einzuschneiden ist nicht sinnvoll, da ich den Rumpf jetzt zum Ausschneiden einfach auf die Seite lege und die Schnitte mit der Tauchsäge mache.


    Cheers!


    Angarvater

    Nächster Arbeitsschrift war der Bau der Gillung.


    Dazu wurde erst das Tragwerk gefertigt und eingebaut, und dann die Gillung von Außenbords beplankt.



    Alles noch etwas roh und durch die Anpassung- und Schleifarbeiten ziemlich staubig.




    Durch die Gillung ergibt sich jetzt der genaue Ort für die nächsten Barghölzer an den Bordwänden

    Cheers


    Angarvater

    Aye, Mates,


    Vielen Dank für die „Likes“ und freundlichen Kommentare.

    🤔 wenn Euch schon dieser rein technische Baubereich schon freut, dann wird es bei den Bereichen ab dem Oberdeck nach oben, besonders das Heck, das Galion und viele Details auf Deck noch interessanter, sofern ich das alles einigermaßen ordentlich zustande kriege.


    Im Augenblick konstruiere ich gerade die Gillung und das darauf aufbauende Tragwerk des Heckaufbaues. Die Gillung und der Aufbau sind die Voraussetzungen für die weiteren Beplankungsgänge.

    Eine Sache ist noch nicht entschieden, nämlich die Frage, ob ich die Kanonen zumindest teilweise ausgerannt Zweig oder nicht. Auf Bildern dieser Schiffe auf Reede sind manchmal einige, wenige Stücke ausgerannt zu sehen. Auf Fahrt nicht. Das erscheint mir auf sehr sinnvoll. Offene Pforten mit ausgebrannten Stücken sind unterwegs ein Sicherheitsproblem. Zudem könnte es so gewesen sein, daß die Kanonen auf den langen, piratenfreien Törns längsdecks verzurrt waren oder u.U. sogar demontiert und zumindest die Rohre in die Last abgefiert wurden. Na, mal sehen.

    Hier einmal ein Vorschlag wie man größere Stückzahlen des gleichen Profils gleichmäßig herstellen kann.


    Für die Beplankung des Lebenden der Witsen benötigte ich circa 160 Plankenteile, die alle mit dem Verbindungsprofil gearbeitet werden mußten.


    Arbeitsschritte:

    1. anfertigen der "Mutterplanke" und ablängen der Planken.


    2. Anzeichnen der Ausschnitte auf allen Teilen.


    3. Anfertigen einer Lehre für die Bandsäge



    4. Sägen



    Ein Teil der Zuschnitte




    Cheers!

    Vielen Dank für die Likes und Anobiums Antwort.


    Blankholz oder Bemalung? Das sind im ModellBau für mich zwei unterschiedliche Ansätze, die beide gleichberechtigt und gleichwertig dastehen. Bemalt stelle ich ein Modell so dar, wie es (vielleicht) ausgesehen hat. Und auch da gibt es ja schon verschiedene Richtungen. Bemalung in der ganzen Perfektion der Modelle der Admiralitätsmodelle und Königsbilder, oder „ abgenutzt“ wie Schiffe auch heute noch nach großer Fahrt aussehen. Unbemalt zeigt sich die kunsthandwerkliche Fähigkeit des Modellbauers in ihrer ganzen Schönheit. Wie schon gesagt: beides hat seine gute Berechtigung und seinen Wert in der Welt des Modellbaues.


    Cheers!


    Angarvater

    Aye, Mates!


    Das Unterschiff der Witsen ist bis zum zweiten Bargholz beplankt und das Ganze frisch gemalt. Das Unterwasserschiff (bis zur Konstruktionswasserlinie) wurde mit Deckweiß gemalt. Die darüberliegenden Partien mit Van Dyck Braun, was in etwa der Farbe des mit Tar isolierten Holzes entspricht. Anschließend wurde das ganze lackiert. ( Marabu Lack ,der Benzin gelöst ist, und sich somit als Fixativ gut für den Schutz der von mir verwendeten Wasserfarben eignet.




    Wie immer macht die Optik aus den Kurven der Barghölzer sehr seltsame Berg- und Talbahnen



    Weiter geht es mit der Beplankung bis zum dritten Bargholz. Zu diesem Bauabschnitt gehört auch das Tragwerk des Heckaufbaues, und das Einschneiden der Stückpforten zwischen dem zweiten und dritten Bargholz ( Höhe Oberdeck )


    Cheers!


    Angarvater

    Aye, Bonden,


    Die Belegbank am Groß könnte die erste solche Einrichtung gewesen sein. Bei diesen Schiffen bestand ja auch nicht zwingend die Notwendigkeit die „paar“ Leinen, die zur Führung der Segel des Vormastes benötigt wurden, auf der Back auf einem gesonderten Gestell auflaufen zu lassen.


    So what, schön werden sie, und alles was man bei einem Bau der Schiffe der Zeit mit der Überlegung wozu es gedient haben könnte macht, ist richtig.


    Cheers!


    Angarvater


    Da fällt mir gerade noch ein Wort von Peterson ein: auf den Segelschiffen gab es keine redundanten Leinen, alles war auf sicheres Bedienen und Standfestigkeit hin gebaut.

    An dieser Überlegung hat sich auch heute beim Schiffbau nichts geändert.

    Aye, Bonden,

    Nagelbänke und Belegnägel sind für die Zeit deiner Schiffe nach der Literatur nahezu unbekannt, und wurden erst später nach und nach eingeführt. Diese mächtige Nagelbank, die Du da abgerissen hast scheint mir von den Herstellern kritiklos von den Schiffen ab dem Ende des 18. Jahrhunderts übernommen zu sein.

    In der Zeit Deiner Schiffe wurden die (wenigen) Leinen einfach an den Relingen belegt, oder es gab für z.B. Schoten und Halsen große Kreuzhölzer.


    Cheers!


    Angarvater

    Aye,Ladies and Gentlemen


    wie immer ging durch einen Haufen anderer Arbeiten eine Menge Zeit für die Werftarbeit verloren. :D :D :D


    Na gut, immerhin wurde auf beiden Bordseiten das zweite Bargholz aufgelegt, im Weiteren wurden circa 150 Plankenzuschnitte gefertigt, und zwei Plankengänge gearbeitet. Hier ein Teil der Zuschnitte im Bereitschaftslager.



    Die Plankenstöße sind ja immer ein Thema. Über deren Ausführung gibt es bezogen auf die englische Bauweise diverse Darstellungen die auch Bezeichnungen hatten . Die holländische Bauweise unterscheidet sich erheblich davon. Ich kenne keine Bezeichnung für dieses System.

    Hier eine "Trockendarstellung"



    Das ergibt dann dieses Bild.



    Diese Art Plankenstoß wurde im Übrigen auch beim Bau der Replika der Utrecht angewandt.


    Cheers!


    Angarvater

    Aye, Speedy.


    So ist das in der Technik. Außer bei unbedingt neuen Technologien gilt immer noch: change never running Systems.


    Fast alle Laubenpieper haben diese „Schwengelpumpe“ in Betrieb, und bei meinen Reisen sah ich diese Bauart in vielen Gegenden als Arbeitsgerät zur Be- und Entwässerung. Nebenbei sind solche Lenzpumpen, zumindest als Resevegerät, auf vielen Fischkuttern und auch Yachten, für den Fall, daß bei einer Maschinenhavarie der Generator nicht mehr mitmacht, vorhanden.

    Sicherlich wurden die Holzausführungen von solchen aus Grauguß etc. ersetzt. Die Funktionsweise und Bauart ist aber immer noch die gleiche, bewährte Konstruktion.

    Danke für die Blumen, aber bitte nicht übertreiben. Das ist doch nur die übliche Handwerksarbeit.


    So, jetzt geht es an die Beplankung. Dazu baue ich zuerst das untere Bargholz ein, und setze dann die beiden Plankengänge oberhalb. Dadurch ergibt sich die Lage für das zweite Bargholz. Wenn die beiden Barghölzer fertig sind kommt die Plankung des Unterschiffes an die Reihe. Das Ganze ist noch relativ roh. Feinbearbeitung kommt Morgen.




    Auch das Holzwerk der Witsen werde ich genau wie bei der Counters of Kingsbridge nicht so superperfekt fügen und schleifen.

    Beide waren keine Luxusjachten des Königs sondern die eine ein Kampfschiff und die andere ein auf Effizienz gebauter Frachter. Was jetzt noch an Spalten da ist wird beim Kalfatern (schleifen zusammen mit im Spaltenbereich leicht aufgebrachtem Weißleim) verschlossen. Dekorationen wird man natürlich an Bug und Heck später auch sehen, aber das hielt sich gegenüber den Kriegsschiffen sehr in Grenzen.


    Cheers!


    Angarvater

    Mijne Heren, Mylords,

    heute wurden auf dem Zeichenboden intensiv die Dimensionen und Zuschnittformen der Barghölzer und Planken für das Lebende geplant.


    Zum Werftschluß hin wurde dann noch der "Bauständer" für die Witzen angefertigt.


    Her ein Blick auf den Heckspiegel.



    Und einmal das Ganze Schiff jetzt auf einem Bauständer liegend.



    Das ist immer ein guter Augenblick, wenn der neue Rumpf soweit aufbereitet ist, daß die Barghölzer und die Bepflanzung aufgebracht werden können, und die Raspelei und Schleiferei durch sind.


    Cheers!


    Angarvater