Beiträge von Bonden

    So, dann kommen wir zur Papegojan:


    Die Papegojan betrachte ich als mein bisheriges Highlight meines Kartonmodellbauschaffens.
    Begonnen habe ich sie im September 2012; im Jahr 2013 gab es allerdings ein Motivationsloch, welches von April bis November anhielt. Ihr kennt das ja vielleicht auch - da hat man auf einmal keine Lust mehr, und bevor man sich zu etwas zwingt, was dann sowieso nicht gelingt, lässt man es und wartet, bis einen die Kartonbaumuse für würdig erachtet, mal wieder abgeknutscht zu werden.


    Mit der Papegojan beschritt ich Neuland. Zum einen war es der neue Anbieter - bisher hatte ich, wie bereits erwähnt, nur Schreiber-Bögen gebaut. Dann war es mein erstes Arbeiten mit Lasercut. Ich hatte mir zu dem Bausatz alles, was es an Zubehör gibt, mitbestellt, also Masten und Rahen aus Holz, Spanten und andere Teile in Lasercut, Blöcke und Jungfern sowie ein Satz Segel.
    Aber auch wenn jede Menge Teile auf den Lasercut-Bögen sind - es gab noch reichlich von Hand auszuschneiden.
    So manches Teil habe ich dennoch neu gefertigt, da es mir vor allem darum ging, ein historisch möglichst genaues Modell zu bauen. Und bei so manchem Teil verzichtete ich auf die Kartonversion und nutzte statt dessen alternative Materialien. Dies galt zum Beispiel für die Kanonenrohre - hier kaufte ich Messingrohre und brünierte sie. Auch bei den Blöcken und Jungfern nutzte ich die Angebote von Krick und Co. und nahm nur dort die Kartonvarianten, wo es keine käuflichen Alternativen gab.
    Bei diesem Modell sind die äußeren Teile bedruckt; auch hier war ich nicht immer einverstanden und arbeitete dezent mit Pinsel und Farben nach.
    Total spannend war die Takelage! Zum ersten Mal Wanten knüpfen, zum ersten Mal das komplette stehende Gut anbringen. Und beim laufenden Gut verzichtete ich nur auf alles, was direkt an den Segeln angebracht war, da ich mich für eine Ausführung ohne Segel entschied. Das hatte hauptsächlich zwei Ursachen: Zum einen war der mitgelieferte Segelsatz für diesen Maßstab nicht passend, der Stoff war viel zu dick. Zum anderen fiel bei mir ja recht früh die Entscheidung, die Papegojan am Ausrüstungskai liegend darzustellen - da wären gesetzte Segel völlig fehl am Platz gewesen. Immerhin habe ich das Großsegel genutzt: Es liegt ordentlich zusammengefaltet auf dem hübschen Karren und soll jetzt abgeladen werden.
    Ich habe die Papegojan Mitte Februar 2014 fertiggestellt. Die Vitrine ist von Sora, die fertigen maßgerecht nach Kundenvorgaben; ich bin sehr zufrieden damit.


    Und hier nun die Bilder:


    Fortsetzung folgt!

    In diesem Thread möchte euch mein bisher umfangreichstes Projekt zeigen.


    Im Jahr 2012 begann ich mit dem Bau des schwedischen Pinassschiffes Papegojan der Firma Shipyard. Dieser Kartonbausatz war schon etwas anderes als die bisher von mir gebauten Schreiber-Modelle. Spantengerüst und etliche weitere Teile habe ich als Zusatz-Kit als Laserteile erworben; auch Hölzer für Masten und Rahen, ein Satz Segel sowie Blöcke und Jungfern zum Selberbauen gab es zusätzlich zu kaufen, was ich auch alles mitnahm.


    Und kurz nach dem ich mit dem Bau des Schiffes aus dem Jahr 1692, im Maßstab 1:96, begonnen hatte, wurde ich auf ein weiteres Angebot von Shipyard aufmerksam: Eine Werftanlage aus dem 17. Jahrhundert, welche genau zur Papegojan passt. Sofort stand für mich fest, dass ich die auch haben will.
    Also wurde die Arbeit an der Papegojan unterbrochen und die Werftanlage gebaut. Das brachte den Vorteil mit sich, dass ich ab sofort eine feine Ablage für das Schiff hatte. Als weitere Zugabe kaufte ich dann bei Shipyard noch einen Bausatz für einen Pferdwagen, der wunderbar auf das Werftgelände passt.


    Ich zeige euch zuerst die Werft; zur Papegojan selbst komme ich dann im nächsten Posting. ;)


    Die Dienstälteren werden sich erinnern, dass ich an anderer Stelle dazu eine kleine Bildergeschichte erzählt habe. Im Gegensatz zu plötzlich verschollenen Foren gibt es diese noch; gern zeige ich sie hier noch einmal:


    Neulich auf der Werft:


    Lars und Ole sind noch dabei, eine Marsplattform für das nächste Schiff des Königs zu fertigen,


    als Sören meldet, dass demnächst die Papegojan in der Werft erwartet wird. Sie hat einen Anker verloren, der erneuert werden muss. Außerdem weiß er zu berichten, dass sie auch ein neues Großsegel bekommen soll, welches grad angeliefert wird. Der fleißige Jonas versucht sofort, das Segel vom Wagen zu zerren.


    Unmöglich, dass er das allein schafft - schon eilt ihm Björn zu Hilfe!


    Und auch Kalle hat endlich seine lange Sitzung im stillen Örtchen beendet und kommt herbei, um mit anzupacken.


    Sören wuchtet schon den Anker zurecht...


    als die Papegojan zum Liegeplatz kommt. Den Matrosen bietet sich von Deck aus das ungewohnte Bild gleich mehrerer fleißiger Werftarbeiter.


    Dann legt das Schiff an.


    Schön, dass ich die 6 Arbeiter geschenkt bekam – dadurch wirkt die Werft lebendig. Zwar sind diese Preiser-Figuren im Maßstab 1:100, die Werft und die Papegojan hingegen 1:96 – aber der Unterschied ist so marginal, dass er nicht auffällt.
    Und der Wagen peppt das ganze noch auf, finde ich.


    Zum Wasser: Da habe ich viel experimentiert und auch viel gelernt. Würde man die Fläche senkrecht durchschneiden, hätte man geschätzte 5mm verschiedene Farb- und sonstige Schichten zu bestaunen. Am Ende war es relativ einfach: Ich habe farblosen Latex mit zwei Acryl-Farben der Firma vallejo gemischt, die Farben hießen "Dark Blue Sea" und "Blue". Dann hab ich mit einem breiteren Pinsel (1 cm) sehr großzügig aufgetragen. Die Trockenphase habe ich durch ständiges Betupfen der Fläche mit dem Pinsel begleitet, so dass die Latex-Farb-Mischung keine Chance hatte, in aller Ruhe glatt zu verlaufen. Als ich mit dem Ergebnis schon recht zufrieden war, bekam ich den entscheidenden Tipp: Also habe ich die noch reichlich vorhandene Mischung mit den Farben Weiß und Blue aufgehellt, den Pinsel eingetaucht, dann auf Karton heftig ausgestrichen und bin nun mit den Resten der Farbe im Pinsel über die Oberfläche gegangen. Das Ergebnis hat mich begeistert - es entsteht eine feine sichtbare 3-D-Struktur, und man meint, das leichte Kräuseln des Wasserns verfolgen zu können.


    Mir gefällt‘s – ich hoffe, euch auch.


    Und gleich folgen viele Bilder der Papegojan.

    Das nächste fertiggestellte Projekt war dann die Papegojan samt Werft - das stelle ich aber in einem weiteren Thread vor. ;)


    Es gibt dann noch zwei "Unvollendete": Eine weitere Santa Maria sowie ein Scratch-Bau eines Wikingerschiffes. Auch dazu später mehr.

    Nach Bireme und Kogge widmete ich mich dann einem weiteren "etwas" älteren Schiffstyp. Dieses schmucke kleine Frachtschiff gefällt mir auch nach wie vor sehr gut; hier ist es mir - im Vergleich zur Kogge - auch wesentlich besser gelungen, den Rumpf rund zu bekommen. Ich weiß noch, dass ich dazu von der Baubeschreibung abgewichen bin. Ich montierte zuerst die Außenteile des Rumpfes separat und setzte dann das Spantengerüst nur hinein, feilte dazu immer wieder an Ecken und Kanten und habe so - bis auf eine blöde Stelle backbord heckwärts - eine homogene Form des Rumpfes hinbekommen.
    Dieser Schwan ist sicher gewöhnungsbedürftig; historische Dartstellungen auf Reliefs u.ä. zeigen aber, dass das durchaus nicht unüblich war. Sollte wohl die Götter milde stimmen...


    Auch hier 1:100.

    Die Hanse-Kogge habe ich gleich nach der Bireme gebaut. Was mich damals geärgert hat, war die Tatsache, dass es mir nicht gelungen ist, den Rumpf halbwegs rund hinzubekommen. Aber das Spantengerüst ist einfach zu einfach, d.h., zu wenig Spanten, um mit zusätzlichen Kartonstreifen noch einen halbwegs vernünftigen Ausgleich hinzubekommen. Dennoch hat es mir Spaß gemacht, das Modell zu bauen. Hilfreich war die Tatsache, dass es mit dem Nachbau der Bremer Kogge ein noch existierendes "lebendes" Vorbild gibt:
    http://www.bremerhaven.de/medien/444/Kogge%20Presse.JPG
    http://www.schiffsspotter.de/Bilder/Sege...men/1057042.jpg
    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/co...remen_Ubena.jpg


    Wiederum im Maßstab 1:100 - hier die Bilder:

    Meine griechische Bireme ist noch immer mein Lieblingsmodell. Ich weiß genau, ich werde sie eines Tages nochmal bauen und dabei versuchen, die vielen Fehler, die ich damals als Kartonbaunovize zwangsläufig gemacht habe, zu vermeiden. Aber learning bei Fehlermaching ist ja auch nicht die schlechteste Methode. :D


    Noch etwas zum Schiffstyp selbst: Diese antiken Rudersegelschiffe werden ebenso gern wie ebenso falsch oftmals als Galeere bezeichnet. Das stimmt aber nicht. Galeeren waren Schiffstypen des Mittelalters - nicht alles, was rudert und auch segelt, ist eine Galeere! Niemand käme die Idee, von "Wikingergaleeren" zu reden.
    Was unterscheidet nun antike Schiffe von den Galeeren?
    1. Der Rammsporn. Diente er in der Antike noch dazu, den Gegner unterhalb der Wasserlinie zu rammen und möglichst dadurch zu versenken, bekam er im Mittelalter mehr einen dekorativen Zweck und diente bestenfalls noch als eine Art Enterbrücke.
    2. Die Takelage: Egal ob Ägypter, Phönizier, Griechen, Karthager oder Römer – alle fuhren sie quadratische Segel, welche an Querrahen angeschlagen waren. Auf den frühesten mittelalterlichen Darstellungen von Mittelmeerschiffen findet man keine quadratischen Segel mehr, sie sind der sog. Lateinerbesegelung gewichen.
    3. Die Rumpfkonstruktion: In all den früheren Zeiten, in denen Rudersegler das Meer befuhren, hatten die Ruderer im Rumpf gesessen. Jetzt aber, auf den Galeeren, saßen sie auf dem Rumpf. Der Galeerenrumpf wurde mit einem Deck nach oben völlig abgeschlossen und diente nur noch als Schwimmkörper, dem Back, Heckaufbau und Riemenwerk nicht mehr eingegliedert, sondern aufgesetzt waren. Dies erhöhte die Seetüchtigkeit beträchtlich, da das Schiff nicht mehr so leicht voll Wasser schlagen konnte.


    So, jetzt aber die Bilder - auch hier ist der Maßstab 1:100:

    An dieser Stelle habe ich ja mein bisheriges modellbauerisches Schaffen dargestellt; hier möchte ich euch nun meine bisher fertiggestellten Kartonmodelle vorstellen.


    Beginnen möchte ich mit meinem allerersten Modell, der Santa Maria von Schreiber (alte Version).
    Das Modell wurde 2008 begonnen, allerdings erst 2010 fertiggestellt - ich hatte damals Stress mit den Wanten...


    Der Maßstab ist 1:100.

    Tja, was will ich mal bauen? Ehrlich gesagt bin ich derzeit dabei, mir genau so einen Traum zu erfüllen. Aber der Reihe nach:

    Ähnlich wie Speedy fing ich mit dem Modellbau bei Flugzeugen an. Es gab da einige schöne Plastmodellbausätze, ich erinnere mich an die IL 18, die TU 134, die TU 144 oder die MIG 21.
    Als mein Bruder dann an einem schönen Silversterabend meinte, mir zeigen zu müssen, was er auf der Offiziersschule über Sprengstoff gelernt hatte - wozu er u.a. dutzende von fetten Silvesterknallern "umbaute" und in die Rümpfe meiner Modelle einarbeitete - war dann dieses Kapitel Geschichte. :D


    Mit der Wiedervereinigung war dann plötzlich der Zugang zu diesen tollen Revell-Baukästen da. Und selbstverständlich musste es sofort die Victory sein... Sie ist bis heute nicht fertig, da ich irgendwann keine Freude mehr an diesen fertigen Plastewanten hatte.
    Dann passierte mir ein Glücksfall: In einem Laden in Berlin auf der Streesemann-Straße, in dem es jede Menge Literatur zu allem, was mit Verkehrstechnik zu tun hatte, also Schiffe, Flugzeuge, Autos usw. gab, fiel mir ein Schreiber-Bogen in die Hände. Man konnte aus Papier eine Santa Maria bauen! Als ich meine Beute dann zu Hause vor mir liegen hatte und loslegen wollte, sah ich schnell, dass hier mit Küchenschere und Prittstift kein Staat zu machen ist. So kam ich zu meiner ersten Spezialschere, die ich heute noch benutze. Das Schiff stand aber dann zwei Jahre unvollendet auf dem Schrank, da mir keine Lösung für die Wanten einfallen wollte. Das will ich jetzt nicht weiter vertiefen - auf jeden Fall machte es eines Tages "Bing!" unter der Schädeldecke, und die Lösung war da. :idea:
    Und nun hatte ich endgültig Blut geleckt. Das nächste Modell, wieder ein Bogen der Firma Schreiber, war eine griechische Bireme, ein antiker Rudersegler. Dafür habe ich meinen Werkzeugpark etwas erweitert, Schneidematte und viele Spezialmesser und so. Noch heute ist dieses Schiff mein Lieblingsmodell, auch wenn ich jedesmal, wenn ich es betrachte, tausend Dinge sehe, die ich heute anders machen würde.


    Danach folgte dann die Hansekogge von Schreiber, dicht gefolgt von einem antiken römischen Frachtschriff, ebenfalls von Schreiber. Ich erinnere mich noch gut an ein Forumstreff, auf dem Sir Joseph Porter mir einreden wollte, ich solle doch mal ein Shipyard-Modell bauen! Ich lächelte nur müde und dachte mir: Nee, nee, Schuster, bleib bei deinen Leisten, bzw. Bonden, bleib bei deinen Schreiber-Bögen, das ist was, was du kannst. Was mir damals noch nicht bewusst war: Die Saat des Ehrgeizes war erfolgreich implantiert worden und ging ganz langsam auf. Und so kam ich zwangsläufig bei einer weiteren, wesentlich anspruchsvolleren Santa Maria, wiederum von Schreiber, dann an einen Punkt, an dem ich nur noch unzufrieden war. Nicht mit dem, was ich da baute, sondern mit dem, was dieser Bausatz für Möglichkeiten bot, vor allem was er für gestalterische Grenzen aufzeigte. Das, was ich wollte, gab der Bogen einfach nicht her.
    Und so kaufte ich mir dann mit der Papegojan meinen ersten Shipyard-Bausatz. Ich war eher verhalten optimistisch, dass mir das gelingt, ging aber nach dem Motto "Mut ist die Dummheit der Ahnungslosen" an die Arbeit - und hatte unendlich viel Spaß dabei. Fehler passierten, Lehrgeld wurde gezahlt, nicht alles gelang - aber ich bewies mir selbst, dass es immer irgendeine Lösung gibt für die vielen kleinen und großen Probleme, die bei der Arbeit an dem schmucken Pinassschiff auftraten. Und relativ schnell kaufte ich noch die angebotene Werft; so entstand nicht nur mein erstes Shipyard-Modell, sondern zugleich mein erstes Diorama. Und noch während ich an der Papegojan die Rüstbretter anbrachte und mit banger Erwartung meinen ersten Versuchen im Wantenknüpfen entgegenzitterte, beschloss ich in einer Laune der Verrücktheit, noch eine Nummer höher zu gehen. Und da gab es nur ein Schiff: Die HMS MERCURY, gewissermaßen das Flaggschiff der Shipyard-Flotte.
    Noch heute bewundere ich mich selbst, dass ich es tatsächlich geschafft habe, nicht eher mit der Fregatte zu beginnen, bevor sich die Haube der Vitrine endgültig über das Papegojan-und-Werft-Diorama gesenkt hatte.

    Wie weit ich mittlerweile mit der MERCURY bin, seht ihr ja in meinem Baubericht. Was für mich noch vor wenigen Jahren undenkbar war, ist jetzt Realität: Ich baue ein Kriegsschiff aus der Nelson-Ära, ich takele Kanonen komplett, ich schlage mir meine Taue selber - verrückt!


    Und jetzt kommt's: Es geht ja hier um Träume in Bezug auf das, was man noch bauen möchte. Ich träume schon seit einiger Zeit davon, die griechische Bireme noch einmal zu bauen. Könnte also sein, dass ich nach Fertigstellung der MERCURY - was noch reichliche Zeit dauern wird - gewissermaßen back to the roots gehe. Schau'n wir mal! ;)

    Ahoi allerseits,


    zur Erläuterung für alle, die neu hinzukommen, was es mit diesem geschlossenen Thread auf sich hat. Ich hatte meinen Baubericht früher in einem anderen Forum, aus dem ich mich aber aus Gründen, die hier nichts zur Sache tun, abgemeldet habe. Die Dienstälteren hier wissen, dass der Beginn dieses BB auch schon mal in einem noch ganz anderen Forum zu sehen war...
    Lange Rede, kurzer Sinn: Nun ist er da, wo er hingehört: Hier! :wink1:
    Alles, was bis zur vollständigen Überführung dazu geschrieben wurde, findet sich in diesem Thread, daher wollte ich ihn auch nicht löschen. Weitere Diskussionen zu meiner Mercury also ab sofort hier: https://www.ageofsail.de/forum/index.php?thread/496-hms-mercury-fregatte-der-enterprize-klasse-shipyard-kartonmodell-1-72/&pageNo=1 :wink2:

    In die S-Bahn einsteigen, letzten freien Sitzplatz ergattern, iPhone zücken, ins Forum gucken und dann diese Bilder sehen - und Bumms, hat der Tag Struktur. :D


    Sehr saubere Arbeit, wie gewohnt also von Dir. *Daumenhoch*

    Ahoi Jessica, ohne Bilder ist das ja alles nur die halbe Miete, also her mit den Knipsergebnissen! Und nicht vergessen: ... na Du weißt schon. :D


    Gruß,


    Bon-Den-Wasser-Zeichen, Oberster und Einzigster Jediwerftaufseherwasserzeichenbewahrungsmeister :P

    Paul Quincy? Ole Groothus? Manch einer, der in Sachen maritim-historischer Literatur bisher nur mit Foresters Hornblower, Kents Bolitho, Woodmans Drinkwater, Popes Ramage und O'Brians Aubrey/Maturin unterwegs war, wird sich wundern, warum denn diese beide Namen hier einen Extra-Thread haben. Hier kommt die Auflösung:


    Paul Quincy und Ole Groothus sind Pseudonyme für Uwe D. Minge. Wer war nun dieser Uwe D. Minge?


    Geboren am 22. Mai 1944 in Mohrin/Neumark, wuchs er in Berlin (West) auf. Frühzeitig stand für ihn fest, dass einzig die Seefahrt für ihn das Lebensziel ist. Folgerichtig heuerte er als Schiffsjunge an und machte das, was man gemein hin "durch die Ankerklüse auf das Achterdeck" nannte - das heißt er, er befuhr anfangs als Matrose und später als Schiffsoffizier die Weltmeere. Die Zeit auf See endete irgendwann, und er begann einen sehr langen Landurlaub. Dennoch blieb er der Schifffahrt treu, stellte sein Wissen als Sachverständiger für Boote und Yachten sowie als und professioneller Segellehrer zur Verfügung. Viel wichtiger aber: Er begann eine Karriere als Übersetzer für maritim-historische Romane und Fachbücher. Und genau hier haben wir den ersten Bezug zum Thema dieses Boards: Zahlreiche der oben genannten Romanreihen wurden durch Uwe D. Minge ins Deutsche übertragen und so einer breiten Leserschaft im deutschsprachigen Raum nahegebracht.
    Als die Verlage aus wirtschaftlichen Erwägungen davon Abstand nahmen, englischsprachige maritim-historische Romanreihen, die erfahrungsgemäß nicht ansatzweise die Verkaufs- und damit Erlöszahlen von Harry Potter und Co. bringen, ins Deutsche übersetzen zu lassen, entschloss sich Uwe D. Minge, selbst Romane zu schreiben. So entstand unter dem Pseudonym Paul Quincy die Reihe um den Leutnant der Royal Navy William Turner, der in der Zeit der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung in den Gewässern der Neuen Welt spannende Abenteuer erlebt. Als Ole Groothus begann er die Geschichte der Zwillingsbrüder Peter und Paul Morin, die im Siebenjährigen Krieg spielt, zu erzählen. Beide Romanreihen sind spannend, amüsant, lebendig und lehrreich geschrieben; und so verschieden sie auch geschrieben sind - man weiß beim Lesen beider Reihen sehr schnell um die Liebe des Autors zur See und den Männern, die auf hölzernen Schiffen und unter geblähten Segeln allen Gefahren und Widrigkeiten trotzen.


    Für uns - und damit meine ich diejenigen in diesem Board, die bereits in einem früheren, ähnlich gelagerten Forum aktiv waren - war Uwe D. Minge der "Master", ein Freund, ein Mentor, ein großartiger Mensch. Wir hatten das Vergnügen, mit ihm gemeinsam viele schöne Stunden zu verbringen. Egal ob in Berlin, in Hamburg, in Großenhain, in Flensburg oder bei ihm zu Hause in Falkensee - stets waren seine Lesungen, der Klönschnack mit ihm, das Fachsimpeln und das Spaß haben, seine spannenden Geschichten aus seinem eigenem Leben, aber auch seine Kochkünste und seine grenzenlose Gastfreundschaft unübertroffen.


    Paul Quincy, Ole Groothus, Uwe D. Minge - eben unser "literarisches Dreigestirn" - starb am 27. November 2013.


    In unseren Herzen lebt er fort; wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.