Schon naht die erste Krise:
Wegen der Farbgebung bekam ich die Empfehlung eines modellbauenden Freundes: "Englisch Rot". Das mit dem Englisch Rot war aber keine gute Idee. Habe mir eine Tube der Firma Schmincke gekauft und mich dann zu Hause gewundert, warum die Farbe so komisch auf meine Verdünnungsversuche mit Wasser reagiert und wieso ich meinen Pinsel nicht sauber bekomme. Erst dann nahm ich wahr, dass es sich hier um Harz-Öl-Farbe handelt! (Der gute Mann hat sich dann heftig bei mir entschuldigt - er baut historische Schiffsmodelle aus Holz, da passt das wunderbar...) Ich arbeite ja nur mit Acrylfarben - und ganz ehrlich, so richtig überzeugt hat mich der Farbton auch nicht. Also bin ich doch zurück zu Plan B gegangen und habe mir mein Wunschrot zusammengemischt. Ein Drittel Eisenoxidrot und zwei Drittel Kadmiumrot mittel, beides Schmincke-Tuben, in einem sauber ausgespülten Farbfläschchen von Vallejo mit etwas Wasser gemischt - perfekt! Das sehr gut zu verschließende Fläschchen ist reichlich halb voll, das sollte für alle rot zu streichenden Teile reichen.
Das war aber jetzt noch nicht die oben angekündigte Krise.
Überhaupt, die Farbgebung: Während bei der Papegojan noch Beplankung und Decks in bedruckter Form vorlagen und teilweise auf lasergeschnittene Teile sauber ausgeschnitten aufgeklebt werden mussten, sind ja bei der Mercury alle Teile Lasercut und nicht bedruckt und müssen also angemalt werden. Spannend wird das bei den Decks. Nichts ist schwerer als einen guten Holzton hinzubekommen. Zwar waren ja bei den Schiffen unserer Zeit sehr viele Teile mit einem Farbanstrich versehen, aber eben nicht alle. Exemplarisch hierfür sind eben die Decks. Ich stand also vor der Aufgabe, den Decks einen Anstrich zu verpassen, der einer möglichen damaligen Realität so nahe wie möglich kommt. Ich gebe es zu: Mein erster Versuch war eine Katastrophe! Viel zu dunkelgelb, viel zu grell, viel zu unecht. Ich ärgerte mich maßlos über mich selbst und über die Tatsache, dass ich mich von einer nicht zu begründenden Ungeduld habe hinreißen lassen, gleich auf den Decksteilen zu streichen anstatt erst einmal eine Probebemalung an einem weißen Kartonstück zu machen. :cursing: Was also tun? Lasercut heißt ja nicht nur, dass die Teile mit dem Laser sauber ausgeschnitten sind. Lasercut heißt auch, dass feine Kanten, wie eben die Plankenstöße eines Decks, per Laser sauber in den Karton eingebrannt sind. Nach dem ersten Anstrich waren die auch noch richtig gut zu sehen - bis auf die Farbe sah es perfekt aus. Würde ein zweiter, den Farbton korrigierender Anstrich, diese angedeuteten Plankenstöße nicht zukleistern?
Das war aber jetzt noch nicht die oben angekündigte Krise.
An dem Problem dachte ich eine Weile herum und entschied mich dann für einen erneuten Anstrich. Ich mischte mir einen Farbton, der meinen Vorstellungen entsprach, probierte ihn auf Weiß und dann an den Stellen vom Hauptdeck, die später sowieso nicht mehr zu sehen sind. Das Ergebnis gefiel mir, auch wenn meine Plankenstöße nur noch arg blass vorschimmerten und die Nagelung und Dübelung der Planken erst recht. Egal, dafür gibt es ja hier im Forum reichlich Tipps, dachte ich mir. Also zog ich die Stöße mit einem ebenso harten wie feinen Druckbleistift nach. Die Dübelung hob ich dadurch hervor, dass ich die Spitze des Druckbleistiftes mit sanftem Druck (weil: Druckbleistift! ) an den entsprechenden Stellen in den Karton bohrte. Und das sah dann richtig super aus! (Zeige ich etwas später. )
Nachdem ich nun also mein Deck gerettet hatte, konnte ich es endlich auf dem Rumpf anbringen. Weiter vorn sieht man ja, dass es bereits ein "Unterdeck" gab, auf das das "richtige" Deck aufgeleimt werden musste. Dieses untere Deck liegt auf den Kanten der Spanten auf - ich zeige hier nochmal das Spantengerüst, um das Prinzip zu zeigen - denn jetzt kommt gleich die Krise, die ich oben angekündigt habe:
Und nun das "Unterdeck" drauf, das sah dann so aus:
Jetzt also das richtige Deck da drauf. Ich also zwar sehr dünn, aber flächendeckend meinen guten Weißleim aufgetragen und dann ab an Deck mit dem Deck! Passgenauigkeit wieder super, alles toll, alles gut! Dann das Heckteil des Hauptdecks drauf, passt wunderbar, klasse! Auf diesem Teil hatte ich bereits das karierte Segeltuch für die great kabin aufgeklebt. Und dann nahm das Unglück seinen Lauf: Das Deck wellte sich! ;( Mir war sofort klar, was passiert war: Das Unterdeck war durch den Weißleim zumindest soviel aufgeweicht, dass es zwischen den Spanten, auf denen es aufliegt, leicht durchhing. Und da war sie jetzt, die Krise!
Der Trocknungsprozess war schon so weit fortgeschritten, dass sich ein Runterreißen des Decks verbot. In so einem Moment macht sich Panik breit: Ziemlich zu Beginn gleich sowas! Mit zunehmendem Trocknungsprozess stellte ich aber fest, dass sich das Deck wieder glättete. Dennoch, ein paar leichte Wellen bleiben vermutlich. :(
Im Nachgang ist man ja immer schlauer. Der Karton des "Unterdecks" ist der dickeste nicht. Hier wäre es sicher sehr hilfreich gewesen, diese Fläche vorher mit einem härtenden Lack zu behandeln. Ob ein anderer Kleber etwas gebracht hätte, wage ich zu bezweifeln, denn es ist letztendlich egal, mit welcher Substanz sich der dünne Karton vollsaugt und dann den Gesetzen der Schwerkraft folgt. Wichtig ist mir hier aber vor allem - und deshalb schildere ich das auch in aller Ausführlicheit - das andere Modellbauer, die sich auch für die Mercury von Shipyard entscheiden, an dieser Stelle bessere Entscheidungen treffen als ich.
So, nun lasse ich deswegen den Kopf nicht hängen, und ich werde auch nicht das Feuerzeug an mein Modell halten. ^^ Wenn ich mir die Bilder des fertigen Modells auf der Shipyardseite anschaue, weiß ich, dass man von dem welligen Teil des Decks später so gut wie nichts mehr sieht. Zum Glück sind die Wellen ja nicht überall und auch nicht so extrem.
So, was hab ich denn nun insgesamt geschafft außer dem welligen Deck? Im Heckbereich gibt es drei Schotts, zwei quer, eins längs, die wurden zusammengebaut - auch hier wieder diese wundervolle Optik, die ich ja bereits weiter vorn beschrieben habe - und dann mit meiner persönlichen Rot-Farbe angemalt. Ein paar Türen hab ich auch noch gebaut. Das Anmalen nimmt enorm Zeit in Anspruch, aber es soll ja gut aussehen, und die habe ich mir genommen. Tja, und so sieht es nun aus:
Auf diese fleckige Linie vorn kommt auch noch ein Schott und dann kommt da das Vordeck drüber. Also keine Panik. An Deck liegt eine fertig bemalte Tür, drei andere liegen da hinten, noch nicht fertig bemalt.
So, und ab jetzt keine groben Fehler mehr! :!:
Noch rechtzeitig habe ich entdeckt, dass es zu den Türen der Schotts auch "Fensterscheiben" gibt - hatte mir schon überlegt, wenigstens für die Türen, die nach außen zum offenen Deck hingehen, da etwas aus Folie zu schnitzen. Aber es ist ja alles da in diesem Bausatz! :rolleyes:
Also frisch ans Werk.
Die Tür. Ja, wie baut man denn sowas in Karton? Das will ich heute mal zeigen, einfach um zu verdeutlichen, wie so scheinbar belanglose Kleinigkeiten doch interessant daher kommen können.
Heute baue ich eine Tür, die unter das Vordeck führt, also am fertigen Modell gut zu sehen ist, weshalb auch besondere Sorgfalt angebracht ist. Von den insgesamt 12 Türen, die das Modell hat, gilt das übrigens für 8. Also dass sie später auch noch zu sehen sind.
Das Prinzip ist einfach: Drei Kartonteile müssen übereinander geklebt werden, dann gibt es noch ein bissel was zum Aufwerten - fertig. Fangen wir also an:
Zuerst einmal färbe ich die Kanten des Fensterkreuzes, da man dort später, nach dem Zusammenkleben, schlecht ran kommt. Ebenso färbe ich schon mal ein paar andere Stellen - warum, wird später deutlich.
So, das Auslösen aus dem Lasercutbogen geht schnell. Die kleinen Vierecke am unteren Bildrand des obigen Fotos werden später auch noch gebraucht.
Am Mittelteil erkennt man übrigens gut, dass die Linien nicht nur aufgedruckt, sondern mittels Laser eingraviert sind und bei nicht zu dicker Bemalung das machen, was sie machen sollen: Auch nach der Farbgebung sichtbar sein.
Jetzt klebe ich die ersten beiden Teile zusammen.
Dreht man das jetzt um, erkennt man, dass um das Fensterkreuz ein tieferstehender Bereich ist. Und genau für diesen gibt es auf einem speziellen Folienbogen vorgestanzte Teile. Nur noch das passende Teil herausbrechen...
... und in das Fenster schieben: Passt perfekt und ist auf diesem Bild fast nicht mehr zu sehen:
Jetzt klebe ich die andere Seite des Türblattes auf.