Der Roman ist wirklich lesenswert, eben weil gerade nicht aus einer klassischen (wenn auch fiktiven) "Mittendrin"-Perspektive erzählt wird. John Webber, der von der Admiralität beauftragte Zeichner, der bereits als kleiner Junge wegen der ärmlichen Verhältnisse seines Vaters zu Verwandten in die Schweiz gegeben worde, schildert seine Erlebnisse von Cooks letzter Reise.
Weil über Webber außer seinen überlieferten Malereien wenig bekannt ist, beginnt hier der imaginäre Teil der Erzählung, deren äußerer Rahmen durch die belegbaren historischen Tatsachen vorgegeben ist. So "webt" der Autor die Perspektive des zurückhaltenden und scheuen jungen Malers in die rauhe Wirklichkeit der See- und Entdeckungsfahrten des späten 18. Jahrhunderts ein. Durch Rückblenden und Erzählung der Geschehnisse nach Ende der Reise ergibt sich nach und nach ein Gesamtbild.
Dabei zeigt sich, das Webber nun so gar nicht der Entdeckungsreisende ist und ziemlich unter den Gegebenheiten der Naturgewalt und an Bord des kleinen Schiffes leidet. Dennoch ist er von den Eindrücken, die die fernen Länder und Menschen bieten, stark beeindruckt und versucht dieses in seinen Bildern festzuhalten. Das eigene Gewissen und die unbekannten Gefühle machen ihm jedoch oft genug einen Strich durch die Rechnung.
Hartmann schafft es, die Geschehnisse ganz behutsam zu erzählen. Fast scheu und zurückhaltend, wie Webber vielleicht selbst gewesen sein mag. Andeutungen sind klar, aber gleiten nie tendenziös ab. Das ungehobelte Seemannsleben wird von Webber (so uns das sein Pseudobiograph Hartmann zu verstehen geben will) immer mit Befremden empfunden, als wenn es sich nicht mit der Seele eines Künstlers vereinbaren ließe. Dieser Eindruck wird durch die fast schon sanfte Erzählweise des Autors noch verstärkt.
Insgesamt ein sehr interessanter Roman, der die historischen Tatsachen mit der eigenen Story mal aus einem anderen Blickwinkel ohne heroische Abenteuer- oder Heldenperspektive erzählt.