Gute Frage! Einerseits würde ich spontan Guy Nelson und Angarvater zustimmen; Offizier kann nur der sein, der auch einen entsprechenden Nachweis darüber hat, mit Stempel, Siegel und so...
Andererseits muss man auch die Kriegsrealität (nehmen wir mal 1793-1815) berücksichtigen. Dann sieht es nämlich so aus, dass die Briten dank etlicher Siege zur See in dieser Zeit viel mehr französische Seeleute in Gefangenschaft nahmen als umgekehrt. Außerdem kosten die Offiziere im Unterhalt auch noch mehr als die unteren Ränge. Den Franzosen dürfte also daran gelegen haben, möglichst viele (britische) "Offiziere" in ihren Listen für eventuelle Gefangenenaustausche zu haben.
Lavery schreibt dazu (über Gefangene in GB):
Zitat
As always, officers had much better conditions. Most were allowed to give parole, and therefore to live quietly in towns until exchanged. Commissioned officers were paid at a rate of 1s per day, and other officers at 6d [Pennies] per day in 1796.
Ok, das haben wir uns alle schon so gedacht. Entscheidender ist der nächste Absatz:
Zitat
The definition of an officer was quite wide, and included all ranks down to the clerk on a ship of war, officers of merchant ships, and 'passengers of genteel rank'.
Fundstelle: Lavery, Brian: Nelson's Navy. The Ships, Men and Organisation 1793-1815, London 1989, S. 320.
Die (kaufmännischen) (Büro-) Angestellten "Clerks" an Bord eines Schiffes waren eigentlich nur Warrant Officers, also nicht militärisch "commissioned" sondern nur mit einer Bevollmächtigung für ihre Tätigkeit an Bord eines Schiffes ausgestattet.
Klar, ein Midi besitzt weder das eine noch das andere, unterscheidet sich aber durch Alter, Uniform, (soz. Herkunft), ... von den Mannschaftsdienstgraden und sind ja letztlich Offiziersanwärter.
Daher würden für mich die Midis auch zum erweiterten Kreis der Offiziere in Kriegsgefangenschaft zählen.
Ich schaue aber nochmal in einer britischen Quelle nach, was die dazu sagt.